GOtt Lob! dort fährt man endlich Heu, So, wie in vor'gen Zeiten, ein; Wodurch wir all' erfreuet seyn, Und ich besonders mich erfreu'. Da die fast nie erhörte Kält', Und nie erlebte Witterung, Dem Ansehn nach, der ganzen Welt, Durch Mangel nöht'ger Fütterung, Ein grosses Unglück, Hungers-Noht, Ja, Vieh und Menschen fast den Tod Zumtheil gewirkt, zumtheil gedroht, Jst dennoch nicht nur so viel Gras, Zu unsers Viehes vollem Fras, Jn süssem Ueberfluß, erschienen; GOtt hat uns auch, wie wir hier seh'n, Jm Winter unser Vieh zu dienen, Auch auf das Künftige verseh'n. Ach, möchte kein zu starker Regen Das, was uns noch beschehret, mindern, Und uns es einzufahren hindern!
Jst man nun je, durch diesen Segen, Zu Dem, Der alle Welt regiert, Jn schuld'ger Dankbarkeit, geführt; So sollte man itzt überlegen, (Da wir die Folgen angeseh'n, Die, wenn nur bloß das Gras uns fehlet,
Aus
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Die ſehr ſpaͤte Heu-Erndte, 1740. den 4 Auguſt.
GOtt Lob! dort faͤhrt man endlich Heu, So, wie in vor’gen Zeiten, ein; Wodurch wir all’ erfreuet ſeyn, Und ich beſonders mich erfreu’. Da die faſt nie erhoͤrte Kaͤlt’, Und nie erlebte Witterung, Dem Anſehn nach, der ganzen Welt, Durch Mangel noͤht’ger Fuͤtterung, Ein groſſes Ungluͤck, Hungers-Noht, Ja, Vieh und Menſchen faſt den Tod Zumtheil gewirkt, zumtheil gedroht, Jſt dennoch nicht nur ſo viel Gras, Zu unſers Viehes vollem Fras, Jn ſuͤſſem Ueberfluß, erſchienen; GOtt hat uns auch, wie wir hier ſeh’n, Jm Winter unſer Vieh zu dienen, Auch auf das Kuͤnftige verſeh’n. Ach, moͤchte kein zu ſtarker Regen Das, was uns noch beſchehret, mindern, Und uns es einzufahren hindern!
Jſt man nun je, durch dieſen Segen, Zu Dem, Der alle Welt regiert, Jn ſchuld’ger Dankbarkeit, gefuͤhrt; So ſollte man itzt uͤberlegen, (Da wir die Folgen angeſeh’n, Die, wenn nur bloß das Gras uns fehlet,
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Die ſehr ſpaͤte Heu-Erndte,
1740. den 4 Auguſt.
GOtt Lob! dort faͤhrt man endlich Heu,
So, wie in vor’gen Zeiten, ein;
Wodurch wir all’ erfreuet ſeyn,
Und ich beſonders mich erfreu’.
Da die faſt nie erhoͤrte Kaͤlt’,
Und nie erlebte Witterung,
Dem Anſehn nach, der ganzen Welt,
Durch Mangel noͤht’ger Fuͤtterung,
Ein groſſes Ungluͤck, Hungers-Noht,
Ja, Vieh und Menſchen faſt den Tod
Zumtheil gewirkt, zumtheil gedroht,
Jſt dennoch nicht nur ſo viel Gras,
Zu unſers Viehes vollem Fras,
Jn ſuͤſſem Ueberfluß, erſchienen;
GOtt hat uns auch, wie wir hier ſeh’n,
Jm Winter unſer Vieh zu dienen,
Auch auf das Kuͤnftige verſeh’n.
Ach, moͤchte kein zu ſtarker Regen
Das, was uns noch beſchehret, mindern,
Und uns es einzufahren hindern!
Jſt man nun je, durch dieſen Segen,
Zu Dem, Der alle Welt regiert,
Jn ſchuld’ger Dankbarkeit, gefuͤhrt;
So ſollte man itzt uͤberlegen,
(Da wir die Folgen angeſeh’n,
Die, wenn nur bloß das Gras uns fehlet,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/379>, abgerufen am 30.12.2024.
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