Voller selbstgewachsnen Balsams selbstgewachsne Bal- samdose, Die vom Finger der Natur aus Rubin formiret scheint, Womit sich ein grüner Schmelz, dem Smaragd fast gleich, vereint, Süsser Dünste sanfte Quelle, Pracht der Gärten, holde Rose! Dein gesegnet Wiederkommen, deinen Liebreiz, deinen Stral, Dein bewundernswürdigs Prangen, dein den Blick be- zaubernd Glänzen, Dein' ambrirte süße Düfte, schönstes Kind des schönen Lenzen, Riech und seh' ich auf der Welt itzo sechs und sechzigmal. Wie vergnügt sich meine Seele, da ich dich von neuem sehe! Da mich dein Geruch erquickt, wie vergnügt sich Hirn und Brust! Sonderlich da im Empfinden der durch dich erregten Lust, Jch den Ursprung aller Schönheit, deine große Quell, erhöhe, Als wohin dein Schmuck mich leitet. Meine frohe See- le spürt, Daß die Gottheit selber sie, durch die Rose, zu sich führt. Der sie schuf und der in sie der Empfindung Kraft ge- senket, Auch die Kraft zu überlegen ihr dabey zugleich geschenket, Jhr der Augen und des Riechens Werkzeug wunderbar formirt, Jst derselbe, der die Rose bloß für sie so schön geziert.
Wem
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Die Roſe.
Voller ſelbſtgewachſnen Balſams ſelbſtgewachſne Bal- ſamdoſe, Die vom Finger der Natur aus Rubin formiret ſcheint, Womit ſich ein gruͤner Schmelz, dem Smaragd faſt gleich, vereint, Suͤſſer Duͤnſte ſanfte Quelle, Pracht der Gaͤrten, holde Roſe! Dein geſegnet Wiederkommen, deinen Liebreiz, deinen Stral, Dein bewundernswuͤrdigs Prangen, dein den Blick be- zaubernd Glaͤnzen, Dein’ ambrirte ſuͤße Duͤfte, ſchoͤnſtes Kind des ſchoͤnen Lenzen, Riech und ſeh’ ich auf der Welt itzo ſechs und ſechzigmal. Wie vergnuͤgt ſich meine Seele, da ich dich von neuem ſehe! Da mich dein Geruch erquickt, wie vergnuͤgt ſich Hirn und Bruſt! Sonderlich da im Empfinden der durch dich erregten Luſt, Jch den Urſprung aller Schoͤnheit, deine große Quell, erhoͤhe, Als wohin dein Schmuck mich leitet. Meine frohe See- le ſpuͤrt, Daß die Gottheit ſelber ſie, durch die Roſe, zu ſich fuͤhrt. Der ſie ſchuf und der in ſie der Empfindung Kraft ge- ſenket, Auch die Kraft zu uͤberlegen ihr dabey zugleich geſchenket, Jhr der Augen und des Riechens Werkzeug wunderbar formirt, Jſt derſelbe, der die Roſe bloß fuͤr ſie ſo ſchoͤn geziert.
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Die Roſe.
Voller ſelbſtgewachſnen Balſams ſelbſtgewachſne Bal-
ſamdoſe,
Die vom Finger der Natur aus Rubin formiret ſcheint,
Womit ſich ein gruͤner Schmelz, dem Smaragd faſt
gleich, vereint,
Suͤſſer Duͤnſte ſanfte Quelle, Pracht der Gaͤrten, holde
Roſe!
Dein geſegnet Wiederkommen, deinen Liebreiz, deinen
Stral,
Dein bewundernswuͤrdigs Prangen, dein den Blick be-
zaubernd Glaͤnzen,
Dein’ ambrirte ſuͤße Duͤfte, ſchoͤnſtes Kind des ſchoͤnen
Lenzen,
Riech und ſeh’ ich auf der Welt itzo ſechs und ſechzigmal.
Wie vergnuͤgt ſich meine Seele, da ich dich von neuem
ſehe!
Da mich dein Geruch erquickt, wie vergnuͤgt ſich Hirn und
Bruſt!
Sonderlich da im Empfinden der durch dich erregten Luſt,
Jch den Urſprung aller Schoͤnheit, deine große Quell,
erhoͤhe,
Als wohin dein Schmuck mich leitet. Meine frohe See-
le ſpuͤrt,
Daß die Gottheit ſelber ſie, durch die Roſe, zu ſich fuͤhrt.
Der ſie ſchuf und der in ſie der Empfindung Kraft ge-
ſenket,
Auch die Kraft zu uͤberlegen ihr dabey zugleich geſchenket,
Jhr der Augen und des Riechens Werkzeug wunderbar
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Jſt derſelbe, der die Roſe bloß fuͤr ſie ſo ſchoͤn geziert.
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/375>, abgerufen am 03.03.2025.
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