Die Thiere werden zwar bey uns nicht leichtlich le- bendig gefunden, Doch wird was angenehm an ihnen von uns nicht weni- ger empfunden, Wenn man die Bälge zu uns bringt, nebst ihrem Aus- wurf, dessen Duft Mit solcher süßen Lieblichkeit und holden Dünsten in die Luft, Die sie umgiebt, beständig quillet, Daß ein empfindliches Vergnügen durch den Geruch das Hirn erfüllet Und uns recht inniglich vergnügt. Wer von uns Men- schen kann begreifen, Auf welche Weise sich die Theilchen, die den Geruch ver- gnügen, häufen, Entstehen, und so lange dauren? Da Dinge, die bey ihnen liegen, Von ihnen gleichsam eingebiesamt, so stark uns, wie sie selbst, vergnügen, Ohn etwas ihnen zu benehmen. Dieß Thier ist grau mit schwarzen Flecken. Am Bauch, in einem kleinen Beutel, soll der Zibeth be- sonders stecken, Der gegen Schmerzen der Kolik sehr heilsam und besonders gut, Und gegen die Apoplexie nicht minder große Wirkung thut. Daß freylich auch in diesem Thier, wenn man so Nutz als Lust verbindet, Man einen wundernswürd'gen Vorwurf Gott überzeugt zu danken findet.
Das
Betrachtungen
Die Zibethkatze.
Die Thiere werden zwar bey uns nicht leichtlich le- bendig gefunden, Doch wird was angenehm an ihnen von uns nicht weni- ger empfunden, Wenn man die Baͤlge zu uns bringt, nebſt ihrem Aus- wurf, deſſen Duft Mit ſolcher ſuͤßen Lieblichkeit und holden Duͤnſten in die Luft, Die ſie umgiebt, beſtaͤndig quillet, Daß ein empfindliches Vergnuͤgen durch den Geruch das Hirn erfuͤllet Und uns recht inniglich vergnuͤgt. Wer von uns Men- ſchen kann begreifen, Auf welche Weiſe ſich die Theilchen, die den Geruch ver- gnuͤgen, haͤufen, Entſtehen, und ſo lange dauren? Da Dinge, die bey ihnen liegen, Von ihnen gleichſam eingebieſamt, ſo ſtark uns, wie ſie ſelbſt, vergnuͤgen, Ohn etwas ihnen zu benehmen. Dieß Thier iſt grau mit ſchwarzen Flecken. Am Bauch, in einem kleinen Beutel, ſoll der Zibeth be- ſonders ſtecken, Der gegen Schmerzen der Kolik ſehr heilſam und beſonders gut, Und gegen die Apoplexie nicht minder große Wirkung thut. Daß freylich auch in dieſem Thier, wenn man ſo Nutz als Luſt verbindet, Man einen wundernswuͤrd’gen Vorwurf Gott uͤberzeugt zu danken findet.
Das
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Betrachtungen
Die Zibethkatze.
Die Thiere werden zwar bey uns nicht leichtlich le-
bendig gefunden,
Doch wird was angenehm an ihnen von uns nicht weni-
ger empfunden,
Wenn man die Baͤlge zu uns bringt, nebſt ihrem Aus-
wurf, deſſen Duft
Mit ſolcher ſuͤßen Lieblichkeit und holden Duͤnſten in die
Luft,
Die ſie umgiebt, beſtaͤndig quillet,
Daß ein empfindliches Vergnuͤgen durch den Geruch das
Hirn erfuͤllet
Und uns recht inniglich vergnuͤgt. Wer von uns Men-
ſchen kann begreifen,
Auf welche Weiſe ſich die Theilchen, die den Geruch ver-
gnuͤgen, haͤufen,
Entſtehen, und ſo lange dauren? Da Dinge, die bey
ihnen liegen,
Von ihnen gleichſam eingebieſamt, ſo ſtark uns, wie ſie
ſelbſt, vergnuͤgen,
Ohn etwas ihnen zu benehmen. Dieß Thier iſt grau
mit ſchwarzen Flecken.
Am Bauch, in einem kleinen Beutel, ſoll der Zibeth be-
ſonders ſtecken,
Der gegen Schmerzen der Kolik ſehr heilſam und beſonders
gut,
Und gegen die Apoplexie nicht minder große Wirkung thut.
Daß freylich auch in dieſem Thier, wenn man ſo Nutz
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/312>, abgerufen am 03.03.2025.
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