Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Noch andre Herbst-Gedanken. Die Farben brennen jetzo nicht, Es scheint, daß die Natur, nach Mahler Art, Mit minderm Glanz und Kraft die bunten Farben paart, Die gar zu starken dämpft, die gar zu hellen bricht. Es scheint, ob sie der Welt ein' Art von Anmuth gebe, Und eine Harmonie zu zeigen sich bestrebe, Die sanfter als vorhin, daß sie das mattre Licht Der Farben jetzt nur bloß durch dunklen Grund erhebe, Wozu der Dämmrung gleiche Duft Der jetzt halb klar- halb dunklen Luft Jhr wunderwürdig dient, als deren Dunkelheit, Der schwachen Farben Lieblichkeit So angenehm erhöht, daß ein vergnügt Gemüth, So weit es sehen kann, die Welt nicht anders sieht, Als wäre sie, zu noch vermehrterm Prangen, Mit künstlichen Tapeten ganz behangen. Wie viele Kunst, wie viele Müh Zu solcher Farben Harmonie Jn der erhabnen Mahlerey Erfordert wird; ist denen nur bekannt, Die Mühe, Fleiß, Verstand Auf diese edle Kunst verwandt: Hier aber sieht man jetzt, zumal im Wald und Büschen, Die Farben sich von selbst so künst- und lieblich mischen, So angenehm, so sanft sich brechen, Daß es nicht glaublich ist, nicht auszusprechen. Ein
Noch andre Herbſt-Gedanken. Die Farben brennen jetzo nicht, Es ſcheint, daß die Natur, nach Mahler Art, Mit minderm Glanz und Kraft die bunten Farben paart, Die gar zu ſtarken daͤmpft, die gar zu hellen bricht. Es ſcheint, ob ſie der Welt ein’ Art von Anmuth gebe, Und eine Harmonie zu zeigen ſich beſtrebe, Die ſanfter als vorhin, daß ſie das mattre Licht Der Farben jetzt nur bloß durch dunklen Grund erhebe, Wozu der Daͤmmrung gleiche Duft Der jetzt halb klar- halb dunklen Luft Jhr wunderwuͤrdig dient, als deren Dunkelheit, Der ſchwachen Farben Lieblichkeit So angenehm erhoͤht, daß ein vergnuͤgt Gemuͤth, So weit es ſehen kann, die Welt nicht anders ſieht, Als waͤre ſie, zu noch vermehrterm Prangen, Mit kuͤnſtlichen Tapeten ganz behangen. Wie viele Kunſt, wie viele Muͤh Zu ſolcher Farben Harmonie Jn der erhabnen Mahlerey Erfordert wird; iſt denen nur bekannt, Die Muͤhe, Fleiß, Verſtand Auf dieſe edle Kunſt verwandt: Hier aber ſieht man jetzt, zumal im Wald und Buͤſchen, Die Farben ſich von ſelbſt ſo kuͤnſt- und lieblich miſchen, So angenehm, ſo ſanft ſich brechen, Daß es nicht glaublich iſt, nicht auszuſprechen. Ein
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Noch andre Herbſt-Gedanken.
Die Farben brennen jetzo nicht,
Es ſcheint, daß die Natur, nach Mahler Art,
Mit minderm Glanz und Kraft die bunten Farben paart,
Die gar zu ſtarken daͤmpft, die gar zu hellen bricht.
Es ſcheint, ob ſie der Welt ein’ Art von Anmuth gebe,
Und eine Harmonie zu zeigen ſich beſtrebe,
Die ſanfter als vorhin, daß ſie das mattre Licht
Der Farben jetzt nur bloß durch dunklen Grund erhebe,
Wozu der Daͤmmrung gleiche Duft
Der jetzt halb klar- halb dunklen Luft
Jhr wunderwuͤrdig dient, als deren Dunkelheit,
Der ſchwachen Farben Lieblichkeit
So angenehm erhoͤht, daß ein vergnuͤgt Gemuͤth,
So weit es ſehen kann, die Welt nicht anders ſieht,
Als waͤre ſie, zu noch vermehrterm Prangen,
Mit kuͤnſtlichen Tapeten ganz behangen.
Wie viele Kunſt, wie viele Muͤh
Zu ſolcher Farben Harmonie
Jn der erhabnen Mahlerey
Erfordert wird; iſt denen nur bekannt,
Die Muͤhe, Fleiß, Verſtand
Auf dieſe edle Kunſt verwandt:
Hier aber ſieht man jetzt, zumal im Wald und Buͤſchen,
Die Farben ſich von ſelbſt ſo kuͤnſt- und lieblich miſchen,
So angenehm, ſo ſanft ſich brechen,
Daß es nicht glaublich iſt, nicht auszuſprechen.
Ein
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