Dieses ist ein kleines Thier, welches Norden uns nur zollt, Sonderlich Siberien; es ist fast den Martern gleich, Doch an einem glänzenden braun- und schönen Haar so reich, Daß es höher noch im Preise, als das allerfeinste Gold. Nur für Rußlands Kaiserinn sind sie ein Regal allein, Und sie müssen von Gefangnen wöchentlich geliefert seyn, Welche doch, wenn sie die Zahl, die sie schuldig, ein- gebracht, Und sie etwan mehr bekommen, Jhnen stets für baare Zahlung richtig werden abgenommen. Hiermit wird im Orient fast der größte Staat gemacht. Daß die Felle nicht verderben, fänget man sie meist in Schlingen, Wo hinein man dieses Thierchen weis mit vieler List zu bringen; Auch in Fallen, auch durch Bolzen, vorn mit schwerem Bley begossen, Werden Zobel angeschossen. Ein ganz ungemeiner Handel wird mit diesem Thier ge- führt. Da es manchen sehr bereichert, und auch manchen wärmt und ziert, Jst es gleichfalls anzusehn, als ein Theil von vielen Ga- ben, Welche wir, zu unsrer Lust und zum Nutz, empfangen haben.
Das
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uͤber das Reich der Thiere.
Der Zobel.
Dieſes iſt ein kleines Thier, welches Norden uns nur zollt, Sonderlich Siberien; es iſt faſt den Martern gleich, Doch an einem glaͤnzenden braun- und ſchoͤnen Haar ſo reich, Daß es hoͤher noch im Preiſe, als das allerfeinſte Gold. Nur fuͤr Rußlands Kaiſerinn ſind ſie ein Regal allein, Und ſie muͤſſen von Gefangnen woͤchentlich geliefert ſeyn, Welche doch, wenn ſie die Zahl, die ſie ſchuldig, ein- gebracht, Und ſie etwan mehr bekommen, Jhnen ſtets fuͤr baare Zahlung richtig werden abgenommen. Hiermit wird im Orient faſt der groͤßte Staat gemacht. Daß die Felle nicht verderben, faͤnget man ſie meiſt in Schlingen, Wo hinein man dieſes Thierchen weis mit vieler Liſt zu bringen; Auch in Fallen, auch durch Bolzen, vorn mit ſchwerem Bley begoſſen, Werden Zobel angeſchoſſen. Ein ganz ungemeiner Handel wird mit dieſem Thier ge- fuͤhrt. Da es manchen ſehr bereichert, und auch manchen waͤrmt und ziert, Jſt es gleichfalls anzuſehn, als ein Theil von vielen Ga- ben, Welche wir, zu unſrer Luſt und zum Nutz, empfangen haben.
Das
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uͤber das Reich der Thiere.
Der Zobel.
Dieſes iſt ein kleines Thier, welches Norden uns nur
zollt,
Sonderlich Siberien; es iſt faſt den Martern gleich,
Doch an einem glaͤnzenden braun- und ſchoͤnen Haar ſo reich,
Daß es hoͤher noch im Preiſe, als das allerfeinſte Gold.
Nur fuͤr Rußlands Kaiſerinn ſind ſie ein Regal allein,
Und ſie muͤſſen von Gefangnen woͤchentlich geliefert ſeyn,
Welche doch, wenn ſie die Zahl, die ſie ſchuldig, ein-
gebracht,
Und ſie etwan mehr bekommen,
Jhnen ſtets fuͤr baare Zahlung richtig werden abgenommen.
Hiermit wird im Orient faſt der groͤßte Staat gemacht.
Daß die Felle nicht verderben, faͤnget man ſie meiſt in
Schlingen,
Wo hinein man dieſes Thierchen weis mit vieler Liſt
zu bringen;
Auch in Fallen, auch durch Bolzen, vorn mit ſchwerem
Bley begoſſen,
Werden Zobel angeſchoſſen.
Ein ganz ungemeiner Handel wird mit dieſem Thier ge-
fuͤhrt.
Da es manchen ſehr bereichert, und auch manchen waͤrmt
und ziert,
Jſt es gleichfalls anzuſehn, als ein Theil von vielen Ga-
ben,
Welche wir, zu unſrer Luſt und zum Nutz, empfangen
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/317>, abgerufen am 22.02.2025.
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