Glückseligkeit einer Seele, welche den Schöpfer in den Geschöpfen betrachtet, empfindet, und verehret.
Da ich, zur kühlen Abend-Zeit, in meiner schattichten Allee, Von Amts-Geschäfften unbeladen, ganz einsam, hier spazieren geh, Der Blätter Schmuck, Figur und Farben, mit innigli- cher Lust, betrachte, Sie, als unmittelbare Zeugen von Gottes weiser Macht, beachte, Einfolglich Dessen Gegenwart, Der allenthalben wirket, nah, Weit deutlicher, als sonst, empfand, und kaum begriff, wie mir geschah; Verspührte mein gerührter Geist ein Etwas, das man öfters spühren, Und, GOTT zu Ehren, fühlen sollte. Ein brünstigs Wallen, eine Lust, Erzeugt aus einer innern Regung, und die, in meiner ganzen Brust, Sich angenehm verbreitete, fing meinen Geist an, zu re- gieren, Gebahr und unterhielt' in mir ein' Anmuth, eine See- len-Stille.
Es scheint, als ob in solchem Stande, wenn man in Seinem Werk Jhn sucht, Ein selten sonst gespührt Vergnügen, als eine süße Seelen- Frucht,
Aus
K 4
Gluͤckſeligkeit einer Seele, welche den Schoͤpfer in den Geſchoͤpfen betrachtet, empfindet, und verehret.
Da ich, zur kuͤhlen Abend-Zeit, in meiner ſchattichten Allee, Von Amts-Geſchaͤfften unbeladen, ganz einſam, hier ſpazieren geh, Der Blaͤtter Schmuck, Figur und Farben, mit innigli- cher Luſt, betrachte, Sie, als unmittelbare Zeugen von Gottes weiſer Macht, beachte, Einfolglich Deſſen Gegenwart, Der allenthalben wirket, nah, Weit deutlicher, als ſonſt, empfand, und kaum begriff, wie mir geſchah; Verſpuͤhrte mein geruͤhrter Geiſt ein Etwas, das man oͤfters ſpuͤhren, Und, GOTT zu Ehren, fuͤhlen ſollte. Ein bruͤnſtigs Wallen, eine Luſt, Erzeugt aus einer innern Regung, und die, in meiner ganzen Bruſt, Sich angenehm verbreitete, fing meinen Geiſt an, zu re- gieren, Gebahr und unterhielt’ in mir ein’ Anmuth, eine See- len-Stille.
Es ſcheint, als ob in ſolchem Stande, wenn man in Seinem Werk Jhn ſucht, Ein ſelten ſonſt geſpuͤhrt Vergnuͤgen, als eine ſuͤße Seelen- Frucht,
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Gluͤckſeligkeit einer Seele,
welche den Schoͤpfer in den Geſchoͤpfen
betrachtet, empfindet, und verehret.
Da ich, zur kuͤhlen Abend-Zeit, in meiner ſchattichten
Allee,
Von Amts-Geſchaͤfften unbeladen, ganz einſam, hier
ſpazieren geh,
Der Blaͤtter Schmuck, Figur und Farben, mit innigli-
cher Luſt, betrachte,
Sie, als unmittelbare Zeugen von Gottes weiſer Macht,
beachte,
Einfolglich Deſſen Gegenwart, Der allenthalben wirket,
nah,
Weit deutlicher, als ſonſt, empfand, und kaum begriff,
wie mir geſchah;
Verſpuͤhrte mein geruͤhrter Geiſt ein Etwas, das man
oͤfters ſpuͤhren,
Und, GOTT zu Ehren, fuͤhlen ſollte. Ein bruͤnſtigs
Wallen, eine Luſt,
Erzeugt aus einer innern Regung, und die, in meiner
ganzen Bruſt,
Sich angenehm verbreitete, fing meinen Geiſt an, zu re-
gieren,
Gebahr und unterhielt’ in mir ein’ Anmuth, eine See-
len-Stille.
Es ſcheint, als ob in ſolchem Stande, wenn man
in Seinem Werk Jhn ſucht,
Ein ſelten ſonſt geſpuͤhrt Vergnuͤgen, als eine ſuͤße Seelen-
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/165>, abgerufen am 22.02.2025.
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