Er drückt die fast gestählten Hörner dem Tieger in die Därmer ein; Man hört sein Angst-Geschrey mit Lust, und sieht mit Anmuht seine Pein. Man merkt an seiner schwehren Bratzen sich ängstlich- spreizendem Gewühle, Auch an dem finstern Feu'r im Aug', daß er sein nahes Sterben fühle. Sein reger schnell-gedreh'ter Schweif wird bald erstarren und sich strecken, Und ein von seiner Mörder-Seele verlaßnes starres Aas entdecken. Des starken Siegers stramme Sehnen, die er erzürnt zu- sammen rafft, Belebt von regen Nerven-Geistern, giebt allen seinen Muskeln Kraft. Man sieht, wie hier des Schauers Blick sich an der Grau- samkeit vergnüge; Wir sind dem Auer-Ochsen gut, und nehmen Theil an seinem Siege.
Das Pferd und der Löwe.
Ach, rettet dieses schöne Thier, das des Tyrannen Last erdrückt! Es steckt schon in des Löwen Rachen! Der Schmerz, zu- sammt der Angst, erfüllen Jhm alle Muskeln, alle Sehnen! Die aufgeriß'nen Adern quillen! Jhm sieht der Tod schon aus den Augen; mich deucht, es ist bereits zerstückt!
Jch
Er druͤckt die faſt geſtaͤhlten Hoͤrner dem Tieger in die Daͤrmer ein; Man hoͤrt ſein Angſt-Geſchrey mit Luſt, und ſieht mit Anmuht ſeine Pein. Man merkt an ſeiner ſchwehren Bratzen ſich aͤngſtlich- ſpreizendem Gewuͤhle, Auch an dem finſtern Feu’r im Aug’, daß er ſein nahes Sterben fuͤhle. Sein reger ſchnell-gedreh’ter Schweif wird bald erſtarren und ſich ſtrecken, Und ein von ſeiner Moͤrder-Seele verlaßnes ſtarres Aas entdecken. Des ſtarken Siegers ſtramme Sehnen, die er erzuͤrnt zu- ſammen rafft, Belebt von regen Nerven-Geiſtern, giebt allen ſeinen Muskeln Kraft. Man ſieht, wie hier des Schauers Blick ſich an der Grau- ſamkeit vergnuͤge; Wir ſind dem Auer-Ochſen gut, und nehmen Theil an ſeinem Siege.
Das Pferd und der Loͤwe.
Ach, rettet dieſes ſchoͤne Thier, das des Tyrannen Laſt erdruͤckt! Es ſteckt ſchon in des Loͤwen Rachen! Der Schmerz, zu- ſammt der Angſt, erfuͤllen Jhm alle Muskeln, alle Sehnen! Die aufgeriß’nen Adern quillen! Jhm ſieht der Tod ſchon aus den Augen; mich deucht, es iſt bereits zerſtuͤckt!
Jch
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[414/0432]
Er druͤckt die faſt geſtaͤhlten Hoͤrner dem Tieger in die
Daͤrmer ein;
Man hoͤrt ſein Angſt-Geſchrey mit Luſt, und ſieht mit
Anmuht ſeine Pein.
Man merkt an ſeiner ſchwehren Bratzen ſich aͤngſtlich-
ſpreizendem Gewuͤhle,
Auch an dem finſtern Feu’r im Aug’, daß er ſein nahes
Sterben fuͤhle.
Sein reger ſchnell-gedreh’ter Schweif wird bald erſtarren
und ſich ſtrecken,
Und ein von ſeiner Moͤrder-Seele verlaßnes ſtarres Aas
entdecken.
Des ſtarken Siegers ſtramme Sehnen, die er erzuͤrnt zu-
ſammen rafft,
Belebt von regen Nerven-Geiſtern, giebt allen ſeinen
Muskeln Kraft.
Man ſieht, wie hier des Schauers Blick ſich an der Grau-
ſamkeit vergnuͤge;
Wir ſind dem Auer-Ochſen gut, und nehmen Theil an
ſeinem Siege.
Das Pferd und der Loͤwe.
Ach, rettet dieſes ſchoͤne Thier, das des Tyrannen Laſt
erdruͤckt!
Es ſteckt ſchon in des Loͤwen Rachen! Der Schmerz, zu-
ſammt der Angſt, erfuͤllen
Jhm alle Muskeln, alle Sehnen! Die aufgeriß’nen Adern
quillen!
Jhm ſieht der Tod ſchon aus den Augen; mich deucht, es
iſt bereits zerſtuͤckt!
Jch
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/432>, abgerufen am 21.12.2024.
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