Doch halt, mir prägt dein grausam Bild auch lehrende Gedanken ein! Sollt' eines Welt-Bezwingers Blick wohl nicht viel scheuß- licher noch seyn, Noch grösser Grausen uns erwecken, und uns bey unge- zählten Leichen, Die sein barbarisch Schwerdt zerfleischt, ihm dieses Thier an Wut nicht weichen? Der Hunger spornt den Leoparden, den Alexander Ueber- muht; Vergiesset jener eines Thieres, vergießt der ganze Ströme Blut Von funfzig tausend seines gleichen, durch eiserne gekaufte Klauen. Komm, laß denn einst uns, wo du kannst, ein Bild vom wilden Sieger schauen. Sein Blick, wofern du ihn recht triffst, geht diesem mord- begier'gen Thier An Wüten, Grimm, an Raserey und Gräßlichkeit gewiß noch für.
Der Auer-Ochs und der Tieger.
Hier zeigt sich die Gerechtigkeit, hier wird die Grau- samkeit gestraft, Und manch verschlungnes Thier gerochen. Der Auer, der halb tugendhaft, Nie, als bis er gereizt, verletzet, bringt mit nicht unge- rechtem Grimm, Durch Vorsicht, Tapferkeit und Stärke, den mordbegier'- gen Gegner üm.
Er
Doch halt, mir praͤgt dein grauſam Bild auch lehrende Gedanken ein! Sollt’ eines Welt-Bezwingers Blick wohl nicht viel ſcheuß- licher noch ſeyn, Noch groͤſſer Grauſen uns erwecken, und uns bey unge- zaͤhlten Leichen, Die ſein barbariſch Schwerdt zerfleiſcht, ihm dieſes Thier an Wut nicht weichen? Der Hunger ſpornt den Leoparden, den Alexander Ueber- muht; Vergieſſet jener eines Thieres, vergießt der ganze Stroͤme Blut Von funfzig tauſend ſeines gleichen, durch eiſerne gekaufte Klauen. Komm, laß denn einſt uns, wo du kannſt, ein Bild vom wilden Sieger ſchauen. Sein Blick, wofern du ihn recht triffſt, geht dieſem mord- begier’gen Thier An Wuͤten, Grimm, an Raſerey und Graͤßlichkeit gewiß noch fuͤr.
Der Auer-Ochs und der Tieger.
Hier zeigt ſich die Gerechtigkeit, hier wird die Grau- ſamkeit geſtraft, Und manch verſchlungnes Thier gerochen. Der Auer, der halb tugendhaft, Nie, als bis er gereizt, verletzet, bringt mit nicht unge- rechtem Grimm, Durch Vorſicht, Tapferkeit und Staͤrke, den mordbegier’- gen Gegner uͤm.
Er
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Doch halt, mir praͤgt dein grauſam Bild auch lehrende
Gedanken ein!
Sollt’ eines Welt-Bezwingers Blick wohl nicht viel ſcheuß-
licher noch ſeyn,
Noch groͤſſer Grauſen uns erwecken, und uns bey unge-
zaͤhlten Leichen,
Die ſein barbariſch Schwerdt zerfleiſcht, ihm dieſes Thier
an Wut nicht weichen?
Der Hunger ſpornt den Leoparden, den Alexander Ueber-
muht;
Vergieſſet jener eines Thieres, vergießt der ganze Stroͤme
Blut
Von funfzig tauſend ſeines gleichen, durch eiſerne gekaufte
Klauen.
Komm, laß denn einſt uns, wo du kannſt, ein Bild vom
wilden Sieger ſchauen.
Sein Blick, wofern du ihn recht triffſt, geht dieſem mord-
begier’gen Thier
An Wuͤten, Grimm, an Raſerey und Graͤßlichkeit gewiß
noch fuͤr.
Der Auer-Ochs und der Tieger.
Hier zeigt ſich die Gerechtigkeit, hier wird die Grau-
ſamkeit geſtraft,
Und manch verſchlungnes Thier gerochen. Der Auer,
der halb tugendhaft,
Nie, als bis er gereizt, verletzet, bringt mit nicht unge-
rechtem Grimm,
Durch Vorſicht, Tapferkeit und Staͤrke, den mordbegier’-
gen Gegner uͤm.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/431>, abgerufen am 21.12.2024.
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