Wer sagt, daß nicht die Unter-Welt Die obere beherrscht, regieret? Gab nicht der Erden Schooß, das Geld, Das überall den Zepter führet?
Was unsrer Erden Schlund gebar, Das Erz, regiert die Zeit so gar. Die Glocken heissen und befehlen, Wenn wir bald dieß, bald jenes, thun: Wenn wir erwachen, oder ruhn; So müssen wir die Glocken zählen.
Was uns um unsre Freyheit bringt, Womit man uns beherrscht und zwingt, Sind Stücke, Schwerter, und Pistolen: Den Stoff zu diesem Mord-Gewehr Giebt uns der Erden Jnnres her; Man muß es aus der Tiefe hohlen.
Allein, was schmählen wir aufs Geld? Was tadeln wir die Unter-Welt, Daß sie uns das Metall gewähret? Der Menschen Bosheit bloß allein Kann hier, nicht sie, zu tadeln seyn, Die den Gebrauch in Mißbrauch kehret; Die, was die gütige Natur Uns, im Metall, für Guts geschenket, Auf Unglück und auf Plagen nur, Zum allgemeinen Schaden, lenket.
"Erweget, was, in unserm Leben, "Für Gutes, durchs Metall, geschicht! "Das Böse kann das Gute nicht, "Und den Gebrauch kein Mißbrauch, heben.
Gött-
Das Metall.
Wer ſagt, daß nicht die Unter-Welt Die obere beherrſcht, regieret? Gab nicht der Erden Schooß, das Geld, Das uͤberall den Zepter fuͤhret?
Was unſrer Erden Schlund gebar, Das Erz, regiert die Zeit ſo gar. Die Glocken heiſſen und befehlen, Wenn wir bald dieß, bald jenes, thun: Wenn wir erwachen, oder ruhn; So muͤſſen wir die Glocken zaͤhlen.
Was uns um unſre Freyheit bringt, Womit man uns beherrſcht und zwingt, Sind Stuͤcke, Schwerter, und Piſtolen: Den Stoff zu dieſem Mord-Gewehr Giebt uns der Erden Jnnres her; Man muß es aus der Tiefe hohlen.
Allein, was ſchmaͤhlen wir aufs Geld? Was tadeln wir die Unter-Welt, Daß ſie uns das Metall gewaͤhret? Der Menſchen Bosheit bloß allein Kann hier, nicht ſie, zu tadeln ſeyn, Die den Gebrauch in Mißbrauch kehret; Die, was die guͤtige Natur Uns, im Metall, fuͤr Guts geſchenket, Auf Ungluͤck und auf Plagen nur, Zum allgemeinen Schaden, lenket.
“Erweget, was, in unſerm Leben, “Fuͤr Gutes, durchs Metall, geſchicht! “Das Boͤſe kann das Gute nicht, “Und den Gebrauch kein Mißbrauch, heben.
Goͤtt-
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Das Metall.
Wer ſagt, daß nicht die Unter-Welt
Die obere beherrſcht, regieret?
Gab nicht der Erden Schooß, das Geld,
Das uͤberall den Zepter fuͤhret?
Was unſrer Erden Schlund gebar,
Das Erz, regiert die Zeit ſo gar.
Die Glocken heiſſen und befehlen,
Wenn wir bald dieß, bald jenes, thun:
Wenn wir erwachen, oder ruhn;
So muͤſſen wir die Glocken zaͤhlen.
Was uns um unſre Freyheit bringt,
Womit man uns beherrſcht und zwingt,
Sind Stuͤcke, Schwerter, und Piſtolen:
Den Stoff zu dieſem Mord-Gewehr
Giebt uns der Erden Jnnres her;
Man muß es aus der Tiefe hohlen.
Allein, was ſchmaͤhlen wir aufs Geld?
Was tadeln wir die Unter-Welt,
Daß ſie uns das Metall gewaͤhret?
Der Menſchen Bosheit bloß allein
Kann hier, nicht ſie, zu tadeln ſeyn,
Die den Gebrauch in Mißbrauch kehret;
Die, was die guͤtige Natur
Uns, im Metall, fuͤr Guts geſchenket,
Auf Ungluͤck und auf Plagen nur,
Zum allgemeinen Schaden, lenket.
“Erweget, was, in unſerm Leben,
“Fuͤr Gutes, durchs Metall, geſchicht!
“Das Boͤſe kann das Gute nicht,
“Und den Gebrauch kein Mißbrauch, heben.
Goͤtt-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/504>, abgerufen am 22.02.2025.
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