Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Großer Trost über unsere Kleinheit.
Es ist die ganze Erden-Welt,
Wenn man sie bey dem Wunder-Bau und Heer
der festen Sterne hält,

Ein nicht zu findend Pünctchen nur; was wird denn doch
aus dieser Erden

Bewohn- und Bürgern immer werden?
Der Mensch scheint, nach der Wahrheit Schein,
Fast ganz vernichtiget zu seyn.
Wird man denn nun wohl glauben können, ob hab' ihn
Gott in Seinen Werken

Gewürdiget, ihn zu bemerken?
Und daß für ihn der Jahre Kreis, die Aenderung der Tag'
und Zeiten

Sich in so richtger Ordnung leiten?
Die Herrlichkeit der Creaturen, die Gott der Herr her-
vorgebracht,

Jst nicht mit Ellen abzumessen. Der Mensch hat die
Vernunft empfangen,

Und, nebst dem Willen, eine Seele. Dem kleinen Wesen
theilt die Macht

Des Schöpfers eine Kenntniß mit, von Seinen Werken,
die das Licht

Des Sonnen-Körpers selber nicht
Geschickt und fähig zu erlangen.
Dem Menschen hat Er den Gebrauch von aller Herrlich-
keit bestimmt;

Der Mensch ists, welcher bloß den Nutzen von allen diesen
Schätzen nimmt.

Den
Großer Troſt uͤber unſere Kleinheit.
Es iſt die ganze Erden-Welt,
Wenn man ſie bey dem Wunder-Bau und Heer
der feſten Sterne haͤlt,

Ein nicht zu findend Puͤnctchen nur; was wird denn doch
aus dieſer Erden

Bewohn- und Buͤrgern immer werden?
Der Menſch ſcheint, nach der Wahrheit Schein,
Faſt ganz vernichtiget zu ſeyn.
Wird man denn nun wohl glauben koͤnnen, ob hab’ ihn
Gott in Seinen Werken

Gewuͤrdiget, ihn zu bemerken?
Und daß fuͤr ihn der Jahre Kreis, die Aenderung der Tag’
und Zeiten

Sich in ſo richtger Ordnung leiten?
Die Herrlichkeit der Creaturen, die Gott der Herr her-
vorgebracht,

Jſt nicht mit Ellen abzumeſſen. Der Menſch hat die
Vernunft empfangen,

Und, nebſt dem Willen, eine Seele. Dem kleinen Weſen
theilt die Macht

Des Schoͤpfers eine Kenntniß mit, von Seinen Werken,
die das Licht

Des Sonnen-Koͤrpers ſelber nicht
Geſchickt und faͤhig zu erlangen.
Dem Menſchen hat Er den Gebrauch von aller Herrlich-
keit beſtimmt;

Der Menſch iſts, welcher bloß den Nutzen von allen dieſen
Schaͤtzen nimmt.

Den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0544" n="530"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Großer Tro&#x017F;t u&#x0364;ber un&#x017F;ere Kleinheit.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">E</hi>s i&#x017F;t die ganze Erden-Welt,</l><lb/>
                <l>Wenn man &#x017F;ie bey dem Wunder-Bau und Heer<lb/><hi rendition="#et">der fe&#x017F;ten Sterne ha&#x0364;lt,</hi></l><lb/>
                <l>Ein nicht zu findend Pu&#x0364;nctchen nur; was wird denn doch<lb/><hi rendition="#et">aus die&#x017F;er Erden</hi></l><lb/>
                <l>Bewohn- und Bu&#x0364;rgern immer werden?</l><lb/>
                <l>Der Men&#x017F;ch &#x017F;cheint, nach der Wahrheit Schein,</l><lb/>
                <l>Fa&#x017F;t ganz vernichtiget zu &#x017F;eyn.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Wird man denn nun wohl glauben ko&#x0364;nnen, ob hab&#x2019; ihn<lb/><hi rendition="#et">Gott in Seinen Werken</hi></l><lb/>
                <l>Gewu&#x0364;rdiget, ihn zu bemerken?</l><lb/>
                <l>Und daß fu&#x0364;r ihn der Jahre Kreis, die Aenderung der Tag&#x2019;<lb/><hi rendition="#et">und Zeiten</hi></l><lb/>
                <l>Sich in &#x017F;o richtger Ordnung leiten?</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Die Herrlichkeit der Creaturen, die Gott der Herr her-<lb/><hi rendition="#et">vorgebracht,</hi></l><lb/>
                <l>J&#x017F;t nicht mit Ellen abzume&#x017F;&#x017F;en. Der Men&#x017F;ch hat die<lb/><hi rendition="#et">Vernunft empfangen,</hi></l><lb/>
                <l>Und, neb&#x017F;t dem Willen, eine Seele. Dem kleinen We&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">theilt die Macht</hi></l><lb/>
                <l>Des Scho&#x0364;pfers eine Kenntniß mit, von Seinen Werken,<lb/><hi rendition="#et">die das Licht</hi></l><lb/>
                <l>Des Sonnen-Ko&#x0364;rpers &#x017F;elber nicht</l><lb/>
                <l>Ge&#x017F;chickt und fa&#x0364;hig zu erlangen.</l><lb/>
                <l>Dem Men&#x017F;chen hat Er den Gebrauch von aller Herrlich-<lb/><hi rendition="#et">keit be&#x017F;timmt;</hi></l><lb/>
                <l>Der Men&#x017F;ch i&#x017F;ts, welcher bloß den Nutzen von allen die&#x017F;en<lb/><hi rendition="#et">Scha&#x0364;tzen nimmt.</hi></l><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch">Den</fw><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[530/0544] Großer Troſt uͤber unſere Kleinheit. Es iſt die ganze Erden-Welt, Wenn man ſie bey dem Wunder-Bau und Heer der feſten Sterne haͤlt, Ein nicht zu findend Puͤnctchen nur; was wird denn doch aus dieſer Erden Bewohn- und Buͤrgern immer werden? Der Menſch ſcheint, nach der Wahrheit Schein, Faſt ganz vernichtiget zu ſeyn. Wird man denn nun wohl glauben koͤnnen, ob hab’ ihn Gott in Seinen Werken Gewuͤrdiget, ihn zu bemerken? Und daß fuͤr ihn der Jahre Kreis, die Aenderung der Tag’ und Zeiten Sich in ſo richtger Ordnung leiten? Die Herrlichkeit der Creaturen, die Gott der Herr her- vorgebracht, Jſt nicht mit Ellen abzumeſſen. Der Menſch hat die Vernunft empfangen, Und, nebſt dem Willen, eine Seele. Dem kleinen Weſen theilt die Macht Des Schoͤpfers eine Kenntniß mit, von Seinen Werken, die das Licht Des Sonnen-Koͤrpers ſelber nicht Geſchickt und faͤhig zu erlangen. Dem Menſchen hat Er den Gebrauch von aller Herrlich- keit beſtimmt; Der Menſch iſts, welcher bloß den Nutzen von allen dieſen Schaͤtzen nimmt. Den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/544
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/544>, abgerufen am 21.11.2024.