Von seiner Tafel sandt' Amintas einst an drey un- terschiedne Kranken, Zum Labsal, angewürzte Suppen, so niedlich, als es möglich war. Nun nahmen sie dieselbe zwar: Doch, weil sie von verschiednem Geist, und ganz ver- schiedenen Gedanken; So nahm der erste seine Schaale, und soffe sie, als wie ein Schwein, Ohn' etwas, was daran, zu kosten, in einem starken Zug', hinein.
Der andre sah die Schüssel an, durchsuchte alles, nahm die Stücken; Besahe Wurzeln, Kräuter, Fleisch: besah, mit aufmerk- samen Blicken, Ein jedes Körnchen vom Gewürze; bemühete sich, das Gewicht, Und das Verhältniß, auszufinden. Jndem er nun von allen spricht, Der Wärterinn gelehrt erklärt, wo Jngber und der Pfeffer wachsen, Jn Java nämlich, und der Kümmel an manchem Ort, und auch in Sachsen; Da war die schöne Suppe kalt, und zum Genuß nicht ferner nütz. Und kurz darauf befiel, aufs neue, ihn seines wilden Fiebers Hitz.
Der
Die Suppe.
Von ſeiner Tafel ſandt’ Amintas einſt an drey un- terſchiedne Kranken, Zum Labſal, angewuͤrzte Suppen, ſo niedlich, als es moͤglich war. Nun nahmen ſie dieſelbe zwar: Doch, weil ſie von verſchiednem Geiſt, und ganz ver- ſchiedenen Gedanken; So nahm der erſte ſeine Schaale, und ſoffe ſie, als wie ein Schwein, Ohn’ etwas, was daran, zu koſten, in einem ſtarken Zug’, hinein.
Der andre ſah die Schuͤſſel an, durchſuchte alles, nahm die Stuͤcken; Beſahe Wurzeln, Kraͤuter, Fleiſch: beſah, mit aufmerk- ſamen Blicken, Ein jedes Koͤrnchen vom Gewuͤrze; bemuͤhete ſich, das Gewicht, Und das Verhaͤltniß, auszufinden. Jndem er nun von allen ſpricht, Der Waͤrterinn gelehrt erklaͤrt, wo Jngber und der Pfeffer wachſen, Jn Java naͤmlich, und der Kuͤmmel an manchem Ort, und auch in Sachſen; Da war die ſchoͤne Suppe kalt, und zum Genuß nicht ferner nuͤtz. Und kurz darauf befiel, aufs neue, ihn ſeines wilden Fiebers Hitz.
Der
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Die Suppe.
Von ſeiner Tafel ſandt’ Amintas einſt an drey un-
terſchiedne Kranken,
Zum Labſal, angewuͤrzte Suppen, ſo niedlich, als es
moͤglich war.
Nun nahmen ſie dieſelbe zwar:
Doch, weil ſie von verſchiednem Geiſt, und ganz ver-
ſchiedenen Gedanken;
So nahm der erſte ſeine Schaale, und ſoffe ſie, als wie
ein Schwein,
Ohn’ etwas, was daran, zu koſten, in einem ſtarken
Zug’, hinein.
Der andre ſah die Schuͤſſel an, durchſuchte alles,
nahm die Stuͤcken;
Beſahe Wurzeln, Kraͤuter, Fleiſch: beſah, mit aufmerk-
ſamen Blicken,
Ein jedes Koͤrnchen vom Gewuͤrze; bemuͤhete ſich, das
Gewicht,
Und das Verhaͤltniß, auszufinden. Jndem er nun
von allen ſpricht,
Der Waͤrterinn gelehrt erklaͤrt, wo Jngber und der
Pfeffer wachſen,
Jn Java naͤmlich, und der Kuͤmmel an manchem Ort,
und auch in Sachſen;
Da war die ſchoͤne Suppe kalt, und zum Genuß nicht
ferner nuͤtz.
Und kurz darauf befiel, aufs neue, ihn ſeines wilden
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/468>, abgerufen am 21.11.2024.
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