Nöthige und nützliche Betrachtungen über unsere Pflichten.
Ein sinnlichs, ein empfindlichs Herz gieb mir, o Gott! für deine Werke, Daß ich, so oft ich sie genieße, dein Daseyn, deine Lie- be merke! Vermehr in mir die Kraft der Seele, die sinnlich! laß mich das, was schön, Empfinden, hören, schmecken, sehn! Vor allen aber laß die Kraft zu überlegen, zu verstehn, Daß alles bloß aus dir nur stamme, sich auch sowohl als jene mehren; Weil, durch die Kraft zu überlegen, die reichen Schätze dieser Erden Nur ganz allein mein eigen werden, Nur bloß durch sie mir zugehören. So viel ich meine Seele kenne, fühl ich, daß sie zwo Kräft' enthält: Die rege Kraft, zu überlegen, und das Vermögen, zu empfinden. Vereinen sich nun diese Kräfte mit jedem Vorwurf in der Welt, So daß in ihrer Pracht und Ordnung sie ihren großen Urstand finden; Genießt man sie nach Gottes Absicht; Genießt man sie nach unsrer Pflicht. So lange sie sich aber scheiden, ist, nebst dem Werkzeug ihrer Sinnen, Selbst ihre Kraft, die sinnlich, todt; sie hat die Welt und hat sie nicht;
Der
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Noͤthige und nuͤtzliche Betrachtungen uͤber unſere Pflichten.
Ein ſinnlichs, ein empfindlichs Herz gieb mir, o Gott! fuͤr deine Werke, Daß ich, ſo oft ich ſie genieße, dein Daſeyn, deine Lie- be merke! Vermehr in mir die Kraft der Seele, die ſinnlich! laß mich das, was ſchoͤn, Empfinden, hoͤren, ſchmecken, ſehn! Vor allen aber laß die Kraft zu uͤberlegen, zu verſtehn, Daß alles bloß aus dir nur ſtamme, ſich auch ſowohl als jene mehren; Weil, durch die Kraft zu uͤberlegen, die reichen Schaͤtze dieſer Erden Nur ganz allein mein eigen werden, Nur bloß durch ſie mir zugehoͤren. So viel ich meine Seele kenne, fuͤhl ich, daß ſie zwo Kraͤft’ enthaͤlt: Die rege Kraft, zu uͤberlegen, und das Vermoͤgen, zu empfinden. Vereinen ſich nun dieſe Kraͤfte mit jedem Vorwurf in der Welt, So daß in ihrer Pracht und Ordnung ſie ihren großen Urſtand finden; Genießt man ſie nach Gottes Abſicht; Genießt man ſie nach unſrer Pflicht. So lange ſie ſich aber ſcheiden, iſt, nebſt dem Werkzeug ihrer Sinnen, Selbſt ihre Kraft, die ſinnlich, todt; ſie hat die Welt und hat ſie nicht;
Der
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zum irdiſchen Vergnuͤgen in Gott.
Noͤthige und nuͤtzliche Betrachtungen
uͤber unſere Pflichten.
Ein ſinnlichs, ein empfindlichs Herz gieb mir, o Gott!
fuͤr deine Werke,
Daß ich, ſo oft ich ſie genieße, dein Daſeyn, deine Lie-
be merke!
Vermehr in mir die Kraft der Seele, die ſinnlich! laß
mich das, was ſchoͤn,
Empfinden, hoͤren, ſchmecken, ſehn!
Vor allen aber laß die Kraft zu uͤberlegen, zu verſtehn,
Daß alles bloß aus dir nur ſtamme, ſich auch ſowohl
als jene mehren;
Weil, durch die Kraft zu uͤberlegen, die reichen Schaͤtze
dieſer Erden
Nur ganz allein mein eigen werden,
Nur bloß durch ſie mir zugehoͤren.
So viel ich meine Seele kenne, fuͤhl ich, daß ſie zwo
Kraͤft’ enthaͤlt:
Die rege Kraft, zu uͤberlegen, und das Vermoͤgen, zu
empfinden.
Vereinen ſich nun dieſe Kraͤfte mit jedem Vorwurf in der
Welt,
So daß in ihrer Pracht und Ordnung ſie ihren großen
Urſtand finden;
Genießt man ſie nach Gottes Abſicht; Genießt man ſie
nach unſrer Pflicht.
So lange ſie ſich aber ſcheiden, iſt, nebſt dem Werkzeug
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Selbſt ihre Kraft, die ſinnlich, todt; ſie hat die Welt
und hat ſie nicht;
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/365>, abgerufen am 03.03.2025.
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