Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Vernünftige
Anwendung der Vergänglichkeit.
Was hat der Mensch, der selbst so flüchtig, für Grund,
sich über aller Dinge
Vergänglichkeit und Flüchtigkeit, mit murrschem Grä-
men, zu beschwehren?
Die Klagen möchten dann mit Recht ihm zustehn, und
für ihn gehören,
Wenn er nicht selber flüchtig wär, wenn er nicht selber
stets verginge.
"Ach! brächten, beyder Flüchtigkeit,
"Jhn doch zu dem vernünftgen Schluß,
"Sich ihrer, und auch seiner Zeit,
"Vernünftig und wohl zu gebrauchen; durch ihren
öfteren Genuß
"Sich zu vergnügen; oft zu danken dem Wesen,
welches ihm sein Leben,
"Von einer ihm bestimmten Daur, und so viel Guts
darinn, gegeben!

Unempfind-
J i 4
Vernuͤnftige
Anwendung der Vergaͤnglichkeit.
Was hat der Menſch, der ſelbſt ſo fluͤchtig, fuͤr Grund,
ſich uͤber aller Dinge
Vergaͤnglichkeit und Fluͤchtigkeit, mit murrſchem Graͤ-
men, zu beſchwehren?
Die Klagen moͤchten dann mit Recht ihm zuſtehn, und
fuͤr ihn gehoͤren,
Wenn er nicht ſelber fluͤchtig waͤr, wenn er nicht ſelber
ſtets verginge.
“Ach! braͤchten, beyder Fluͤchtigkeit,
“Jhn doch zu dem vernuͤnftgen Schluß,
“Sich ihrer, und auch ſeiner Zeit,
“Vernuͤnftig und wohl zu gebrauchen; durch ihren
oͤfteren Genuß
“Sich zu vergnuͤgen; oft zu danken dem Weſen,
welches ihm ſein Leben,
“Von einer ihm beſtimmten Daur, und ſo viel Guts
darinn, gegeben!

Unempfind-
J i 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0517" n="503"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Vernu&#x0364;nftige<lb/>
Anwendung der Verga&#x0364;nglichkeit.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">W</hi>as hat der Men&#x017F;ch, der &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;o flu&#x0364;chtig, fu&#x0364;r Grund,<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ich u&#x0364;ber aller Dinge</hi></l><lb/>
                <l>Verga&#x0364;nglichkeit und Flu&#x0364;chtigkeit, mit murr&#x017F;chem Gra&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">men, zu be&#x017F;chwehren?</hi></l><lb/>
                <l>Die Klagen mo&#x0364;chten dann mit Recht ihm zu&#x017F;tehn, und<lb/><hi rendition="#et">fu&#x0364;r ihn geho&#x0364;ren,</hi></l><lb/>
                <l>Wenn er nicht &#x017F;elber flu&#x0364;chtig wa&#x0364;r, wenn er nicht &#x017F;elber<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;tets verginge.</hi></l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>&#x201C;Ach! bra&#x0364;chten, beyder Flu&#x0364;chtigkeit,</l><lb/>
                <l>&#x201C;Jhn doch zu dem vernu&#x0364;nftgen Schluß,</l><lb/>
                <l>&#x201C;Sich ihrer, und auch &#x017F;einer Zeit,</l><lb/>
                <l>&#x201C;Vernu&#x0364;nftig und wohl zu gebrauchen; durch ihren<lb/><hi rendition="#et">o&#x0364;fteren Genuß</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Sich zu vergnu&#x0364;gen; oft zu danken dem We&#x017F;en,<lb/><hi rendition="#et">welches ihm &#x017F;ein Leben,</hi></l><lb/>
                <l>&#x201C;Von einer ihm be&#x017F;timmten Daur, und &#x017F;o viel Guts<lb/><hi rendition="#et">darinn, gegeben!</hi></l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">J i 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Unempfind-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[503/0517] Vernuͤnftige Anwendung der Vergaͤnglichkeit. Was hat der Menſch, der ſelbſt ſo fluͤchtig, fuͤr Grund, ſich uͤber aller Dinge Vergaͤnglichkeit und Fluͤchtigkeit, mit murrſchem Graͤ- men, zu beſchwehren? Die Klagen moͤchten dann mit Recht ihm zuſtehn, und fuͤr ihn gehoͤren, Wenn er nicht ſelber fluͤchtig waͤr, wenn er nicht ſelber ſtets verginge. “Ach! braͤchten, beyder Fluͤchtigkeit, “Jhn doch zu dem vernuͤnftgen Schluß, “Sich ihrer, und auch ſeiner Zeit, “Vernuͤnftig und wohl zu gebrauchen; durch ihren oͤfteren Genuß “Sich zu vergnuͤgen; oft zu danken dem Weſen, welches ihm ſein Leben, “Von einer ihm beſtimmten Daur, und ſo viel Guts darinn, gegeben! Unempfind- J i 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/517
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 503. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/517>, abgerufen am 21.12.2024.