Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Schönheit der Welt,
zur Sommers-Zeit.
Als ich, bey reinem heitrem Wetter, und ganz ent[-]
wölktem Sonnenschein,

Jn einer ganz zurück gebognen und offnen Chaise, gan[z]
allein,

Zur Erndte-Zeit, spazieren fuhr,
Ward ich, von ungezählten Wundern der gleichsam läch
lenden Natur,

Und vieler Gegenwürfe Pracht,
So wie mich deucht, recht angelacht.
Der Erden ganze Fläche schien mit neuen Farben
übermahlet,

Manch niedrer Busch, manch hoher Wipfel, sehr kräftig
durch- und angestrahlet.

Der grüne Klee voll bunter Bluhmen zertheilt', auch
angestrahlt und helle,

Von ebenfals bestrahltem Sande, der gleichsam gülden,
manche Stelle,

Formierte mancherley Figuren und Linien; so daß es
schien,

Ob wär der Boden übergüldet, und, durch Smaragden-
gleiches Grün,

Bald hie bald dort, illuminieret.
Jch ward, durch ihrer Schönheit Pracht, bis in mein
Jnnerstes gerühret,

Und zu der Urquell' aller Dinge, in meiner Lust, empor
geführet.
Jch
Die Schoͤnheit der Welt,
zur Sommers-Zeit.
Als ich, bey reinem heitrem Wetter, und ganz ent[-]
woͤlktem Sonnenſchein,

Jn einer ganz zuruͤck gebognen und offnen Chaiſe, gan[z]
allein,

Zur Erndte-Zeit, ſpazieren fuhr,
Ward ich, von ungezaͤhlten Wundern der gleichſam laͤch
lenden Natur,

Und vieler Gegenwuͤrfe Pracht,
So wie mich deucht, recht angelacht.
Der Erden ganze Flaͤche ſchien mit neuen Farben
uͤbermahlet,

Manch niedrer Buſch, manch hoher Wipfel, ſehr kraͤftig
durch- und angeſtrahlet.

Der gruͤne Klee voll bunter Bluhmen zertheilt’, auch
angeſtrahlt und helle,

Von ebenfals beſtrahltem Sande, der gleichſam guͤlden,
manche Stelle,

Formierte mancherley Figuren und Linien; ſo daß es
ſchien,

Ob waͤr der Boden uͤberguͤldet, und, durch Smaragden-
gleiches Gruͤn,

Bald hie bald dort, illuminieret.
Jch ward, durch ihrer Schoͤnheit Pracht, bis in mein
Jnnerſtes geruͤhret,

Und zu der Urquell’ aller Dinge, in meiner Luſt, empor
gefuͤhret.
Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0146" n="132"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die Scho&#x0364;nheit der Welt,<lb/>
zur Sommers-Zeit.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">A</hi>ls ich, bey reinem heitrem Wetter, und ganz ent<supplied>-</supplied><lb/><hi rendition="#et">wo&#x0364;lktem Sonnen&#x017F;chein,</hi></l><lb/>
                <l>Jn einer ganz zuru&#x0364;ck gebognen und offnen Chai&#x017F;e, gan<supplied>z</supplied><lb/><hi rendition="#et">allein,</hi></l><lb/>
                <l>Zur Erndte-Zeit, &#x017F;pazieren fuhr,</l><lb/>
                <l>Ward ich, von ungeza&#x0364;hlten Wundern der gleich&#x017F;am la&#x0364;ch<lb/><hi rendition="#et">lenden Natur,</hi></l><lb/>
                <l>Und vieler Gegenwu&#x0364;rfe Pracht,</l><lb/>
                <l>So wie mich deucht, recht angelacht.</l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Der Erden ganze Fla&#x0364;che &#x017F;chien mit neuen Farben<lb/><hi rendition="#et">u&#x0364;bermahlet,</hi></l><lb/>
                <l>Manch niedrer Bu&#x017F;ch, manch hoher Wipfel, &#x017F;ehr kra&#x0364;ftig<lb/><hi rendition="#et">durch- und ange&#x017F;trahlet.</hi></l><lb/>
                <l>Der gru&#x0364;ne Klee voll bunter Bluhmen zertheilt&#x2019;, auch<lb/><hi rendition="#et">ange&#x017F;trahlt und helle,</hi></l><lb/>
                <l>Von ebenfals be&#x017F;trahltem Sande, der gleich&#x017F;am gu&#x0364;lden,<lb/><hi rendition="#et">manche Stelle,</hi></l><lb/>
                <l>Formierte mancherley Figuren und Linien; &#x017F;o daß es<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chien,</hi></l><lb/>
                <l>Ob wa&#x0364;r der Boden u&#x0364;bergu&#x0364;ldet, und, durch Smaragden-<lb/><hi rendition="#et">gleiches Gru&#x0364;n,</hi></l><lb/>
                <l>Bald hie bald dort, illuminieret.</l><lb/>
                <l>Jch ward, durch ihrer Scho&#x0364;nheit Pracht, bis in mein<lb/><hi rendition="#et">Jnner&#x017F;tes geru&#x0364;hret,</hi></l><lb/>
                <l>Und zu der Urquell&#x2019; aller Dinge, in meiner Lu&#x017F;t, empor<lb/><hi rendition="#et">gefu&#x0364;hret.</hi></l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0146] Die Schoͤnheit der Welt, zur Sommers-Zeit. Als ich, bey reinem heitrem Wetter, und ganz ent- woͤlktem Sonnenſchein, Jn einer ganz zuruͤck gebognen und offnen Chaiſe, ganz allein, Zur Erndte-Zeit, ſpazieren fuhr, Ward ich, von ungezaͤhlten Wundern der gleichſam laͤch lenden Natur, Und vieler Gegenwuͤrfe Pracht, So wie mich deucht, recht angelacht. Der Erden ganze Flaͤche ſchien mit neuen Farben uͤbermahlet, Manch niedrer Buſch, manch hoher Wipfel, ſehr kraͤftig durch- und angeſtrahlet. Der gruͤne Klee voll bunter Bluhmen zertheilt’, auch angeſtrahlt und helle, Von ebenfals beſtrahltem Sande, der gleichſam guͤlden, manche Stelle, Formierte mancherley Figuren und Linien; ſo daß es ſchien, Ob waͤr der Boden uͤberguͤldet, und, durch Smaragden- gleiches Gruͤn, Bald hie bald dort, illuminieret. Jch ward, durch ihrer Schoͤnheit Pracht, bis in mein Jnnerſtes geruͤhret, Und zu der Urquell’ aller Dinge, in meiner Luſt, empor gefuͤhret. Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/146
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/146>, abgerufen am 21.11.2024.