Auch der zottichte, gefräßig', unersättlich', starke Bär Dienet dem, der ihn erschuf, auch nicht weniger zur Ehr. Seiner Glieder Ebenmaaße, Stärke, Fertigkeit, und Muth, Auch daß er nicht leicht den Menschen ungereizet Scha- den thut; Daß sie auch, wie andre Raubthier', um uns weniger zu schrecken, Noch uns Schaden zuzufügen, sich in Wüsteneyen, Hecken, Und Gebirgen gern befinden; daß sie, uns für Frost zu schützen Mit der rauchen weichen Haut, uns so diensam sind und nützen, Da man zur Bequemlichkeit, zu der Wärme, und zur Pracht, Lagerstätte, Mützen, Stiefeln, Muff' und Pferdedecken macht. Alles dieß ist dankenswürdig; doch, wo wird es recht bedacht? Es giebt unterschiedne Sorten, braune, schwarz' und weiße Bären, Die sich auf verschiedne Weise, sonderlich im Winter, nähren, Da sie, welches kaum begreiflich, Fett aus ihren Tatzen saugen, Und damit, ohn' andre Nahrung, doch sich zu erhalten taugen.
Aus
Betrachtungen
Der Baͤr.
Auch der zottichte, gefraͤßig’, unerſaͤttlich’, ſtarke Baͤr Dienet dem, der ihn erſchuf, auch nicht weniger zur Ehr. Seiner Glieder Ebenmaaße, Staͤrke, Fertigkeit, und Muth, Auch daß er nicht leicht den Menſchen ungereizet Scha- den thut; Daß ſie auch, wie andre Raubthier’, um uns weniger zu ſchrecken, Noch uns Schaden zuzufuͤgen, ſich in Wuͤſteneyen, Hecken, Und Gebirgen gern befinden; daß ſie, uns fuͤr Froſt zu ſchuͤtzen Mit der rauchen weichen Haut, uns ſo dienſam ſind und nuͤtzen, Da man zur Bequemlichkeit, zu der Waͤrme, und zur Pracht, Lagerſtaͤtte, Muͤtzen, Stiefeln, Muff’ und Pferdedecken macht. Alles dieß iſt dankenswuͤrdig; doch, wo wird es recht bedacht? Es giebt unterſchiedne Sorten, braune, ſchwarz’ und weiße Baͤren, Die ſich auf verſchiedne Weiſe, ſonderlich im Winter, naͤhren, Da ſie, welches kaum begreiflich, Fett aus ihren Tatzen ſaugen, Und damit, ohn’ andre Nahrung, doch ſich zu erhalten taugen.
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Betrachtungen
Der Baͤr.
Auch der zottichte, gefraͤßig’, unerſaͤttlich’, ſtarke Baͤr
Dienet dem, der ihn erſchuf, auch nicht weniger
zur Ehr.
Seiner Glieder Ebenmaaße, Staͤrke, Fertigkeit, und
Muth,
Auch daß er nicht leicht den Menſchen ungereizet Scha-
den thut;
Daß ſie auch, wie andre Raubthier’, um uns weniger
zu ſchrecken,
Noch uns Schaden zuzufuͤgen, ſich in Wuͤſteneyen,
Hecken,
Und Gebirgen gern befinden; daß ſie, uns fuͤr Froſt
zu ſchuͤtzen
Mit der rauchen weichen Haut, uns ſo dienſam ſind und
nuͤtzen,
Da man zur Bequemlichkeit, zu der Waͤrme, und zur
Pracht,
Lagerſtaͤtte, Muͤtzen, Stiefeln, Muff’ und Pferdedecken
macht.
Alles dieß iſt dankenswuͤrdig; doch, wo wird es recht
bedacht?
Es giebt unterſchiedne Sorten, braune, ſchwarz’ und
weiße Baͤren,
Die ſich auf verſchiedne Weiſe, ſonderlich im Winter,
naͤhren,
Da ſie, welches kaum begreiflich, Fett aus ihren Tatzen
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Und damit, ohn’ andre Nahrung, doch ſich zu erhalten
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/284>, abgerufen am 22.02.2025.
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