Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Betrachtungen
Der Löwe.
Welche finstre Majestät herrscht in diesem ganzen
Thier!
Seiner Nerven, Muskeln, Knochen, riesenförmiges Ver-
band
Zeiget, unter andern Thieren, seinen königlichen Stand.
Eine Art von ernster Großmuth, nebst der Stärke, stellt
ihn mir
Recht als einen Herkules unter andern Thieren für.
Sein beständiger Begleiter, ob er ihn gleich selbst nicht
kennet,
Jst der Schrecken, welcher sich nie von seiner Seite trennet.
Welche starke Brust und Stirn, welche Muskeln, welche
Mähne,
Welche Kiefern, welche Tatzen, welche Klauen, welche
Zähne!
Seiner festen Glieder Bau zeigt ein wahres Bild der Stärke
Jn bewundrungswerther Gleichmaaß; wovon ich die
Symmetrie
Zu der Absicht eingerichtet und gewirkt, zu welcher sie
Ordentlich bestimmet ist, mit erstaunter Lust bemerke.
Dieß so wohlformirte Thier sehe denn doch jedermann
Als ein prächtiges Geschöpf eines weisen Schöpfers an.

Der
Betrachtungen
Der Loͤwe.
Welche finſtre Majeſtaͤt herrſcht in dieſem ganzen
Thier!
Seiner Nerven, Muskeln, Knochen, rieſenfoͤrmiges Ver-
band
Zeiget, unter andern Thieren, ſeinen koͤniglichen Stand.
Eine Art von ernſter Großmuth, nebſt der Staͤrke, ſtellt
ihn mir
Recht als einen Herkules unter andern Thieren fuͤr.
Sein beſtaͤndiger Begleiter, ob er ihn gleich ſelbſt nicht
kennet,
Jſt der Schrecken, welcher ſich nie von ſeiner Seite trennet.
Welche ſtarke Bruſt und Stirn, welche Muskeln, welche
Maͤhne,
Welche Kiefern, welche Tatzen, welche Klauen, welche
Zaͤhne!
Seiner feſten Glieder Bau zeigt ein wahres Bild der Staͤrke
Jn bewundrungswerther Gleichmaaß; wovon ich die
Symmetrie
Zu der Abſicht eingerichtet und gewirkt, zu welcher ſie
Ordentlich beſtimmet iſt, mit erſtaunter Luſt bemerke.
Dieß ſo wohlformirte Thier ſehe denn doch jedermann
Als ein praͤchtiges Geſchoͤpf eines weiſen Schoͤpfers an.

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0268" n="248"/>
        <fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Der Lo&#x0364;we</hi>.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>elche fin&#x017F;tre Maje&#x017F;ta&#x0364;t herr&#x017F;cht in die&#x017F;em ganzen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Thier!</hi> </l><lb/>
            <l>Seiner Nerven, Muskeln, Knochen, rie&#x017F;enfo&#x0364;rmiges Ver-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">band</hi> </l><lb/>
            <l>Zeiget, unter andern Thieren, &#x017F;einen ko&#x0364;niglichen Stand.</l><lb/>
            <l>Eine Art von ern&#x017F;ter Großmuth, neb&#x017F;t der Sta&#x0364;rke, &#x017F;tellt</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">ihn mir</hi> </l><lb/>
            <l>Recht als einen Herkules unter andern Thieren fu&#x0364;r.</l><lb/>
            <l>Sein be&#x017F;ta&#x0364;ndiger Begleiter, ob er ihn gleich &#x017F;elb&#x017F;t nicht</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">kennet,</hi> </l><lb/>
            <l>J&#x017F;t der Schrecken, welcher &#x017F;ich nie von &#x017F;einer Seite trennet.</l><lb/>
            <l>Welche &#x017F;tarke Bru&#x017F;t und Stirn, welche Muskeln, welche</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Ma&#x0364;hne,</hi> </l><lb/>
            <l>Welche Kiefern, welche Tatzen, welche Klauen, welche</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Za&#x0364;hne!</hi> </l><lb/>
            <l>Seiner fe&#x017F;ten Glieder Bau zeigt ein wahres Bild der Sta&#x0364;rke</l><lb/>
            <l>Jn bewundrungswerther Gleichmaaß; wovon ich die</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Symmetrie</hi> </l><lb/>
            <l>Zu der Ab&#x017F;icht eingerichtet und gewirkt, zu welcher &#x017F;ie</l><lb/>
            <l>Ordentlich be&#x017F;timmet i&#x017F;t, mit er&#x017F;taunter Lu&#x017F;t bemerke.</l><lb/>
            <l>Dieß &#x017F;o wohlformirte Thier &#x017F;ehe denn doch jedermann</l><lb/>
            <l>Als ein pra&#x0364;chtiges Ge&#x017F;cho&#x0364;pf eines wei&#x017F;en Scho&#x0364;pfers an.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Der</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0268] Betrachtungen Der Loͤwe. Welche finſtre Majeſtaͤt herrſcht in dieſem ganzen Thier! Seiner Nerven, Muskeln, Knochen, rieſenfoͤrmiges Ver- band Zeiget, unter andern Thieren, ſeinen koͤniglichen Stand. Eine Art von ernſter Großmuth, nebſt der Staͤrke, ſtellt ihn mir Recht als einen Herkules unter andern Thieren fuͤr. Sein beſtaͤndiger Begleiter, ob er ihn gleich ſelbſt nicht kennet, Jſt der Schrecken, welcher ſich nie von ſeiner Seite trennet. Welche ſtarke Bruſt und Stirn, welche Muskeln, welche Maͤhne, Welche Kiefern, welche Tatzen, welche Klauen, welche Zaͤhne! Seiner feſten Glieder Bau zeigt ein wahres Bild der Staͤrke Jn bewundrungswerther Gleichmaaß; wovon ich die Symmetrie Zu der Abſicht eingerichtet und gewirkt, zu welcher ſie Ordentlich beſtimmet iſt, mit erſtaunter Luſt bemerke. Dieß ſo wohlformirte Thier ſehe denn doch jedermann Als ein praͤchtiges Geſchoͤpf eines weiſen Schoͤpfers an. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/268
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/268>, abgerufen am 21.11.2024.