Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
Die
auflaufende Saat im Herbst.
Nachdem ich von dem Gang im Garten durchs Korn-Feld
einen Weg gezogen,
Jm Herbst, wie eben erst das Feld
Gepflüget war, geegt, besäet und bestellt,
Und ich, nach wenig Tagen nur, durch einen schönen Tag
bewogen,
Auf selbigem spatzieren ging; erblickt' ich, mit gerührter
Brust,
Zur unverhofften Augen-Lust,
Wie aus des Ackers ebner Flächen,
Von dem schon aufgelaufnen Korn, sich Millionen Spitzen
stechen,
Die theils ein gelbliches, und theils ein röhtlich Grün,
Jn recht lebend'gen Farben, schmückte, und reichen Segen
schon versprechen.
Der Sonnen lieblichs Licht, so durch die Blätter schien,
Erhoben durch das graue Land, und durch der Furchen
braunen Grund,
Jn welchen, als in Linien, das junge Korn recht zierlich
stund,
Verschönerte noch mehr, was an sich selbst schon schön,
Durch ihren Farben-reichen Glanz.
Was nahe stund, war einzeln noch zu seh'n,
Wenn das, so weiter lag, bereits ein grünlich Ganz
Dem Blick bemüht schien vorzustellen. Hierüber war ein
bunt-gefärbtes Glas,
Um
7 Theil. G g
Die
auflaufende Saat im Herbſt.
Nachdem ich von dem Gang im Garten durchs Korn-Feld
einen Weg gezogen,
Jm Herbſt, wie eben erſt das Feld
Gepfluͤget war, geegt, beſaͤet und beſtellt,
Und ich, nach wenig Tagen nur, durch einen ſchoͤnen Tag
bewogen,
Auf ſelbigem ſpatzieren ging; erblickt’ ich, mit geruͤhrter
Bruſt,
Zur unverhofften Augen-Luſt,
Wie aus des Ackers ebner Flaͤchen,
Von dem ſchon aufgelaufnen Korn, ſich Millionen Spitzen
ſtechen,
Die theils ein gelbliches, und theils ein roͤhtlich Gruͤn,
Jn recht lebend’gen Farben, ſchmuͤckte, und reichen Segen
ſchon verſprechen.
Der Sonnen lieblichs Licht, ſo durch die Blaͤtter ſchien,
Erhoben durch das graue Land, und durch der Furchen
braunen Grund,
Jn welchen, als in Linien, das junge Korn recht zierlich
ſtund,
Verſchoͤnerte noch mehr, was an ſich ſelbſt ſchon ſchoͤn,
Durch ihren Farben-reichen Glanz.
Was nahe ſtund, war einzeln noch zu ſeh’n,
Wenn das, ſo weiter lag, bereits ein gruͤnlich Ganz
Dem Blick bemuͤht ſchien vorzuſtellen. Hieruͤber war ein
bunt-gefaͤrbtes Glas,
Um
7 Theil. G g
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0483" n="465"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Die<lb/>
auflaufende Saat im Herb&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <lg n="1">
                <l><hi rendition="#in">N</hi>achdem ich von dem Gang im Garten durchs Korn-Feld</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">einen Weg gezogen,</hi> </l><lb/>
                <l>Jm Herb&#x017F;t, wie eben er&#x017F;t das Feld</l><lb/>
                <l>Gepflu&#x0364;get war, geegt, be&#x017F;a&#x0364;et und be&#x017F;tellt,</l><lb/>
                <l>Und ich, nach wenig Tagen nur, durch einen &#x017F;cho&#x0364;nen Tag</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">bewogen,</hi> </l><lb/>
                <l>Auf &#x017F;elbigem &#x017F;patzieren ging; erblickt&#x2019; ich, mit geru&#x0364;hrter</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Bru&#x017F;t,</hi> </l><lb/>
                <l>Zur unverhofften Augen-Lu&#x017F;t,</l><lb/>
                <l>Wie aus des Ackers ebner Fla&#x0364;chen,</l><lb/>
                <l>Von dem &#x017F;chon aufgelaufnen Korn, &#x017F;ich Millionen Spitzen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;techen,</hi> </l><lb/>
                <l>Die theils ein gelbliches, und theils ein ro&#x0364;htlich Gru&#x0364;n,</l><lb/>
                <l>Jn recht lebend&#x2019;gen Farben, &#x017F;chmu&#x0364;ckte, und reichen Segen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chon ver&#x017F;prechen.</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <lg n="2">
                <l>Der Sonnen lieblichs Licht, &#x017F;o durch die Bla&#x0364;tter &#x017F;chien,</l><lb/>
                <l>Erhoben durch das graue Land, und durch der Furchen</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">braunen Grund,</hi> </l><lb/>
                <l>Jn welchen, als in Linien, das junge Korn recht zierlich</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">&#x017F;tund,</hi> </l><lb/>
                <l>Ver&#x017F;cho&#x0364;nerte noch mehr, was an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chon &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
                <l>Durch ihren Farben-reichen Glanz.</l><lb/>
                <l>Was nahe &#x017F;tund, war einzeln noch zu &#x017F;eh&#x2019;n,</l><lb/>
                <l>Wenn das, &#x017F;o weiter lag, bereits ein gru&#x0364;nlich Ganz</l><lb/>
                <l>Dem Blick bemu&#x0364;ht &#x017F;chien vorzu&#x017F;tellen. Hieru&#x0364;ber war ein</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">bunt-gefa&#x0364;rbtes Glas,</hi> </l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">7 <hi rendition="#fr">Theil.</hi> G g</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Um</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[465/0483] Die auflaufende Saat im Herbſt. Nachdem ich von dem Gang im Garten durchs Korn-Feld einen Weg gezogen, Jm Herbſt, wie eben erſt das Feld Gepfluͤget war, geegt, beſaͤet und beſtellt, Und ich, nach wenig Tagen nur, durch einen ſchoͤnen Tag bewogen, Auf ſelbigem ſpatzieren ging; erblickt’ ich, mit geruͤhrter Bruſt, Zur unverhofften Augen-Luſt, Wie aus des Ackers ebner Flaͤchen, Von dem ſchon aufgelaufnen Korn, ſich Millionen Spitzen ſtechen, Die theils ein gelbliches, und theils ein roͤhtlich Gruͤn, Jn recht lebend’gen Farben, ſchmuͤckte, und reichen Segen ſchon verſprechen. Der Sonnen lieblichs Licht, ſo durch die Blaͤtter ſchien, Erhoben durch das graue Land, und durch der Furchen braunen Grund, Jn welchen, als in Linien, das junge Korn recht zierlich ſtund, Verſchoͤnerte noch mehr, was an ſich ſelbſt ſchon ſchoͤn, Durch ihren Farben-reichen Glanz. Was nahe ſtund, war einzeln noch zu ſeh’n, Wenn das, ſo weiter lag, bereits ein gruͤnlich Ganz Dem Blick bemuͤht ſchien vorzuſtellen. Hieruͤber war ein bunt-gefaͤrbtes Glas, Um 7 Theil. G g

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/483
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/483>, abgerufen am 21.11.2024.