Daß die Begier, zu viel zu wissen, dem Satan als ein Mittel dienet, Die ersten Eltern zu verführen, ist unserer Betrachtung wehrt. Wer weiß, ob ers nicht noch gebraucht? Es scheint, sobald man sich erkühnet, Des Geistes Kräfte zu vergrössern, (da wir, was GOtt uns hier beschehrt, Dadurch versäumen zu geniessen) daß bloß allein die Sucht zu wissen An allem unsern Unglück schuld. Jndem wir, für den Geist allein, Um das, was ausser unsern Schranken, zu fassen nur besorget seyn; Wird, nebst der Kraft der Gottheit Werke zu kennen, uns GOtt selbst entrissen. Wer kann bewundern? Wer geniessen? Wer kann GOtt danken? wenn der Geist Beständig mit sich selbst beschäftigt, sich seiner wahren Pflicht entreißt, Die in des Schöpfers Ehr' allein besteht, wozu wir bloß gemacht?
Wir lassen auf dem hohen Weg, den wir uns bahnen, aus der Acht Des Schöpfers weise Macht und Liebe. Wir wollen stets das Wissen häufen, Und, was uns wirklich unbegreiflich, des Schöpfers weise Macht begreifen.
Uns
Wider den Hochmuht.
Daß die Begier, zu viel zu wiſſen, dem Satan als ein Mittel dienet, Die erſten Eltern zu verfuͤhren, iſt unſerer Betrachtung wehrt. Wer weiß, ob ers nicht noch gebraucht? Es ſcheint, ſobald man ſich erkuͤhnet, Des Geiſtes Kraͤfte zu vergroͤſſern, (da wir, was GOtt uns hier beſchehrt, Dadurch verſaͤumen zu genieſſen) daß bloß allein die Sucht zu wiſſen An allem unſern Ungluͤck ſchuld. Jndem wir, fuͤr den Geiſt allein, Um das, was auſſer unſern Schranken, zu faſſen nur beſorget ſeyn; Wird, nebſt der Kraft der Gottheit Werke zu kennen, uns GOtt ſelbſt entriſſen. Wer kann bewundern? Wer genieſſen? Wer kann GOtt danken? wenn der Geiſt Beſtaͤndig mit ſich ſelbſt beſchaͤftigt, ſich ſeiner wahren Pflicht entreißt, Die in des Schoͤpfers Ehr’ allein beſteht, wozu wir bloß gemacht?
Wir laſſen auf dem hohen Weg, den wir uns bahnen, aus der Acht Des Schoͤpfers weiſe Macht und Liebe. Wir wollen ſtets das Wiſſen haͤufen, Und, was uns wirklich unbegreiflich, des Schoͤpfers weiſe Macht begreifen.
Uns
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Wider den Hochmuht.
Daß die Begier, zu viel zu wiſſen, dem Satan als ein
Mittel dienet,
Die erſten Eltern zu verfuͤhren, iſt unſerer Betrachtung
wehrt.
Wer weiß, ob ers nicht noch gebraucht? Es ſcheint, ſobald
man ſich erkuͤhnet,
Des Geiſtes Kraͤfte zu vergroͤſſern, (da wir, was GOtt uns
hier beſchehrt,
Dadurch verſaͤumen zu genieſſen) daß bloß allein die Sucht
zu wiſſen
An allem unſern Ungluͤck ſchuld. Jndem wir, fuͤr den
Geiſt allein,
Um das, was auſſer unſern Schranken, zu faſſen nur
beſorget ſeyn;
Wird, nebſt der Kraft der Gottheit Werke zu kennen, uns
GOtt ſelbſt entriſſen.
Wer kann bewundern? Wer genieſſen? Wer kann GOtt
danken? wenn der Geiſt
Beſtaͤndig mit ſich ſelbſt beſchaͤftigt, ſich ſeiner wahren
Pflicht entreißt,
Die in des Schoͤpfers Ehr’ allein beſteht, wozu wir bloß
gemacht?
Wir laſſen auf dem hohen Weg, den wir uns bahnen,
aus der Acht
Des Schoͤpfers weiſe Macht und Liebe. Wir wollen ſtets
das Wiſſen haͤufen,
Und, was uns wirklich unbegreiflich, des Schoͤpfers weiſe
Macht begreifen.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/719>, abgerufen am 03.12.2024.
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