Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Betrachtungen
Das Schwein.
Nun wird auch zu gleicher Absicht das so zahm' als
wilde Schwein,
Ein dem Menschen nützlichs Thier, billig zu betrachten
seyn.
Es hat eine spitze Schnauze, kurzen Hals, gespaltne Klauen,
Einen Rüßel, niedre Beine, starke Borsten, dicke Haut,
Waffen, womit oft, die wilden sonderlich, gewaltig hauen.
Es ist leicht zu unterhalten. Alles frißt es, Früchte, Kraut,
Eicheln, Büchen, Spülicht, Bohnen, Wurzeln, Treber,
ja was man
Jn der Wirthschaft von dem Abfall sonst fast gar nicht
brauchen kann.
Es ist dieses Thier so fruchtbar, daß es oft in einem Jahr
Zweymal ferkelt, und zur Zeit wohl auf achtzehn Junge
bringet,
Wodurch denn in unsrer Wirthschaft mannichfacher Nutz
entspringet.
Speck und Fleisch, der Kopf, die Ohren, Würste, Schin-
ken, roh und gar,
Auch der Rüßel, Zungen, Füße liefern uns manch schön
Gericht;
Und es fehlt in Arzeneyen auch an manchem Nutzen nicht.
Haut und Borsten dienen uns. Ja was geben uns im
Jagen
Auch die wilden Schweine nicht für Ergetzen und Be-
hagen!
So gestehe denn ein jeder, voll Erkenntlichkeit, mit mir,
So von wild- als zahmen Schweinen, es sey ein sehr nutz-
bar Thier,
Und erheb' und ehr' und preise den, der sie uns schenkt,
dafür!
Das
Betrachtungen
Das Schwein.
Nun wird auch zu gleicher Abſicht das ſo zahm’ als
wilde Schwein,
Ein dem Menſchen nuͤtzlichs Thier, billig zu betrachten
ſeyn.
Es hat eine ſpitze Schnauze, kurzen Hals, geſpaltne Klauen,
Einen Ruͤßel, niedre Beine, ſtarke Borſten, dicke Haut,
Waffen, womit oft, die wilden ſonderlich, gewaltig hauen.
Es iſt leicht zu unterhalten. Alles frißt es, Fruͤchte, Kraut,
Eicheln, Buͤchen, Spuͤlicht, Bohnen, Wurzeln, Treber,
ja was man
Jn der Wirthſchaft von dem Abfall ſonſt faſt gar nicht
brauchen kann.
Es iſt dieſes Thier ſo fruchtbar, daß es oft in einem Jahr
Zweymal ferkelt, und zur Zeit wohl auf achtzehn Junge
bringet,
Wodurch denn in unſrer Wirthſchaft mannichfacher Nutz
entſpringet.
Speck und Fleiſch, der Kopf, die Ohren, Wuͤrſte, Schin-
ken, roh und gar,
Auch der Ruͤßel, Zungen, Fuͤße liefern uns manch ſchoͤn
Gericht;
Und es fehlt in Arzeneyen auch an manchem Nutzen nicht.
Haut und Borſten dienen uns. Ja was geben uns im
Jagen
Auch die wilden Schweine nicht fuͤr Ergetzen und Be-
hagen!
So geſtehe denn ein jeder, voll Erkenntlichkeit, mit mir,
So von wild- als zahmen Schweinen, es ſey ein ſehr nutz-
bar Thier,
Und erheb’ und ehr’ und preiſe den, der ſie uns ſchenkt,
dafuͤr!
Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0286" n="266"/>
        <fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das Schwein.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">N</hi>un wird auch zu gleicher Ab&#x017F;icht das &#x017F;o zahm&#x2019; als</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">wilde Schwein,</hi> </l><lb/>
            <l>Ein dem Men&#x017F;chen nu&#x0364;tzlichs Thier, billig zu betrachten</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;eyn.</hi> </l><lb/>
            <l>Es hat eine &#x017F;pitze Schnauze, kurzen Hals, ge&#x017F;paltne Klauen,</l><lb/>
            <l>Einen Ru&#x0364;ßel, niedre Beine, &#x017F;tarke Bor&#x017F;ten, dicke Haut,</l><lb/>
            <l>Waffen, womit oft, die wilden &#x017F;onderlich, gewaltig hauen.</l><lb/>
            <l>Es i&#x017F;t leicht zu unterhalten. Alles frißt es, Fru&#x0364;chte, Kraut,</l><lb/>
            <l>Eicheln, Bu&#x0364;chen, Spu&#x0364;licht, Bohnen, Wurzeln, Treber,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ja was man</hi> </l><lb/>
            <l>Jn der Wirth&#x017F;chaft von dem Abfall &#x017F;on&#x017F;t fa&#x017F;t gar nicht</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">brauchen kann.</hi> </l><lb/>
            <l>Es i&#x017F;t die&#x017F;es Thier &#x017F;o fruchtbar, daß es oft in einem Jahr</l><lb/>
            <l>Zweymal ferkelt, und zur Zeit wohl auf achtzehn Junge</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">bringet,</hi> </l><lb/>
            <l>Wodurch denn in un&#x017F;rer Wirth&#x017F;chaft mannichfacher Nutz</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ent&#x017F;pringet.</hi> </l><lb/>
            <l>Speck und Flei&#x017F;ch, der Kopf, die Ohren, Wu&#x0364;r&#x017F;te, Schin-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ken, roh und gar,</hi> </l><lb/>
            <l>Auch der Ru&#x0364;ßel, Zungen, Fu&#x0364;ße liefern uns manch &#x017F;cho&#x0364;n</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Gericht;</hi> </l><lb/>
            <l>Und es fehlt in Arzeneyen auch an manchem Nutzen nicht.</l><lb/>
            <l>Haut und Bor&#x017F;ten dienen uns. Ja was geben uns im</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Jagen</hi> </l><lb/>
            <l>Auch die wilden Schweine nicht fu&#x0364;r Ergetzen und Be-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">hagen!</hi> </l><lb/>
            <l>So ge&#x017F;tehe denn ein jeder, voll Erkenntlichkeit, mit mir,</l><lb/>
            <l>So von wild- als zahmen Schweinen, es &#x017F;ey ein &#x017F;ehr nutz-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">bar Thier,</hi> </l><lb/>
            <l>Und erheb&#x2019; und ehr&#x2019; und prei&#x017F;e den, der &#x017F;ie uns &#x017F;chenkt,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">dafu&#x0364;r!</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Das</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[266/0286] Betrachtungen Das Schwein. Nun wird auch zu gleicher Abſicht das ſo zahm’ als wilde Schwein, Ein dem Menſchen nuͤtzlichs Thier, billig zu betrachten ſeyn. Es hat eine ſpitze Schnauze, kurzen Hals, geſpaltne Klauen, Einen Ruͤßel, niedre Beine, ſtarke Borſten, dicke Haut, Waffen, womit oft, die wilden ſonderlich, gewaltig hauen. Es iſt leicht zu unterhalten. Alles frißt es, Fruͤchte, Kraut, Eicheln, Buͤchen, Spuͤlicht, Bohnen, Wurzeln, Treber, ja was man Jn der Wirthſchaft von dem Abfall ſonſt faſt gar nicht brauchen kann. Es iſt dieſes Thier ſo fruchtbar, daß es oft in einem Jahr Zweymal ferkelt, und zur Zeit wohl auf achtzehn Junge bringet, Wodurch denn in unſrer Wirthſchaft mannichfacher Nutz entſpringet. Speck und Fleiſch, der Kopf, die Ohren, Wuͤrſte, Schin- ken, roh und gar, Auch der Ruͤßel, Zungen, Fuͤße liefern uns manch ſchoͤn Gericht; Und es fehlt in Arzeneyen auch an manchem Nutzen nicht. Haut und Borſten dienen uns. Ja was geben uns im Jagen Auch die wilden Schweine nicht fuͤr Ergetzen und Be- hagen! So geſtehe denn ein jeder, voll Erkenntlichkeit, mit mir, So von wild- als zahmen Schweinen, es ſey ein ſehr nutz- bar Thier, Und erheb’ und ehr’ und preiſe den, der ſie uns ſchenkt, dafuͤr! Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/286
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/286>, abgerufen am 21.11.2024.