Dieses wunderbare Thier, das so fremd, von wel- chem man Die besondere Figur schwerlich recht beschreiben kann, Soll dennoch an Kopf und Ohren unsern Schweinen et- was gleichen, Doch an Größe seines Körpers fast an Elephanten rei- chen. Ob wir nun gleich viel von ihm und von seiner Haut er- zählen, Daß sie wirklich panzerförmig und wir sie mit starken Schilden Recht, als einen Harnisch mahlen, und wie wahre Schuppen bilden, Dennoch wird an diesem Thier, und zumal an seiner Haut, Etwas recht Beträchtliches und Verwunderlichs ge- schaut, Da sie bloß durch ihre Falten, die so dick, so stark, und fest, Dergestalt das Thier beschützen, daß sichs nicht durch- dringen läßt, Und man schreibt, daß es nicht nur vor den Säbel- streichen frey, Sondern auch vor nicht zu starke Schüsse selber sicher sey. Seine Waffen sind ein Horn, das er auf der Nase trä- get, Und dadurch den Elephanten, der sein steter Feind, er- leget. Seine Zunge soll so rauch und von solcher Schärfe seyn,
Daß
uͤber das Reich der Thiere.
Das Nashorn.
Dieſes wunderbare Thier, das ſo fremd, von wel- chem man Die beſondere Figur ſchwerlich recht beſchreiben kann, Soll dennoch an Kopf und Ohren unſern Schweinen et- was gleichen, Doch an Groͤße ſeines Koͤrpers faſt an Elephanten rei- chen. Ob wir nun gleich viel von ihm und von ſeiner Haut er- zaͤhlen, Daß ſie wirklich panzerfoͤrmig und wir ſie mit ſtarken Schilden Recht, als einen Harniſch mahlen, und wie wahre Schuppen bilden, Dennoch wird an dieſem Thier, und zumal an ſeiner Haut, Etwas recht Betraͤchtliches und Verwunderlichs ge- ſchaut, Da ſie bloß durch ihre Falten, die ſo dick, ſo ſtark, und feſt, Dergeſtalt das Thier beſchuͤtzen, daß ſichs nicht durch- dringen laͤßt, Und man ſchreibt, daß es nicht nur vor den Saͤbel- ſtreichen frey, Sondern auch vor nicht zu ſtarke Schuͤſſe ſelber ſicher ſey. Seine Waffen ſind ein Horn, das er auf der Naſe traͤ- get, Und dadurch den Elephanten, der ſein ſteter Feind, er- leget. Seine Zunge ſoll ſo rauch und von ſolcher Schaͤrfe ſeyn,
Daß
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0287"n="267"/><fwplace="top"type="header">uͤber das Reich der Thiere.</fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das Nashorn.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">D</hi>ieſes wunderbare Thier, das ſo fremd, von wel-</l><lb/><l><hirendition="#et">chem man</hi></l><lb/><l>Die beſondere Figur ſchwerlich recht beſchreiben kann,</l><lb/><l>Soll dennoch an Kopf und Ohren unſern Schweinen et-</l><lb/><l><hirendition="#et">was gleichen,</hi></l><lb/><l>Doch an Groͤße ſeines Koͤrpers faſt an Elephanten rei-</l><lb/><l><hirendition="#et">chen.</hi></l><lb/><l>Ob wir nun gleich viel von ihm und von ſeiner Haut er-</l><lb/><l><hirendition="#et">zaͤhlen,</hi></l><lb/><l>Daß ſie wirklich panzerfoͤrmig und wir ſie mit ſtarken</l><lb/><l><hirendition="#et">Schilden</hi></l><lb/><l>Recht, als einen Harniſch mahlen, und wie wahre</l><lb/><l><hirendition="#et">Schuppen bilden,</hi></l><lb/><l>Dennoch wird an dieſem Thier, und zumal an ſeiner</l><lb/><l><hirendition="#et">Haut,</hi></l><lb/><l>Etwas recht Betraͤchtliches und Verwunderlichs ge-</l><lb/><l><hirendition="#et">ſchaut,</hi></l><lb/><l>Da ſie bloß durch ihre Falten, die ſo dick, ſo ſtark, und</l><lb/><l><hirendition="#et">feſt,</hi></l><lb/><l>Dergeſtalt das Thier beſchuͤtzen, daß ſichs nicht durch-</l><lb/><l><hirendition="#et">dringen laͤßt,</hi></l><lb/><l>Und man ſchreibt, daß es nicht nur vor den Saͤbel-</l><lb/><l><hirendition="#et">ſtreichen frey,</hi></l><lb/><l>Sondern auch vor nicht zu ſtarke Schuͤſſe ſelber ſicher</l><lb/><l><hirendition="#et">ſey.</hi></l><lb/><l>Seine Waffen ſind ein Horn, das er auf der Naſe traͤ-</l><lb/><l><hirendition="#et">get,</hi></l><lb/><l>Und dadurch den Elephanten, der ſein ſteter Feind, er-</l><lb/><l><hirendition="#et">leget.</hi></l><lb/><l>Seine Zunge ſoll ſo rauch und von ſolcher Schaͤrfe ſeyn,</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Daß</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[267/0287]
uͤber das Reich der Thiere.
Das Nashorn.
Dieſes wunderbare Thier, das ſo fremd, von wel-
chem man
Die beſondere Figur ſchwerlich recht beſchreiben kann,
Soll dennoch an Kopf und Ohren unſern Schweinen et-
was gleichen,
Doch an Groͤße ſeines Koͤrpers faſt an Elephanten rei-
chen.
Ob wir nun gleich viel von ihm und von ſeiner Haut er-
zaͤhlen,
Daß ſie wirklich panzerfoͤrmig und wir ſie mit ſtarken
Schilden
Recht, als einen Harniſch mahlen, und wie wahre
Schuppen bilden,
Dennoch wird an dieſem Thier, und zumal an ſeiner
Haut,
Etwas recht Betraͤchtliches und Verwunderlichs ge-
ſchaut,
Da ſie bloß durch ihre Falten, die ſo dick, ſo ſtark, und
feſt,
Dergeſtalt das Thier beſchuͤtzen, daß ſichs nicht durch-
dringen laͤßt,
Und man ſchreibt, daß es nicht nur vor den Saͤbel-
ſtreichen frey,
Sondern auch vor nicht zu ſtarke Schuͤſſe ſelber ſicher
ſey.
Seine Waffen ſind ein Horn, das er auf der Naſe traͤ-
get,
Und dadurch den Elephanten, der ſein ſteter Feind, er-
leget.
Seine Zunge ſoll ſo rauch und von ſolcher Schaͤrfe ſeyn,
Daß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/287>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.