Winter-Gedicht, nebst einigen Betrachtungen, auf welche Weise das Wasser gefrieret.
Da itzt ein allgemeines weisses und helles Licht die Welt bedecket, So daß ein Schimmer-reicher Glanz, so weit der Augen Strahl sich strecket, Und ein recht blendender und strenger, dem reinsten Silber gleicher Schein Der ganzen Erde Fläche schmückt; kann ich nicht unaufmerk- sam seyn.
Jch sehe hier am weissen Ufer, der Elbe noch nicht starre Fluht, Jn einem dunkel- blauen Glanz, in majestätscher Stille fliessen, Und, da die Luft auch blau und klar, und aller Winde Heer itzt ruht, Wie, durch den Gegensatz, die Ufer, die weiß, noch desto weisser liessen. Die Augen-Lust, die auch im Winter ein achtsam Aug' erfreuen kann, Sah ich, nicht nur zu meiner Lust, als einen schönen Vorwurf an; Mich deucht selbst einen Gegenwurf, zu GOttes Ruhm, darinn zu finden, Und suchte beid', in stiller Andacht, in meinem Herzen zu verbinden.
Daß
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Winter-Gedicht, nebſt einigen Betrachtungen, auf welche Weiſe das Waſſer gefrieret.
Da itzt ein allgemeines weiſſes und helles Licht die Welt bedecket, So daß ein Schimmer-reicher Glanz, ſo weit der Augen Strahl ſich ſtrecket, Und ein recht blendender und ſtrenger, dem reinſten Silber gleicher Schein Der ganzen Erde Flaͤche ſchmuͤckt; kann ich nicht unaufmerk- ſam ſeyn.
Jch ſehe hier am weiſſen Ufer, der Elbe noch nicht ſtarre Fluht, Jn einem dunkel- blauen Glanz, in majeſtaͤtſcher Stille flieſſen, Und, da die Luft auch blau und klar, und aller Winde Heer itzt ruht, Wie, durch den Gegenſatz, die Ufer, die weiß, noch deſto weiſſer lieſſen. Die Augen-Luſt, die auch im Winter ein achtſam Aug’ erfreuen kann, Sah ich, nicht nur zu meiner Luſt, als einen ſchoͤnen Vorwurf an; Mich deucht ſelbſt einen Gegenwurf, zu GOttes Ruhm, darinn zu finden, Und ſuchte beid’, in ſtiller Andacht, in meinem Herzen zu verbinden.
Daß
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Winter-Gedicht,
nebſt
einigen Betrachtungen,
auf welche Weiſe das Waſſer gefrieret.
Da itzt ein allgemeines weiſſes und helles Licht die Welt
bedecket,
So daß ein Schimmer-reicher Glanz, ſo weit der Augen
Strahl ſich ſtrecket,
Und ein recht blendender und ſtrenger, dem reinſten Silber
gleicher Schein
Der ganzen Erde Flaͤche ſchmuͤckt; kann ich nicht unaufmerk-
ſam ſeyn.
Jch ſehe hier am weiſſen Ufer, der Elbe noch nicht ſtarre
Fluht,
Jn einem dunkel- blauen Glanz, in majeſtaͤtſcher Stille
flieſſen,
Und, da die Luft auch blau und klar, und aller Winde
Heer itzt ruht,
Wie, durch den Gegenſatz, die Ufer, die weiß, noch deſto
weiſſer lieſſen.
Die Augen-Luſt, die auch im Winter ein achtſam Aug’
erfreuen kann,
Sah ich, nicht nur zu meiner Luſt, als einen ſchoͤnen
Vorwurf an;
Mich deucht ſelbſt einen Gegenwurf, zu GOttes Ruhm,
darinn zu finden,
Und ſuchte beid’, in ſtiller Andacht, in meinem Herzen zu
verbinden.
Daß
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 579. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/597>, abgerufen am 30.12.2024.
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