Jm kühlen Schatten dichter Blätter Saß ich, bey einem schwühlen Wetter, Beschirmet vor der Sonnen Schein, Bedeckt von einem grünen Himmel, Entfernet von der Stadt Getümmel, Und dacht' auf GOtt und mich allein. Wie nun an diesem stillen Ort, Nach meiner Art, bald hier, bald dort Die regen Blick', in grünen Tiefen Der Blätter, hin und wieder liefen, Und, durch so vielfachs Schatten-Grün, Oft in die Dunkelheit versunken, Erblickt' ich einen bunten Funken, Und sah' ihn hell und feurig glüh'n, Zumahl ein kleiner Sonnen-Strahl, Durch eine Oefnung, auf ihn schien. Jch stutzt' ob seinem Glanz, und ging, Jhn in der Nähe zu beseh'n, Da ich in ihm ein wunderschön Gefärbtes glänzend Würmchen fing. Nie hatt' ich noch ein herrlicher geschmückt- Ein herrlicher gefärbtes Thier erblickt. Der Hinterleib war roht. Ein wirklicher Rubien Kann hell- und kräftiger nicht glüh'n, Als der gefärbte Glanz, den ich in ihm erblickte, Desselben obre Fläche schmückte. Das Vordertheil legt, durch ein glänzend Blau, Ein klein Sapphirchen uns zur Schau, Das aber, wenn es sich zumahl Getroffen fand vom Sonnen-Strahl,
Durch
B b 4
Das ſchoͤne Wuͤrmchen.
Jm kuͤhlen Schatten dichter Blaͤtter Saß ich, bey einem ſchwuͤhlen Wetter, Beſchirmet vor der Sonnen Schein, Bedeckt von einem gruͤnen Himmel, Entfernet von der Stadt Getuͤmmel, Und dacht’ auf GOtt und mich allein. Wie nun an dieſem ſtillen Ort, Nach meiner Art, bald hier, bald dort Die regen Blick’, in gruͤnen Tiefen Der Blaͤtter, hin und wieder liefen, Und, durch ſo vielfachs Schatten-Gruͤn, Oft in die Dunkelheit verſunken, Erblickt’ ich einen bunten Funken, Und ſah’ ihn hell und feurig gluͤh’n, Zumahl ein kleiner Sonnen-Strahl, Durch eine Oefnung, auf ihn ſchien. Jch ſtutzt’ ob ſeinem Glanz, und ging, Jhn in der Naͤhe zu beſeh’n, Da ich in ihm ein wunderſchoͤn Gefaͤrbtes glaͤnzend Wuͤrmchen fing. Nie hatt’ ich noch ein herrlicher geſchmuͤckt- Ein herrlicher gefaͤrbtes Thier erblickt. Der Hinterleib war roht. Ein wirklicher Rubien Kann hell- und kraͤftiger nicht gluͤh’n, Als der gefaͤrbte Glanz, den ich in ihm erblickte, Deſſelben obre Flaͤche ſchmuͤckte. Das Vordertheil legt, durch ein glaͤnzend Blau, Ein klein Sapphirchen uns zur Schau, Das aber, wenn es ſich zumahl Getroffen fand vom Sonnen-Strahl,
Durch
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Das ſchoͤne Wuͤrmchen.
Jm kuͤhlen Schatten dichter Blaͤtter
Saß ich, bey einem ſchwuͤhlen Wetter,
Beſchirmet vor der Sonnen Schein,
Bedeckt von einem gruͤnen Himmel,
Entfernet von der Stadt Getuͤmmel,
Und dacht’ auf GOtt und mich allein.
Wie nun an dieſem ſtillen Ort,
Nach meiner Art, bald hier, bald dort
Die regen Blick’, in gruͤnen Tiefen
Der Blaͤtter, hin und wieder liefen,
Und, durch ſo vielfachs Schatten-Gruͤn,
Oft in die Dunkelheit verſunken,
Erblickt’ ich einen bunten Funken,
Und ſah’ ihn hell und feurig gluͤh’n,
Zumahl ein kleiner Sonnen-Strahl,
Durch eine Oefnung, auf ihn ſchien.
Jch ſtutzt’ ob ſeinem Glanz, und ging,
Jhn in der Naͤhe zu beſeh’n,
Da ich in ihm ein wunderſchoͤn
Gefaͤrbtes glaͤnzend Wuͤrmchen fing.
Nie hatt’ ich noch ein herrlicher geſchmuͤckt-
Ein herrlicher gefaͤrbtes Thier erblickt.
Der Hinterleib war roht. Ein wirklicher Rubien
Kann hell- und kraͤftiger nicht gluͤh’n,
Als der gefaͤrbte Glanz, den ich in ihm erblickte,
Deſſelben obre Flaͤche ſchmuͤckte.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/409>, abgerufen am 30.12.2024.
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