Rosen-Betrachtung, Jhro Churfürstlichen Durchlaucht von Cölln, Clemens August, unterthänigst zugeeignet. 1745.
Wir waren dem August schon nah, die Rosen waren meist verblühet, Als meine jüngste Tochter mir, am Morgen, ihrer drey noch bracht: Jn deren Zwiebel-förmgen Körpern, der funkelnden Ru- binen Pracht, Theils weißlicht- und theils dunkel-roth, in lieblichem Gemische, glühet, Und mir, durchs Aug', ins Herze strahlt; zumal der Blätter holdes Grün, Das ihre lange Stängel schmückte, den Glanz noch zu erheben schien.
Die eine setzt' ich vor mir hin, bewunderte der grünen Stangen Gedrehte Ründ' und Zierlichkeit: an deren grünen Ründ' und Haut Man, hin und wieder, röthliche, den Dornen gleiche, Spitzen schaut, Die doch nur zieren; nicht verletzen. Allein, der Rose funkelnd Prangen, Der holden Röthe glänzend Licht, ihr gleichsam recht beflammter Schein,
Riß meinen Blick auf sie allein.
Jch
Roſen-Betrachtung, Jhro Churfuͤrſtlichen Durchlaucht von Coͤlln, Clemens Auguſt, unterthaͤnigſt zugeeignet. 1745.
Wir waren dem Auguſt ſchon nah, die Roſen waren meiſt verbluͤhet, Als meine juͤngſte Tochter mir, am Morgen, ihrer drey noch bracht: Jn deren Zwiebel-foͤrmgen Koͤrpern, der funkelnden Ru- binen Pracht, Theils weißlicht- und theils dunkel-roth, in lieblichem Gemiſche, gluͤhet, Und mir, durchs Aug’, ins Herze ſtrahlt; zumal der Blaͤtter holdes Gruͤn, Das ihre lange Staͤngel ſchmuͤckte, den Glanz noch zu erheben ſchien.
Die eine ſetzt’ ich vor mir hin, bewunderte der gruͤnen Stangen Gedrehte Ruͤnd’ und Zierlichkeit: an deren gruͤnen Ruͤnd’ und Haut Man, hin und wieder, roͤthliche, den Dornen gleiche, Spitzen ſchaut, Die doch nur zieren; nicht verletzen. Allein, der Roſe funkelnd Prangen, Der holden Roͤthe glaͤnzend Licht, ihr gleichſam recht beflammter Schein,
Riß meinen Blick auf ſie allein.
Jch
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Roſen-Betrachtung,
Jhro
Churfuͤrſtlichen Durchlaucht von Coͤlln,
Clemens Auguſt,
unterthaͤnigſt zugeeignet.
1745.
Wir waren dem Auguſt ſchon nah, die Roſen waren
meiſt verbluͤhet,
Als meine juͤngſte Tochter mir, am Morgen, ihrer drey
noch bracht:
Jn deren Zwiebel-foͤrmgen Koͤrpern, der funkelnden Ru-
binen Pracht,
Theils weißlicht- und theils dunkel-roth, in lieblichem
Gemiſche, gluͤhet,
Und mir, durchs Aug’, ins Herze ſtrahlt; zumal der
Blaͤtter holdes Gruͤn,
Das ihre lange Staͤngel ſchmuͤckte, den Glanz noch
zu erheben ſchien.
Die eine ſetzt’ ich vor mir hin, bewunderte der gruͤnen
Stangen
Gedrehte Ruͤnd’ und Zierlichkeit: an deren gruͤnen Ruͤnd’
und Haut
Man, hin und wieder, roͤthliche, den Dornen gleiche,
Spitzen ſchaut,
Die doch nur zieren; nicht verletzen. Allein, der Roſe
funkelnd Prangen,
Der holden Roͤthe glaͤnzend Licht, ihr gleichſam recht
beflammter Schein,
Riß meinen Blick auf ſie allein.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/137>, abgerufen am 26.12.2024.
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