Curiosum nobis Natura ingenium dedit: et artis sibi ac pulchritudinis suae conscia, Spectatores nos tantis rerum spectaculis genuit. Perditura fru- ctum sui, si tam magna, tam clara, tam subtiliter ducta, tam nitida et non vno genere formosa, soli- tudini ostenderet.
Uebersetzt.
Es gab die wirkende Natur uns einen Geist voll Neu- begier; Und, da sie sich selbst ihrer Kunst bewußt, und deß, was an ihr schön: Hat sie uns, ihre Treff lichkeiten und schöne Schauspiel' anzusehn, Erzeuget und uns werden lassen. Sie würd' auch selbst die Frucht von ihr Und ihrer Absicht Zweck verlieren, wenn solche große Herrlichkeiten, So künstlich- und so zarter Werke, voll glänzenden Voll- kommenheiten, Die auf viel tausend Arten schön, nur bloß einsiedlerische Wüsten, Von allem Geist und Denken leer, und ohn' Empfindung, sehen müßten.
Die
Seneca, Lib. de Or. Sap. XXXII.
Curioſum nobis Natura ingenium dedit: et artis ſibi ac pulchritudinis ſuæ conſcia, Spectatores nos tantis rerum ſpectaculis genuit. Perditura fru- ctum ſui, ſi tam magna, tam clara, tam ſubtiliter ducta, tam nitida et non vno genere formoſa, ſoli- tudini oſtenderet.
Ueberſetzt.
Es gab die wirkende Natur uns einen Geiſt voll Neu- begier; Und, da ſie ſich ſelbſt ihrer Kunſt bewußt, und deß, was an ihr ſchoͤn: Hat ſie uns, ihre Treff lichkeiten und ſchoͤne Schauſpiel’ anzuſehn, Erzeuget und uns werden laſſen. Sie wuͤrd’ auch ſelbſt die Frucht von ihr Und ihrer Abſicht Zweck verlieren, wenn ſolche große Herrlichkeiten, So kuͤnſtlich- und ſo zarter Werke, voll glaͤnzenden Voll- kommenheiten, Die auf viel tauſend Arten ſchoͤn, nur bloß einſiedleriſche Wuͤſten, Von allem Geiſt und Denken leer, und ohn’ Empfindung, ſehen muͤßten.
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Seneca,
Lib. de Or. Sap. XXXII.
Curioſum nobis Natura ingenium dedit: et artis
ſibi ac pulchritudinis ſuæ conſcia, Spectatores
nos tantis rerum ſpectaculis genuit. Perditura fru-
ctum ſui, ſi tam magna, tam clara, tam ſubtiliter
ducta, tam nitida et non vno genere formoſa, ſoli-
tudini oſtenderet.
Ueberſetzt.
Es gab die wirkende Natur uns einen Geiſt voll Neu-
begier;
Und, da ſie ſich ſelbſt ihrer Kunſt bewußt, und deß, was
an ihr ſchoͤn:
Hat ſie uns, ihre Treff lichkeiten und ſchoͤne Schauſpiel’
anzuſehn,
Erzeuget und uns werden laſſen. Sie wuͤrd’ auch ſelbſt
die Frucht von ihr
Und ihrer Abſicht Zweck verlieren, wenn ſolche große
Herrlichkeiten,
So kuͤnſtlich- und ſo zarter Werke, voll glaͤnzenden Voll-
kommenheiten,
Die auf viel tauſend Arten ſchoͤn, nur bloß einſiedleriſche
Wuͤſten,
Von allem Geiſt und Denken leer, und ohn’ Empfindung,
ſehen muͤßten.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/536>, abgerufen am 21.12.2024.
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