Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Unrechter Gebrauch unsrer Seelen-
Kräfte.
Ob wir gleich, was vom Bilde Gottes im Menschen
Moses dorten schrieb,
Nicht nach dem Wort-Verstande nehmen; so stecket, nach dem
wahren Sinn,
Jn der Geschichte von der Schöpfung, erwegt mans, doch
so viel darinn,
Daß alles erst erschaffen worden. Daß hierauf GOttes
Lieb' Jhn trieb,
Auch ein vernünftiges Geschöpf, zu diesem Zweck, hervor-
zubringen,
Die Creaturen zu beherrschen, so wie es lautet. Aber
nicht
Die Gottheit Selber zu erkennen, und, mit erschaffenem
Gesicht,
Jns undurchdringlich- unermeßlich- ins ewig unerschaffne
Licht,
Mit denen ihm geschenkten Kräften, als die umschränket,
einzudringen.
Da Adams Geist doch, vor dem Fall, wie wir es in der Bibel
lesen,
Noch wohl von einer andern Stärke, als unser Geist itzt ist,
gewesen.

Ab-
U u 2
Unrechter Gebrauch unſrer Seelen-
Kraͤfte.
Ob wir gleich, was vom Bilde Gottes im Menſchen
Moſes dorten ſchrieb,
Nicht nach dem Wort-Verſtande nehmen; ſo ſtecket, nach dem
wahren Sinn,
Jn der Geſchichte von der Schoͤpfung, erwegt mans, doch
ſo viel darinn,
Daß alles erſt erſchaffen worden. Daß hierauf GOttes
Lieb’ Jhn trieb,
Auch ein vernuͤnftiges Geſchoͤpf, zu dieſem Zweck, hervor-
zubringen,
Die Creaturen zu beherrſchen, ſo wie es lautet. Aber
nicht
Die Gottheit Selber zu erkennen, und, mit erſchaffenem
Geſicht,
Jns undurchdringlich- unermeßlich- ins ewig unerſchaffne
Licht,
Mit denen ihm geſchenkten Kraͤften, als die umſchraͤnket,
einzudringen.
Da Adams Geiſt doch, vor dem Fall, wie wir es in der Bibel
leſen,
Noch wohl von einer andern Staͤrke, als unſer Geiſt itzt iſt,
geweſen.

Ab-
U u 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0693" n="675"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Unrechter Gebrauch un&#x017F;rer Seelen-<lb/>
Kra&#x0364;fte.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <l><hi rendition="#in">O</hi>b wir gleich, was vom Bilde Gottes im Men&#x017F;chen</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Mo&#x017F;es dorten &#x017F;chrieb,</hi> </l><lb/>
              <l>Nicht nach dem Wort-Ver&#x017F;tande nehmen; &#x017F;o &#x017F;tecket, nach dem</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">wahren Sinn,</hi> </l><lb/>
              <l>Jn der Ge&#x017F;chichte von der Scho&#x0364;pfung, erwegt mans, doch</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">&#x017F;o viel darinn,</hi> </l><lb/>
              <l>Daß alles er&#x017F;t er&#x017F;chaffen worden. Daß hierauf GOttes</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Lieb&#x2019; Jhn trieb,</hi> </l><lb/>
              <l>Auch ein vernu&#x0364;nftiges Ge&#x017F;cho&#x0364;pf, zu die&#x017F;em Zweck, hervor-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">zubringen,</hi> </l><lb/>
              <l>Die Creaturen zu beherr&#x017F;chen, &#x017F;o wie es lautet. Aber</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">nicht</hi> </l><lb/>
              <l>Die Gottheit Selber zu erkennen, und, mit er&#x017F;chaffenem</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Ge&#x017F;icht,</hi> </l><lb/>
              <l>Jns undurchdringlich- unermeßlich- ins ewig uner&#x017F;chaffne</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Licht,</hi> </l><lb/>
              <l>Mit denen ihm ge&#x017F;chenkten Kra&#x0364;ften, als die um&#x017F;chra&#x0364;nket,</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">einzudringen.</hi> </l><lb/>
              <l>Da Adams Gei&#x017F;t doch, vor dem Fall, wie wir es in der Bibel</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">le&#x017F;en,</hi> </l><lb/>
              <l>Noch wohl von einer andern Sta&#x0364;rke, als un&#x017F;er Gei&#x017F;t itzt i&#x017F;t,</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">gewe&#x017F;en.</hi> </l>
            </lg>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">U u 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ab-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[675/0693] Unrechter Gebrauch unſrer Seelen- Kraͤfte. Ob wir gleich, was vom Bilde Gottes im Menſchen Moſes dorten ſchrieb, Nicht nach dem Wort-Verſtande nehmen; ſo ſtecket, nach dem wahren Sinn, Jn der Geſchichte von der Schoͤpfung, erwegt mans, doch ſo viel darinn, Daß alles erſt erſchaffen worden. Daß hierauf GOttes Lieb’ Jhn trieb, Auch ein vernuͤnftiges Geſchoͤpf, zu dieſem Zweck, hervor- zubringen, Die Creaturen zu beherrſchen, ſo wie es lautet. Aber nicht Die Gottheit Selber zu erkennen, und, mit erſchaffenem Geſicht, Jns undurchdringlich- unermeßlich- ins ewig unerſchaffne Licht, Mit denen ihm geſchenkten Kraͤften, als die umſchraͤnket, einzudringen. Da Adams Geiſt doch, vor dem Fall, wie wir es in der Bibel leſen, Noch wohl von einer andern Staͤrke, als unſer Geiſt itzt iſt, geweſen. Ab- U u 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/693
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/693>, abgerufen am 21.11.2024.