Die Nachtigall hört man, zur lieblichen Früh[e] lings-Zeit, Aus ihrer, zum Wunder, erschaffenen Kehlen[,] Die Wälder begeistern, die Schatten beseelen[,] Und, singend, die Wunder des Schöpfers erzehlen[,] Mit klingendem Eifer, mit feuriger Fertigkeit.
Verstehen wir nun gleich, von ihrem Lob-Gesang, Den Jnhalt nicht, nicht den Zusammenhang; So fassen wir doch dieß, daß dieser Wunder-Klang, Wo nicht der Wunder-Bau der Ohren An uns formieret wär, für uns verlohren Und ganz vergebens würd' erklingen. Ach denket dann, bey ihrem Singen, An Den, Der solche Eigenschaft Dem kleinen Vogel eingesenket, Und unserm Geist zugleich des Hörens Kraft, Die Ohren, unserm Körper, schenket; Damit wir uns, bey allen Frühlings-Schätzen, Nicht durchs Gesicht allein, auch durchs Gehör, ergetzen. Behorchet dann noch einst, mit aufmerksamen Sinn, Der Wälder holde Sängerinn.
Arioso.
Sie füllet die Lüfte mit schmetterndem Schallen, Sie lässet, mit Flöthen und Glucken gemischt, Worunter sie, lockend, bald gurgelt, bald zischt, Die reinen Gesänge bald steigen, bald fallen.
Jetzt
Die Nachtigall.
Die Nachtigall hoͤrt man, zur lieblichen Fruͤh[e] lings-Zeit, Aus ihrer, zum Wunder, erſchaffenen Kehlen[,] Die Waͤlder begeiſtern, die Schatten beſeelen[,] Und, ſingend, die Wunder des Schoͤpfers erzehlen[,] Mit klingendem Eifer, mit feuriger Fertigkeit.
Verſtehen wir nun gleich, von ihrem Lob-Geſang, Den Jnhalt nicht, nicht den Zuſammenhang; So faſſen wir doch dieß, daß dieſer Wunder-Klang, Wo nicht der Wunder-Bau der Ohren An uns formieret waͤr, fuͤr uns verlohren Und ganz vergebens wuͤrd’ erklingen. Ach denket dann, bey ihrem Singen, An Den, Der ſolche Eigenſchaft Dem kleinen Vogel eingeſenket, Und unſerm Geiſt zugleich des Hoͤrens Kraft, Die Ohren, unſerm Koͤrper, ſchenket; Damit wir uns, bey allen Fruͤhlings-Schaͤtzen, Nicht durchs Geſicht allein, auch durchs Gehoͤr, ergetzen. Behorchet dann noch einſt, mit aufmerkſamen Sinn, Der Waͤlder holde Saͤngerinn.
Arioſo.
Sie fuͤllet die Luͤfte mit ſchmetterndem Schallen, Sie laͤſſet, mit Floͤthen und Glucken gemiſcht, Worunter ſie, lockend, bald gurgelt, bald ziſcht, Die reinen Geſaͤnge bald ſteigen, bald fallen.
Jetzt
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Die Nachtigall.
Die Nachtigall hoͤrt man, zur lieblichen Fruͤhe
lings-Zeit,
Aus ihrer, zum Wunder, erſchaffenen Kehlen,
Die Waͤlder begeiſtern, die Schatten beſeelen,
Und, ſingend, die Wunder des Schoͤpfers erzehlen,
Mit klingendem Eifer, mit feuriger Fertigkeit.
Verſtehen wir nun gleich, von ihrem Lob-Geſang,
Den Jnhalt nicht, nicht den Zuſammenhang;
So faſſen wir doch dieß, daß dieſer Wunder-Klang,
Wo nicht der Wunder-Bau der Ohren
An uns formieret waͤr, fuͤr uns verlohren
Und ganz vergebens wuͤrd’ erklingen.
Ach denket dann, bey ihrem Singen,
An Den, Der ſolche Eigenſchaft
Dem kleinen Vogel eingeſenket,
Und unſerm Geiſt zugleich des Hoͤrens Kraft,
Die Ohren, unſerm Koͤrper, ſchenket;
Damit wir uns, bey allen Fruͤhlings-Schaͤtzen,
Nicht durchs Geſicht allein, auch durchs Gehoͤr, ergetzen.
Behorchet dann noch einſt, mit aufmerkſamen Sinn,
Der Waͤlder holde Saͤngerinn.
Arioſo.
Sie fuͤllet die Luͤfte mit ſchmetterndem Schallen,
Sie laͤſſet, mit Floͤthen und Glucken gemiſcht,
Worunter ſie, lockend, bald gurgelt, bald ziſcht,
Die reinen Geſaͤnge bald ſteigen, bald fallen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/30>, abgerufen am 03.03.2025.
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