Beschreibung einer ausserordentlich-lieblichen Winter- Witterung in Ritzebüttel.
Man schrieb, nach siebzehn hundert Jahren, noch fünf und dreißig an der Zahl, Als, nach dem dreißigsten November, ein' unvergleichlich- schöne Nacht Uns einen wunderschönen Himmel, in einer nie gesehnen Pracht, Voll kleiner runden Wolken, zeigte, die alle, durch des Mondes Strahl, An ihren äussern Theilen weiß, und in der Mitte dunkel waren. Das reine Dunkelblau des Himmels, das durch die Oeff- nungen zu seh'n, Und, durch die weisse Nachbarschaft der Wolken schön, auch diese schön Von jener dunklen Klarheit ward, durchstrahlten heller Sterne Schaaren, Die, durch den dunklen Grund erhöht, noch ein viel hell- und reiner Licht, Als wie man sonst zu seh'n gewohnt, dem es betrachtenden Gesicht, Jn einem reinen Schimmer, zeigten. Zuweilen war der Mond bedecket, Zuweilen brach er sanft hervor, bald stand er halb, bald wieder ganz,
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Beſchreibung einer auſſerordentlich-lieblichen Winter- Witterung in Ritzebuͤttel.
Man ſchrieb, nach ſiebzehn hundert Jahren, noch fuͤnf und dreißig an der Zahl, Als, nach dem dreißigſten November, ein’ unvergleichlich- ſchoͤne Nacht Uns einen wunderſchoͤnen Himmel, in einer nie geſehnen Pracht, Voll kleiner runden Wolken, zeigte, die alle, durch des Mondes Strahl, An ihren aͤuſſern Theilen weiß, und in der Mitte dunkel waren. Das reine Dunkelblau des Himmels, das durch die Oeff- nungen zu ſeh’n, Und, durch die weiſſe Nachbarſchaft der Wolken ſchoͤn, auch dieſe ſchoͤn Von jener dunklen Klarheit ward, durchſtrahlten heller Sterne Schaaren, Die, durch den dunklen Grund erhoͤht, noch ein viel hell- und reiner Licht, Als wie man ſonſt zu ſeh’n gewohnt, dem es betrachtenden Geſicht, Jn einem reinen Schimmer, zeigten. Zuweilen war der Mond bedecket, Zuweilen brach er ſanft hervor, bald ſtand er halb, bald wieder ganz,
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Beſchreibung
einer
auſſerordentlich-lieblichen Winter-
Witterung in Ritzebuͤttel.
Man ſchrieb, nach ſiebzehn hundert Jahren, noch
fuͤnf und dreißig an der Zahl,
Als, nach dem dreißigſten November, ein’ unvergleichlich-
ſchoͤne Nacht
Uns einen wunderſchoͤnen Himmel, in einer nie geſehnen
Pracht,
Voll kleiner runden Wolken, zeigte, die alle, durch des
Mondes Strahl,
An ihren aͤuſſern Theilen weiß, und in der Mitte dunkel
waren.
Das reine Dunkelblau des Himmels, das durch die Oeff-
nungen zu ſeh’n,
Und, durch die weiſſe Nachbarſchaft der Wolken ſchoͤn,
auch dieſe ſchoͤn
Von jener dunklen Klarheit ward, durchſtrahlten heller
Sterne Schaaren,
Die, durch den dunklen Grund erhoͤht, noch ein viel hell-
und reiner Licht,
Als wie man ſonſt zu ſeh’n gewohnt, dem es betrachtenden
Geſicht,
Jn einem reinen Schimmer, zeigten. Zuweilen war der
Mond bedecket,
Zuweilen brach er ſanft hervor, bald ſtand er halb, bald
wieder ganz,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/553>, abgerufen am 21.12.2024.
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