Ausserordentliche Schönheit eines beblühmten Feldes an und durch einen Wald.
Wer bey entwölktem heitern Wetter, Jn Wäldern, die bestrahlten Blätter, Mit einem menschlichen Gemüht, Das heißt, mit Ueberlegung, sieht; Wird, durch den Schmuck der Luft und Erden, Der fast durchläucht'gen Blätter Pracht, Zum Preise Deß, Der sie gemacht, Recht innerlich gerühret werden.
Viel' an- und durchgestrahlte Stellen, Die, durch der Schatten grüne Nacht, Sich noch um desto mehr erhellen, Ergetzen, durch der holden Büsche, Von Dämmrung bald, und bald vom Licht, Formiertem lieblichen Gemische, Ein sie betrachtendes Gesicht. Das Auge schwimmt, von Lust entzücket, Jn einem grünen Anmuhts-Meer, Das, was es überall erblicket, Zieht seine Blicke hin und her, Sie wallen, schweben, schiessen, wandern, Von einer Schönheit zu der andern, Die Menge läßt sie nirgend steh'n, So daß, weil alles gar zu schön, Sie oft, um gar zu viel zu seh'n, Nichts eigentlichs zu seh'n, im Stande.
Jn
Y 4
Auſſerordentliche Schoͤnheit eines bebluͤhmten Feldes an und durch einen Wald.
Wer bey entwoͤlktem heitern Wetter, Jn Waͤldern, die beſtrahlten Blaͤtter, Mit einem menſchlichen Gemuͤht, Das heißt, mit Ueberlegung, ſieht; Wird, durch den Schmuck der Luft und Erden, Der faſt durchlaͤucht’gen Blaͤtter Pracht, Zum Preiſe Deß, Der ſie gemacht, Recht innerlich geruͤhret werden.
Viel’ an- und durchgeſtrahlte Stellen, Die, durch der Schatten gruͤne Nacht, Sich noch um deſto mehr erhellen, Ergetzen, durch der holden Buͤſche, Von Daͤmmrung bald, und bald vom Licht, Formiertem lieblichen Gemiſche, Ein ſie betrachtendes Geſicht. Das Auge ſchwimmt, von Luſt entzuͤcket, Jn einem gruͤnen Anmuhts-Meer, Das, was es uͤberall erblicket, Zieht ſeine Blicke hin und her, Sie wallen, ſchweben, ſchieſſen, wandern, Von einer Schoͤnheit zu der andern, Die Menge laͤßt ſie nirgend ſteh’n, So daß, weil alles gar zu ſchoͤn, Sie oft, um gar zu viel zu ſeh’n, Nichts eigentlichs zu ſeh’n, im Stande.
Jn
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Auſſerordentliche
Schoͤnheit eines bebluͤhmten Feldes
an und durch einen Wald.
Wer bey entwoͤlktem heitern Wetter,
Jn Waͤldern, die beſtrahlten Blaͤtter,
Mit einem menſchlichen Gemuͤht,
Das heißt, mit Ueberlegung, ſieht;
Wird, durch den Schmuck der Luft und Erden,
Der faſt durchlaͤucht’gen Blaͤtter Pracht,
Zum Preiſe Deß, Der ſie gemacht,
Recht innerlich geruͤhret werden.
Viel’ an- und durchgeſtrahlte Stellen,
Die, durch der Schatten gruͤne Nacht,
Sich noch um deſto mehr erhellen,
Ergetzen, durch der holden Buͤſche,
Von Daͤmmrung bald, und bald vom Licht,
Formiertem lieblichen Gemiſche,
Ein ſie betrachtendes Geſicht.
Das Auge ſchwimmt, von Luſt entzuͤcket,
Jn einem gruͤnen Anmuhts-Meer,
Das, was es uͤberall erblicket,
Zieht ſeine Blicke hin und her,
Sie wallen, ſchweben, ſchieſſen, wandern,
Von einer Schoͤnheit zu der andern,
Die Menge laͤßt ſie nirgend ſteh’n,
So daß, weil alles gar zu ſchoͤn,
Sie oft, um gar zu viel zu ſeh’n,
Nichts eigentlichs zu ſeh’n, im Stande.
Jn
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/361>, abgerufen am 21.11.2024.
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