Es übersilberte bereits, mit reinem Lichte, Der helle Mond die dunkle Welt; Wodurch dem menschlichen Gesichte Ein neuer Schauplatz vorgestellt, Um, wie so wunderwürdig schön, Auch bey der Nacht, der Welt-Kreis anzusehn.
Nun zeigt zwar überall, in einer hellen Nacht, Der Mondschein Anmuth, Glanz und Pracht; Allein so ausserordentlich Verschönerte sie sich Noch niemals, wenigstens für mich, Als ich sie jetzt auf meinem Garten finde, So daß ich mich, fast ausser mir, und ganz Erstaunt, den gar zu schönen Glanz Kaum, zu beschreiben, unterwinde.
Des Gartens Lage mehrete, Durch die verschiedne Tief' und Höh, Die Schönheit, die man sonst zertheilt nur [|]findet; Jndem, bey den verschiednen Stiegen, Sich ein verschiedenes Vergnügen Bald einzeln zeigt, bald sich mit andern bindet.
Wenn man im untern Gange steht, Und in der grünenden Allee spazieren geht, Wird unser Blick vergnügt empor geführt, Und ihm, da er bequem auf Stiegen aufwärts steiget, Wie so verschiedentlich sich alles ziert, Auch Staffel-weise stets gezeiget; Da sieben Absätz', ihm, die wir zugleich erblicken, Zur Lust, sich mit so viel besondrer Schönheit schmücken.
Ein
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Die ſchoͤne Nacht.
Es uͤberſilberte bereits, mit reinem Lichte, Der helle Mond die dunkle Welt; Wodurch dem menſchlichen Geſichte Ein neuer Schauplatz vorgeſtellt, Um, wie ſo wunderwuͤrdig ſchoͤn, Auch bey der Nacht, der Welt-Kreis anzuſehn.
Nun zeigt zwar uͤberall, in einer hellen Nacht, Der Mondſchein Anmuth, Glanz und Pracht; Allein ſo auſſerordentlich Verſchoͤnerte ſie ſich Noch niemals, wenigſtens fuͤr mich, Als ich ſie jetzt auf meinem Garten finde, So daß ich mich, faſt auſſer mir, und ganz Erſtaunt, den gar zu ſchoͤnen Glanz Kaum, zu beſchreiben, unterwinde.
Des Gartens Lage mehrete, Durch die verſchiedne Tief’ und Hoͤh, Die Schoͤnheit, die man ſonſt zertheilt nur [|]findet; Jndem, bey den verſchiednen Stiegen, Sich ein verſchiedenes Vergnuͤgen Bald einzeln zeigt, bald ſich mit andern bindet.
Wenn man im untern Gange ſteht, Und in der gruͤnenden Allee ſpazieren geht, Wird unſer Blick vergnuͤgt empor gefuͤhrt, Und ihm, da er bequem auf Stiegen aufwaͤrts ſteiget, Wie ſo verſchiedentlich ſich alles ziert, Auch Staffel-weiſe ſtets gezeiget; Da ſieben Abſaͤtz’, ihm, die wir zugleich erblicken, Zur Luſt, ſich mit ſo viel beſondrer Schoͤnheit ſchmuͤcken.
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Die ſchoͤne Nacht.
Es uͤberſilberte bereits, mit reinem Lichte,
Der helle Mond die dunkle Welt;
Wodurch dem menſchlichen Geſichte
Ein neuer Schauplatz vorgeſtellt,
Um, wie ſo wunderwuͤrdig ſchoͤn,
Auch bey der Nacht, der Welt-Kreis anzuſehn.
Nun zeigt zwar uͤberall, in einer hellen Nacht,
Der Mondſchein Anmuth, Glanz und Pracht;
Allein ſo auſſerordentlich
Verſchoͤnerte ſie ſich
Noch niemals, wenigſtens fuͤr mich,
Als ich ſie jetzt auf meinem Garten finde,
So daß ich mich, faſt auſſer mir, und ganz
Erſtaunt, den gar zu ſchoͤnen Glanz
Kaum, zu beſchreiben, unterwinde.
Des Gartens Lage mehrete,
Durch die verſchiedne Tief’ und Hoͤh,
Die Schoͤnheit, die man ſonſt zertheilt nur |findet;
Jndem, bey den verſchiednen Stiegen,
Sich ein verſchiedenes Vergnuͤgen
Bald einzeln zeigt, bald ſich mit andern bindet.
Wenn man im untern Gange ſteht,
Und in der gruͤnenden Allee ſpazieren geht,
Wird unſer Blick vergnuͤgt empor gefuͤhrt,
Und ihm, da er bequem auf Stiegen aufwaͤrts ſteiget,
Wie ſo verſchiedentlich ſich alles ziert,
Auch Staffel-weiſe ſtets gezeiget;
Da ſieben Abſaͤtz’, ihm, die wir zugleich erblicken,
Zur Luſt, ſich mit ſo viel beſondrer Schoͤnheit ſchmuͤcken.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/37>, abgerufen am 22.02.2025.
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