Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Die nicht ganz unsichtbare
Gottheit.
Der Geist des Menschen, nicht der Körper, ist, einen
Gott zu sehn, erlesen:

Kein Aug' hat einen Geist zum Vorwurf. Es ist Sein
eigentliches Wesen

Nicht sichtbar; dennoch ist Er sichtbar in Seinen wun-
derbaren Werken,

Worinn die Augen der Vernunft, die Er uns schenkt,
Jhn sehn und merken.
"So deutlich, und noch deutlicher, als wenn wir
Jhn mit Augen sähn,

"Kann man die Wirklichkeit des Schöpfers, in dem
Erschaffenen, verstehn.

Woraus dann dieses klärlich fliesset:
"Daß, weil der Gottheit Werk allein
"Die Spuhren Seines Wesens seyn,
"Der, so vor sie die Augen zu- auch selbst vor Gott
die Augen schliesset.


Unglück-
Die nicht ganz unſichtbare
Gottheit.
Der Geiſt des Menſchen, nicht der Koͤrper, iſt, einen
Gott zu ſehn, erleſen:

Kein Aug’ hat einen Geiſt zum Vorwurf. Es iſt Sein
eigentliches Weſen

Nicht ſichtbar; dennoch iſt Er ſichtbar in Seinen wun-
derbaren Werken,

Worinn die Augen der Vernunft, die Er uns ſchenkt,
Jhn ſehn und merken.
“So deutlich, und noch deutlicher, als wenn wir
Jhn mit Augen ſaͤhn,

“Kann man die Wirklichkeit des Schoͤpfers, in dem
Erſchaffenen, verſtehn.

Woraus dann dieſes klaͤrlich flieſſet:
“Daß, weil der Gottheit Werk allein
“Die Spuhren Seines Weſens ſeyn,
“Der, ſo vor ſie die Augen zu- auch ſelbſt vor Gott
die Augen ſchlieſſet.


Ungluͤck-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0580" n="566"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die nicht ganz un&#x017F;ichtbare<lb/>
Gottheit.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">D</hi>er Gei&#x017F;t des Men&#x017F;chen, nicht der Ko&#x0364;rper, i&#x017F;t, einen<lb/><hi rendition="#et">Gott zu &#x017F;ehn, erle&#x017F;en:</hi></l><lb/>
                <l>Kein Aug&#x2019; hat einen Gei&#x017F;t zum Vorwurf. Es i&#x017F;t Sein<lb/><hi rendition="#et">eigentliches We&#x017F;en</hi></l><lb/>
                <l>Nicht &#x017F;ichtbar; dennoch i&#x017F;t Er &#x017F;ichtbar in Seinen wun-<lb/><hi rendition="#et">derbaren Werken,</hi></l><lb/>
                <l>Worinn die Augen der Vernunft, die Er uns &#x017F;chenkt,<lb/><hi rendition="#et">Jhn &#x017F;ehn und merken.</hi></l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>&#x201C;So deutlich, und noch deutlicher, als wenn wir<lb/><hi rendition="#et">Jhn mit Augen &#x017F;a&#x0364;hn,</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Kann man die Wirklichkeit des Scho&#x0364;pfers, in dem<lb/><hi rendition="#et">Er&#x017F;chaffenen, ver&#x017F;tehn.</hi></l><lb/>
                <l>Woraus dann die&#x017F;es kla&#x0364;rlich flie&#x017F;&#x017F;et:</l><lb/>
                <l>&#x201C;Daß, weil der Gottheit Werk allein</l><lb/>
                <l>&#x201C;Die Spuhren Seines We&#x017F;ens &#x017F;eyn,</l><lb/>
                <l>&#x201C;Der, &#x017F;o vor &#x017F;ie die Augen zu- auch &#x017F;elb&#x017F;t vor Gott<lb/><hi rendition="#et">die Augen &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et.</hi></l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Unglu&#x0364;ck-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[566/0580] Die nicht ganz unſichtbare Gottheit. Der Geiſt des Menſchen, nicht der Koͤrper, iſt, einen Gott zu ſehn, erleſen: Kein Aug’ hat einen Geiſt zum Vorwurf. Es iſt Sein eigentliches Weſen Nicht ſichtbar; dennoch iſt Er ſichtbar in Seinen wun- derbaren Werken, Worinn die Augen der Vernunft, die Er uns ſchenkt, Jhn ſehn und merken. “So deutlich, und noch deutlicher, als wenn wir Jhn mit Augen ſaͤhn, “Kann man die Wirklichkeit des Schoͤpfers, in dem Erſchaffenen, verſtehn. Woraus dann dieſes klaͤrlich flieſſet: “Daß, weil der Gottheit Werk allein “Die Spuhren Seines Weſens ſeyn, “Der, ſo vor ſie die Augen zu- auch ſelbſt vor Gott die Augen ſchlieſſet. Ungluͤck-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/580
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/580>, abgerufen am 21.12.2024.