Jch wollte dieses edle Thier und seinen harten Fall bekla- gen; Von dir, o Ridinger, wollt' ich noch etwas ungemeines sagen: Allein dein Löwe bleckt mich an; ich stutz', und selbst mein Kiel erschrickt.
Die bey ihren Jungen von einem Bären überfallene Löwin.
Hier bricht die mütterliche Lieb' in lichten Flammen aus! Wir sehen Die Löwin, ihre Zucht beschirmend, dem Bären nicht entge- gen gehen, Entgegen fahren, springen, fliegen, und, blind vor Zorn, von Wut entbrannt, Gefahr und Noht und Tod verachten, die seines Feinds erhab'ner Stand Jn vortheilhafter Stellung droht. Sie greift, da sie nicht anders kann, Um ihn zu sich herab zu ziehn, sogar des Bären Bratzen an. Sie scheut die scharfen Zähne nicht, sie fühlt für Wut nicht Schmerz, nicht Bisse, Ja sie empfünd' es, glaub ich, kaum, wenn man sie von ein- ander risse. Des jungen Welpens reges Taumeln zeigt etwas, das bereits vorbey, Zeigt, daß die Zitz, an der er lag, ihm aus dem Maul entrissen sey,
Durch
Jch wollte dieſes edle Thier und ſeinen harten Fall bekla- gen; Von dir, o Ridinger, wollt’ ich noch etwas ungemeines ſagen: Allein dein Loͤwe bleckt mich an; ich ſtutz’, und ſelbſt mein Kiel erſchrickt.
Die bey ihren Jungen von einem Baͤren uͤberfallene Loͤwin.
Hier bricht die muͤtterliche Lieb’ in lichten Flammen aus! Wir ſehen Die Loͤwin, ihre Zucht beſchirmend, dem Baͤren nicht entge- gen gehen, Entgegen fahren, ſpringen, fliegen, und, blind vor Zorn, von Wut entbrannt, Gefahr und Noht und Tod verachten, die ſeines Feinds erhab’ner Stand Jn vortheilhafter Stellung droht. Sie greift, da ſie nicht anders kann, Um ihn zu ſich herab zu ziehn, ſogar des Baͤren Bratzen an. Sie ſcheut die ſcharfen Zaͤhne nicht, ſie fuͤhlt fuͤr Wut nicht Schmerz, nicht Biſſe, Ja ſie empfuͤnd’ es, glaub ich, kaum, wenn man ſie von ein- ander riſſe. Des jungen Welpens reges Taumeln zeigt etwas, das bereits vorbey, Zeigt, daß die Zitz, an der er lag, ihm aus dem Maul entriſſen ſey,
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Jch wollte dieſes edle Thier und ſeinen harten Fall bekla-
gen;
Von dir, o Ridinger, wollt’ ich noch etwas ungemeines
ſagen:
Allein dein Loͤwe bleckt mich an; ich ſtutz’, und ſelbſt mein
Kiel erſchrickt.
Die
bey ihren Jungen von einem Baͤren
uͤberfallene Loͤwin.
Hier bricht die muͤtterliche Lieb’ in lichten Flammen aus!
Wir ſehen
Die Loͤwin, ihre Zucht beſchirmend, dem Baͤren nicht entge-
gen gehen,
Entgegen fahren, ſpringen, fliegen, und, blind vor Zorn,
von Wut entbrannt,
Gefahr und Noht und Tod verachten, die ſeines Feinds
erhab’ner Stand
Jn vortheilhafter Stellung droht. Sie greift, da ſie
nicht anders kann,
Um ihn zu ſich herab zu ziehn, ſogar des Baͤren Bratzen
an.
Sie ſcheut die ſcharfen Zaͤhne nicht, ſie fuͤhlt fuͤr Wut
nicht Schmerz, nicht Biſſe,
Ja ſie empfuͤnd’ es, glaub ich, kaum, wenn man ſie von ein-
ander riſſe.
Des jungen Welpens reges Taumeln zeigt etwas, das
bereits vorbey,
Zeigt, daß die Zitz, an der er lag, ihm aus dem Maul
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/433>, abgerufen am 21.12.2024.
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