Wohin ich meine Blicke kehre, Blüht alles itzo, dem zur Ehre, Der, uns zur Lust, die schöne Welt Erschuf, regieret und erhält. Der, damit wir das, was so schön, Genießen möchten, und es sehn; Das wunderbare Sonnenlicht, Und das beträchtliche Gesicht, Dabey uns eine Kraft geschenket, Die, wenn sie recht gedenket, denket: Daß alles, was so schön vorhanden, Nicht sey von ungefähr entstanden: Nein, sie begreift, durch sichre Schlüsse; Ein ordnungsvoll unendlich Ein, Ein weis' und liebreich Wesen, müsse So vieler Wunder Urstand seyn. Auf diesen Urstand aller Dinge, Von dem, was ist, sein Seyn empfinge, Will ich die beste Kraft, das Denken, Bey meiner Lust, beständig lenken, Jhm meine frohe Seele weihn, Jhm meine Lust zum Opfer schenken, Jhn preisen, und ihm dankbar seyn.
Ueber-
Vermiſchte Gedichte
Fruͤhlingsgedanken 1746.
Wohin ich meine Blicke kehre, Bluͤht alles itzo, dem zur Ehre, Der, uns zur Luſt, die ſchoͤne Welt Erſchuf, regieret und erhaͤlt. Der, damit wir das, was ſo ſchoͤn, Genießen moͤchten, und es ſehn; Das wunderbare Sonnenlicht, Und das betraͤchtliche Geſicht, Dabey uns eine Kraft geſchenket, Die, wenn ſie recht gedenket, denket: Daß alles, was ſo ſchoͤn vorhanden, Nicht ſey von ungefaͤhr entſtanden: Nein, ſie begreift, durch ſichre Schluͤſſe; Ein ordnungsvoll unendlich Ein, Ein weiſ’ und liebreich Weſen, muͤſſe So vieler Wunder Urſtand ſeyn. Auf dieſen Urſtand aller Dinge, Von dem, was iſt, ſein Seyn empfinge, Will ich die beſte Kraft, das Denken, Bey meiner Luſt, beſtaͤndig lenken, Jhm meine frohe Seele weihn, Jhm meine Luſt zum Opfer ſchenken, Jhn preiſen, und ihm dankbar ſeyn.
Ueber-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0334"n="314"/><fwplace="top"type="header">Vermiſchte Gedichte</fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Fruͤhlingsgedanken 1746.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">W</hi>ohin ich meine Blicke kehre,</l><lb/><l>Bluͤht alles itzo, dem zur Ehre,</l><lb/><l>Der, uns zur Luſt, die ſchoͤne Welt</l><lb/><l>Erſchuf, regieret und erhaͤlt.</l><lb/><l>Der, damit wir das, was ſo ſchoͤn,</l><lb/><l>Genießen moͤchten, und es ſehn;</l><lb/><l>Das wunderbare Sonnenlicht,</l><lb/><l>Und das betraͤchtliche Geſicht,</l><lb/><l>Dabey uns eine Kraft geſchenket,</l><lb/><l>Die, wenn ſie recht gedenket, denket:</l><lb/><l>Daß alles, was ſo ſchoͤn vorhanden,</l><lb/><l>Nicht ſey von ungefaͤhr entſtanden:</l><lb/><l>Nein, ſie begreift, durch ſichre Schluͤſſe;</l><lb/><l>Ein ordnungsvoll unendlich Ein,</l><lb/><l>Ein weiſ’ und liebreich Weſen, muͤſſe</l><lb/><l>So vieler Wunder Urſtand ſeyn.</l><lb/><l>Auf dieſen Urſtand aller Dinge,</l><lb/><l>Von dem, was iſt, ſein Seyn empfinge,</l><lb/><l>Will ich die beſte Kraft, das Denken,</l><lb/><l>Bey meiner Luſt, beſtaͤndig lenken,</l><lb/><l>Jhm meine frohe Seele weihn,</l><lb/><l>Jhm meine Luſt zum Opfer ſchenken,</l><lb/><l>Jhn preiſen, und ihm dankbar ſeyn.</l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Ueber-</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[314/0334]
Vermiſchte Gedichte
Fruͤhlingsgedanken 1746.
Wohin ich meine Blicke kehre,
Bluͤht alles itzo, dem zur Ehre,
Der, uns zur Luſt, die ſchoͤne Welt
Erſchuf, regieret und erhaͤlt.
Der, damit wir das, was ſo ſchoͤn,
Genießen moͤchten, und es ſehn;
Das wunderbare Sonnenlicht,
Und das betraͤchtliche Geſicht,
Dabey uns eine Kraft geſchenket,
Die, wenn ſie recht gedenket, denket:
Daß alles, was ſo ſchoͤn vorhanden,
Nicht ſey von ungefaͤhr entſtanden:
Nein, ſie begreift, durch ſichre Schluͤſſe;
Ein ordnungsvoll unendlich Ein,
Ein weiſ’ und liebreich Weſen, muͤſſe
So vieler Wunder Urſtand ſeyn.
Auf dieſen Urſtand aller Dinge,
Von dem, was iſt, ſein Seyn empfinge,
Will ich die beſte Kraft, das Denken,
Bey meiner Luſt, beſtaͤndig lenken,
Jhm meine frohe Seele weihn,
Jhm meine Luſt zum Opfer ſchenken,
Jhn preiſen, und ihm dankbar ſeyn.
Ueber-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/334>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.