Bey der hellen Nachtigall schmetterndem und reinem Singen, Konnt' ich jüngst mich nicht enthalten, dieß noch zu Papier zu bringen.
Ein hell- und hohles Flöthen wendet Und endet öfters sich in ein Gezisch. Jhr Hals gebiert, vermengt, verschwendet, Ein sonst nicht mischbares Gemisch Von Tönen, die sie weiß zu fügen, Daß, sonder Wohllaut, sie dennoch vergnügen. Jetzt quarret sie, dem Frosch im nahen Bach, Jetzt schnarret sie, dem Grase-König, nach; Jetzt stimmt, ihr feuriger Gesang, Mit dem durchdringend reinen Klang Metallner Glocken überein. Da sie bald lockt, bald schlägt, bald pfeift, Bald stehnt, bald jauchzt, bald klagt, bald keift; Scheint sie, verwegen, zu probieren Die Töne, die nur möglich seyn, Hervorzubringen, zu vermählen, Durch Werkzeug' ihrer schlanken Kehlen, Und alle mögliche Manieren Mit einzumischen, auszuführen, Um desto kräftiger der Menschen Ohr zu rühren.
ARIA.
Ein ander Gedicht von der Nachtigall.
Bey der hellen Nachtigall ſchmetterndem und reinem Singen, Konnt’ ich juͤngſt mich nicht enthalten, dieß noch zu Papier zu bringen.
Ein hell- und hohles Floͤthen wendet Und endet oͤfters ſich in ein Geziſch. Jhr Hals gebiert, vermengt, verſchwendet, Ein ſonſt nicht miſchbares Gemiſch Von Toͤnen, die ſie weiß zu fuͤgen, Daß, ſonder Wohllaut, ſie dennoch vergnuͤgen. Jetzt quarret ſie, dem Froſch im nahen Bach, Jetzt ſchnarret ſie, dem Graſe-Koͤnig, nach; Jetzt ſtimmt, ihr feuriger Geſang, Mit dem durchdringend reinen Klang Metallner Glocken uͤberein. Da ſie bald lockt, bald ſchlaͤgt, bald pfeift, Bald ſtehnt, bald jauchzt, bald klagt, bald keift; Scheint ſie, verwegen, zu probieren Die Toͤne, die nur moͤglich ſeyn, Hervorzubringen, zu vermaͤhlen, Durch Werkzeug’ ihrer ſchlanken Kehlen, Und alle moͤgliche Manieren Mit einzumiſchen, auszufuͤhren, Um deſto kraͤftiger der Menſchen Ohr zu ruͤhren.
ARIA.
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[18/0032]
Ein ander Gedicht von der
Nachtigall.
Bey der hellen Nachtigall ſchmetterndem und reinem
Singen,
Konnt’ ich juͤngſt mich nicht enthalten, dieß noch zu Papier
zu bringen.
Ein hell- und hohles Floͤthen wendet
Und endet oͤfters ſich in ein Geziſch.
Jhr Hals gebiert, vermengt, verſchwendet,
Ein ſonſt nicht miſchbares Gemiſch
Von Toͤnen, die ſie weiß zu fuͤgen,
Daß, ſonder Wohllaut, ſie dennoch vergnuͤgen.
Jetzt quarret ſie, dem Froſch im nahen Bach,
Jetzt ſchnarret ſie, dem Graſe-Koͤnig, nach;
Jetzt ſtimmt, ihr feuriger Geſang,
Mit dem durchdringend reinen Klang
Metallner Glocken uͤberein.
Da ſie bald lockt, bald ſchlaͤgt, bald pfeift,
Bald ſtehnt, bald jauchzt, bald klagt, bald keift;
Scheint ſie, verwegen, zu probieren
Die Toͤne, die nur moͤglich ſeyn,
Hervorzubringen, zu vermaͤhlen,
Durch Werkzeug’ ihrer ſchlanken Kehlen,
Und alle moͤgliche Manieren
Mit einzumiſchen, auszufuͤhren,
Um deſto kraͤftiger der Menſchen Ohr zu ruͤhren.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/32>, abgerufen am 30.12.2024.
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