Nunmehr kömmt, in unsrer Ordnung, das ergrimmte Pantherthier, Dem zu Ehren zu betrachten, welcher es gemacht, uns für, Das in seiner Art nicht minder wohlgebildet ist und schön, Da wir auf der ganzen Haut nichts als schöne schwarze Flecken, Mit besonder scharfem Umstrich und sehr nett geformt, entdecken, Die auf röthlichgelbem Grunde in der schönsten Ordnung stehn. Ob nun gleich sein Grimm, die Stärke, die Geschwindig- keit, die Wut Oftermals den Menschen tödtlich, und nicht selten Schaden thut; Jst doch auch in diesem Thier', wie in allen andern Werken, Eines mächt'gen Schöpfers Ordnung bey dem Aufenthalt zu merken, Jn der ihnen angewies' nen Wohnung, da sie in den Wüsten, Von der Menschheit abgesondert, und entfernet, einsam nisten, Und nur an sehr wenig Oertern. Jhrer bunten Bälge Pracht Wird aus so entfernten Ländern auch sogar zu uns ge- bracht, Und sehr gern von uns genützet: daß wir also Vortheil spüren, So im Handel als Gebrauch, und uns auch bereichert sehn Durch dieß schön' und wilde Thier, sonder in Gefahr zu stehn, Leib und Leben zu verlieren.
Das
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uͤber das Reich der Thiere.
Das Pantherthier.
Nunmehr koͤmmt, in unſrer Ordnung, das ergrimmte Pantherthier, Dem zu Ehren zu betrachten, welcher es gemacht, uns fuͤr, Das in ſeiner Art nicht minder wohlgebildet iſt und ſchoͤn, Da wir auf der ganzen Haut nichts als ſchoͤne ſchwarze Flecken, Mit beſonder ſcharfem Umſtrich und ſehr nett geformt, entdecken, Die auf roͤthlichgelbem Grunde in der ſchoͤnſten Ordnung ſtehn. Ob nun gleich ſein Grimm, die Staͤrke, die Geſchwindig- keit, die Wut Oftermals den Menſchen toͤdtlich, und nicht ſelten Schaden thut; Jſt doch auch in dieſem Thier’, wie in allen andern Werken, Eines maͤcht’gen Schoͤpfers Ordnung bey dem Aufenthalt zu merken, Jn der ihnen angewieſ’ nen Wohnung, da ſie in den Wuͤſten, Von der Menſchheit abgeſondert, und entfernet, einſam niſten, Und nur an ſehr wenig Oertern. Jhrer bunten Baͤlge Pracht Wird aus ſo entfernten Laͤndern auch ſogar zu uns ge- bracht, Und ſehr gern von uns genuͤtzet: daß wir alſo Vortheil ſpuͤren, So im Handel als Gebrauch, und uns auch bereichert ſehn Durch dieß ſchoͤn’ und wilde Thier, ſonder in Gefahr zu ſtehn, Leib und Leben zu verlieren.
Das
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uͤber das Reich der Thiere.
Das Pantherthier.
Nunmehr koͤmmt, in unſrer Ordnung, das ergrimmte
Pantherthier,
Dem zu Ehren zu betrachten, welcher es gemacht, uns fuͤr,
Das in ſeiner Art nicht minder wohlgebildet iſt und
ſchoͤn,
Da wir auf der ganzen Haut nichts als ſchoͤne ſchwarze
Flecken,
Mit beſonder ſcharfem Umſtrich und ſehr nett geformt,
entdecken,
Die auf roͤthlichgelbem Grunde in der ſchoͤnſten Ordnung
ſtehn.
Ob nun gleich ſein Grimm, die Staͤrke, die Geſchwindig-
keit, die Wut
Oftermals den Menſchen toͤdtlich, und nicht ſelten Schaden
thut;
Jſt doch auch in dieſem Thier’, wie in allen andern Werken,
Eines maͤcht’gen Schoͤpfers Ordnung bey dem Aufenthalt
zu merken,
Jn der ihnen angewieſ’ nen Wohnung, da ſie in den Wuͤſten,
Von der Menſchheit abgeſondert, und entfernet, einſam
niſten,
Und nur an ſehr wenig Oertern. Jhrer bunten Baͤlge
Pracht
Wird aus ſo entfernten Laͤndern auch ſogar zu uns ge-
bracht,
Und ſehr gern von uns genuͤtzet: daß wir alſo Vortheil
ſpuͤren,
So im Handel als Gebrauch, und uns auch bereichert ſehn
Durch dieß ſchoͤn’ und wilde Thier, ſonder in Gefahr
zu ſtehn,
Leib und Leben zu verlieren.
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/299>, abgerufen am 22.02.2025.
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