Ein Atheist darf GOtt nicht ehren, er wird auch solches nimmer thun, So lange solche Meynungen in seiner Seel' unglücklich ruhn. Allein, wer eine Gottheit glaubt, die ihn, zu Seiner Ehr', erschaffen, Und die er weder kennen kann, noch ehren, als in Seinen Werken, Jn welchen Sie Sich offenbahrt, und will Sie dennoch nicht bemerken, Nein, sondern glaubt, es sey genug Sie obenhin nur anzu- gaffen, Und meynt, GOtt sey genug geehrt, wenn er nur bloß für sich allein, Daß er auf Erden möge glücklich, und künftig ewig selig seyn, Gesorgt, und dieß von Jhm erbeten; der zeiget dieses offen- bar, Daß, könnt' er dieß von GOtt nicht hoffen, er würde sich, um Jhn zu ehren, An einen GOtt so wenig kehren, Als wie der Atheisten Schaar.
Aus
Die glaubigen Atheiſten.
Ein Atheiſt darf GOtt nicht ehren, er wird auch ſolches nimmer thun, So lange ſolche Meynungen in ſeiner Seel’ ungluͤcklich ruhn. Allein, wer eine Gottheit glaubt, die ihn, zu Seiner Ehr’, erſchaffen, Und die er weder kennen kann, noch ehren, als in Seinen Werken, Jn welchen Sie Sich offenbahrt, und will Sie dennoch nicht bemerken, Nein, ſondern glaubt, es ſey genug Sie obenhin nur anzu- gaffen, Und meynt, GOtt ſey genug geehrt, wenn er nur bloß fuͤr ſich allein, Daß er auf Erden moͤge gluͤcklich, und kuͤnftig ewig ſelig ſeyn, Geſorgt, und dieß von Jhm erbeten; der zeiget dieſes offen- bar, Daß, koͤnnt’ er dieß von GOtt nicht hoffen, er wuͤrde ſich, um Jhn zu ehren, An einen GOtt ſo wenig kehren, Als wie der Atheiſten Schaar.
Aus
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0746"n="728"/><divn="3"><head><hirendition="#b">Die glaubigen Atheiſten.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">E</hi>in Atheiſt darf GOtt nicht ehren, er wird auch ſolches</l><lb/><l><hirendition="#et">nimmer thun,</hi></l><lb/><l>So lange ſolche Meynungen in ſeiner Seel’ ungluͤcklich</l><lb/><l><hirendition="#et">ruhn.</hi></l><lb/><l>Allein, wer eine Gottheit glaubt, die ihn, zu Seiner Ehr’,</l><lb/><l><hirendition="#et">erſchaffen,</hi></l><lb/><l>Und die er weder kennen kann, noch ehren, als in Seinen</l><lb/><l><hirendition="#et">Werken,</hi></l><lb/><l>Jn welchen Sie Sich offenbahrt, und will Sie dennoch</l><lb/><l><hirendition="#et">nicht bemerken,</hi></l><lb/><l>Nein, ſondern glaubt, es ſey genug Sie obenhin nur anzu-</l><lb/><l><hirendition="#et">gaffen,</hi></l><lb/><l>Und meynt, GOtt ſey genug geehrt, wenn er nur bloß</l><lb/><l><hirendition="#et">fuͤr ſich allein,</hi></l><lb/><l>Daß er auf Erden moͤge gluͤcklich, und kuͤnftig ewig ſelig</l><lb/><l><hirendition="#et">ſeyn,</hi></l><lb/><l>Geſorgt, und dieß von Jhm erbeten; der zeiget dieſes offen-</l><lb/><l><hirendition="#et">bar,</hi></l><lb/><l>Daß, koͤnnt’ er dieß von GOtt nicht hoffen, er wuͤrde</l><lb/><l><hirendition="#et">ſich, um Jhn zu ehren,</hi></l><lb/><l>An einen GOtt ſo wenig kehren,</l><lb/><l>Als wie der Atheiſten Schaar.</l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Aus</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[728/0746]
Die glaubigen Atheiſten.
Ein Atheiſt darf GOtt nicht ehren, er wird auch ſolches
nimmer thun,
So lange ſolche Meynungen in ſeiner Seel’ ungluͤcklich
ruhn.
Allein, wer eine Gottheit glaubt, die ihn, zu Seiner Ehr’,
erſchaffen,
Und die er weder kennen kann, noch ehren, als in Seinen
Werken,
Jn welchen Sie Sich offenbahrt, und will Sie dennoch
nicht bemerken,
Nein, ſondern glaubt, es ſey genug Sie obenhin nur anzu-
gaffen,
Und meynt, GOtt ſey genug geehrt, wenn er nur bloß
fuͤr ſich allein,
Daß er auf Erden moͤge gluͤcklich, und kuͤnftig ewig ſelig
ſeyn,
Geſorgt, und dieß von Jhm erbeten; der zeiget dieſes offen-
bar,
Daß, koͤnnt’ er dieß von GOtt nicht hoffen, er wuͤrde
ſich, um Jhn zu ehren,
An einen GOtt ſo wenig kehren,
Als wie der Atheiſten Schaar.
Aus
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 728. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/746>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.