Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite


Einleitung.
Gefild' und Wälder! meine Zuflucht, aus der
mühselgen Welt voll Pein,

Voll Gram und Sorgen! nehmt mich ein
Jn euer ruhig Heiligthum! begünstiget mein einsam
Leben!

Da ich mich, von Zufriedenheit, von einem ernsten
Ueberlegen

Und von Betrachtungen begleitet, will, aus der Stadt,
zu euch begeben!

Jhr grünen Ebnen, wie vergnügt begrüß ich euch!
Glück, Heil und Segen

Erfüllen immer eure Fluren! ihr holden Vorwürf'
unsers Blicks,

Jhr angenehmen Gegenden,
Der Erden majestätsche Schönheit, du Jnbegriff
des wahren Glücks,

Du Feld- und Land-Lust voller Anmuth, ihr keusch-
und reinen Wohnungen

Der höchstbeglückten Sterblichen,
Die hier, in Unschuld-vollem Frieden, ein unbeneidet
Leben nährt,

(Ob solches gleich fast göttlich ist) da es, in Segen-
reicher Stille,

Uns einen edlen Müßiggang und eine süße Ruh gewährt:
Uns, die wir, für Betrachtungen (um uns so wohl,
als andre Wesen,

Zu untersuchen) eigentlich formieret scheinen und erlesen;
Die
A 2


Einleitung.
Gefild’ und Waͤlder! meine Zuflucht, aus der
muͤhſelgen Welt voll Pein,

Voll Gram und Sorgen! nehmt mich ein
Jn euer ruhig Heiligthum! beguͤnſtiget mein einſam
Leben!

Da ich mich, von Zufriedenheit, von einem ernſten
Ueberlegen

Und von Betrachtungen begleitet, will, aus der Stadt,
zu euch begeben!

Jhr gruͤnen Ebnen, wie vergnuͤgt begruͤß ich euch!
Gluͤck, Heil und Segen

Erfuͤllen immer eure Fluren! ihr holden Vorwuͤrf’
unſers Blicks,

Jhr angenehmen Gegenden,
Der Erden majeſtaͤtſche Schoͤnheit, du Jnbegriff
des wahren Gluͤcks,

Du Feld- und Land-Luſt voller Anmuth, ihr keuſch-
und reinen Wohnungen

Der hoͤchſtbegluͤckten Sterblichen,
Die hier, in Unſchuld-vollem Frieden, ein unbeneidet
Leben naͤhrt,

(Ob ſolches gleich faſt goͤttlich iſt) da es, in Segen-
reicher Stille,

Uns einen edlen Muͤßiggang und eine ſuͤße Ruh gewaͤhrt:
Uns, die wir, fuͤr Betrachtungen (um uns ſo wohl,
als andre Weſen,

Zu unterſuchen) eigentlich formieret ſcheinen und erleſen;
Die
A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0017" n="[3]"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Einleitung.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">G</hi>efild&#x2019; und Wa&#x0364;lder! meine Zuflucht, aus der<lb/><hi rendition="#et">mu&#x0364;h&#x017F;elgen Welt voll Pein,</hi></l><lb/>
                <l>Voll Gram und Sorgen! nehmt mich ein</l><lb/>
                <l>Jn euer ruhig Heiligthum! begu&#x0364;n&#x017F;tiget mein ein&#x017F;am<lb/><hi rendition="#et">Leben!</hi></l><lb/>
                <l>Da ich mich, von Zufriedenheit, von einem ern&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#et">Ueberlegen</hi></l><lb/>
                <l>Und von Betrachtungen begleitet, will, aus der Stadt,<lb/><hi rendition="#et">zu euch begeben!</hi></l><lb/>
                <l>Jhr gru&#x0364;nen Ebnen, wie vergnu&#x0364;gt begru&#x0364;ß ich euch!<lb/><hi rendition="#et">Glu&#x0364;ck, Heil und Segen</hi></l><lb/>
                <l>Erfu&#x0364;llen immer eure Fluren! ihr holden Vorwu&#x0364;rf&#x2019;<lb/><hi rendition="#et">un&#x017F;ers Blicks,</hi></l><lb/>
                <l>Jhr angenehmen Gegenden,</l><lb/>
                <l>Der Erden maje&#x017F;ta&#x0364;t&#x017F;che Scho&#x0364;nheit, du Jnbegriff<lb/><hi rendition="#et">des wahren Glu&#x0364;cks,</hi></l><lb/>
                <l>Du Feld- und Land-Lu&#x017F;t voller Anmuth, ihr keu&#x017F;ch-<lb/><hi rendition="#et">und reinen Wohnungen</hi></l><lb/>
                <l>Der ho&#x0364;ch&#x017F;tbeglu&#x0364;ckten Sterblichen,</l><lb/>
                <l>Die hier, in Un&#x017F;chuld-vollem Frieden, ein unbeneidet<lb/><hi rendition="#et">Leben na&#x0364;hrt,</hi></l><lb/>
                <l>(Ob &#x017F;olches gleich fa&#x017F;t go&#x0364;ttlich i&#x017F;t) da es, in Segen-<lb/><hi rendition="#et">reicher Stille,</hi></l><lb/>
                <l>Uns einen edlen Mu&#x0364;ßiggang und eine &#x017F;u&#x0364;ße Ruh gewa&#x0364;hrt:</l><lb/>
                <l>Uns, die wir, fu&#x0364;r Betrachtungen (um uns &#x017F;o wohl,<lb/><hi rendition="#et">als andre We&#x017F;en,</hi></l><lb/>
                <l>Zu unter&#x017F;uchen) eigentlich formieret &#x017F;cheinen und erle&#x017F;en;</l><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">A 2</fw>
                <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[3]/0017] Einleitung. Gefild’ und Waͤlder! meine Zuflucht, aus der muͤhſelgen Welt voll Pein, Voll Gram und Sorgen! nehmt mich ein Jn euer ruhig Heiligthum! beguͤnſtiget mein einſam Leben! Da ich mich, von Zufriedenheit, von einem ernſten Ueberlegen Und von Betrachtungen begleitet, will, aus der Stadt, zu euch begeben! Jhr gruͤnen Ebnen, wie vergnuͤgt begruͤß ich euch! Gluͤck, Heil und Segen Erfuͤllen immer eure Fluren! ihr holden Vorwuͤrf’ unſers Blicks, Jhr angenehmen Gegenden, Der Erden majeſtaͤtſche Schoͤnheit, du Jnbegriff des wahren Gluͤcks, Du Feld- und Land-Luſt voller Anmuth, ihr keuſch- und reinen Wohnungen Der hoͤchſtbegluͤckten Sterblichen, Die hier, in Unſchuld-vollem Frieden, ein unbeneidet Leben naͤhrt, (Ob ſolches gleich faſt goͤttlich iſt) da es, in Segen- reicher Stille, Uns einen edlen Muͤßiggang und eine ſuͤße Ruh gewaͤhrt: Uns, die wir, fuͤr Betrachtungen (um uns ſo wohl, als andre Weſen, Zu unterſuchen) eigentlich formieret ſcheinen und erleſen; Die A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/17
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/17>, abgerufen am 26.12.2024.