Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Unterscheid der Wissenschaft,
daß, und was Gott sey.
Kein Thier hat von der Gottheit Nachricht, Erkennt
niß, oder Wissenschaft.

Die Menschen wissen, daß Er ist. Dieß können sie
und sollens wissen.

Doch was Er sey, scheint bloß ein Vorwurf für Geiste
von viel schärfrer Kraft:

Daher wir dieß Erkenntniß billig, nach dieser Zeit, be
spahren müssen.
Doch ist dieß Wissen, daß ein Gott, so klein und
so geringe nicht.

Denn es bestehet eigentlich darinn, daß wir von Seinen
Werken,

Jn ihrer Ordnung, Nutz und Zier, zugleich Macht
Weisheit, Liebe, merken,

Und finden, daß ein jedes Ding: Es ist ein Schöpfer,
deutlich spricht.
Je öfter nun der Creatur Pracht, Ordnung, Nutz und
Glanz uns rühret;

Je öfter wird man, daß ein Gott, unwidersprechlich
überführet.


Betrach-
Unterſcheid der Wiſſenſchaft,
daß, und was Gott ſey.
Kein Thier hat von der Gottheit Nachricht, Erkennt
niß, oder Wiſſenſchaft.

Die Menſchen wiſſen, daß Er iſt. Dieß koͤnnen ſie
und ſollens wiſſen.

Doch was Er ſey, ſcheint bloß ein Vorwurf fuͤr Geiſte
von viel ſchaͤrfrer Kraft:

Daher wir dieß Erkenntniß billig, nach dieſer Zeit, be
ſpahren muͤſſen.
Doch iſt dieß Wiſſen, daß ein Gott, ſo klein und
ſo geringe nicht.

Denn es beſtehet eigentlich darinn, daß wir von Seinen
Werken,

Jn ihrer Ordnung, Nutz und Zier, zugleich Macht
Weisheit, Liebe, merken,

Und finden, daß ein jedes Ding: Es iſt ein Schoͤpfer,
deutlich ſpricht.
Je oͤfter nun der Creatur Pracht, Ordnung, Nutz und
Glanz uns ruͤhret;

Je oͤfter wird man, daß ein Gott, unwiderſprechlich
uͤberfuͤhret.


Betrach-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0178" n="164"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Unter&#x017F;cheid der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft,<lb/>
daß, und was Gott &#x017F;ey.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">K</hi>ein Thier hat von der Gottheit Nachricht, Erkennt<lb/><hi rendition="#et">niß, oder Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft.</hi></l><lb/>
                <l>Die Men&#x017F;chen wi&#x017F;&#x017F;en, <hi rendition="#fr">daß</hi> Er i&#x017F;t. Dieß ko&#x0364;nnen &#x017F;ie<lb/><hi rendition="#et">und &#x017F;ollens wi&#x017F;&#x017F;en.</hi></l><lb/>
                <l><hi rendition="#fr">Doch was</hi> Er &#x017F;ey, &#x017F;cheint bloß ein Vorwurf fu&#x0364;r Gei&#x017F;te<lb/><hi rendition="#et">von viel &#x017F;cha&#x0364;rfrer Kraft:</hi></l><lb/>
                <l>Daher wir dieß Erkenntniß billig, nach die&#x017F;er Zeit, be<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;pahren mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi></l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Doch i&#x017F;t dieß Wi&#x017F;&#x017F;en, <hi rendition="#fr">daß ein Gott,</hi> &#x017F;o klein und<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;o geringe nicht.</hi></l><lb/>
                <l>Denn es be&#x017F;tehet eigentlich darinn, daß wir von Seinen<lb/><hi rendition="#et">Werken,</hi></l><lb/>
                <l>Jn ihrer Ordnung, Nutz und Zier, zugleich <hi rendition="#fr">Macht</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Weisheit, Liebe,</hi> merken,</hi></l><lb/>
                <l>Und finden, daß ein jedes Ding: <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t ein Scho&#x0364;pfer,</hi><lb/><hi rendition="#et">deutlich &#x017F;pricht.</hi></l>
              </lg><lb/>
              <lg n="3">
                <l>Je o&#x0364;fter nun der Creatur Pracht, Ordnung, Nutz und<lb/><hi rendition="#et">Glanz uns ru&#x0364;hret;</hi></l><lb/>
                <l>Je o&#x0364;fter wird man, <hi rendition="#fr">daß ein Gott,</hi> unwider&#x017F;prechlich<lb/><hi rendition="#et">u&#x0364;berfu&#x0364;hret.</hi></l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Betrach-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[164/0178] Unterſcheid der Wiſſenſchaft, daß, und was Gott ſey. Kein Thier hat von der Gottheit Nachricht, Erkennt niß, oder Wiſſenſchaft. Die Menſchen wiſſen, daß Er iſt. Dieß koͤnnen ſie und ſollens wiſſen. Doch was Er ſey, ſcheint bloß ein Vorwurf fuͤr Geiſte von viel ſchaͤrfrer Kraft: Daher wir dieß Erkenntniß billig, nach dieſer Zeit, be ſpahren muͤſſen. Doch iſt dieß Wiſſen, daß ein Gott, ſo klein und ſo geringe nicht. Denn es beſtehet eigentlich darinn, daß wir von Seinen Werken, Jn ihrer Ordnung, Nutz und Zier, zugleich Macht Weisheit, Liebe, merken, Und finden, daß ein jedes Ding: Es iſt ein Schoͤpfer, deutlich ſpricht. Je oͤfter nun der Creatur Pracht, Ordnung, Nutz und Glanz uns ruͤhret; Je oͤfter wird man, daß ein Gott, unwiderſprechlich uͤberfuͤhret. Betrach-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/178
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/178>, abgerufen am 21.11.2024.