Jn einem angenehmen Wäldchen, im Schatten einer dichten Linden, Worunter ich zum öftern Ruh, in stiller Anmuht, pflag zu finden, Setzt' ich mich auf ein grünes Plätzchen in junges, dicht- und frisches Gras, Woselbst ich anfangs zwar ein Buch, mit innigem Vergnü- gen, las; Allein, es rief das grüne Prangen des Grases, das den schönsten Sammt, Wie Diamant das Glas beschämet, zumahl, wenn oft bald hier bald dort Der Sonnen Strahl, durch dunkle Schatten der Zweige, brach, an manchem Ort, Auf tausendfach gefärbte Stellen, in unterschiednen Lichtern flammt, Mich aus dem Buch auf seinen Schmuck. Es schien mich zu sich hin zu winken. Dem Wink konnt' ich nicht widersteh'n, Jch ließ das Buch gemählig sinken, Um seine Schönheit zu beseh'n.
Mein GOtt! wie vielerley Figuren! welch' eine Form- und Farben-Menge Brach aus den Kräutern, Gras und Klee, allein im grünen Schmuck, hervor! Es huben die gefärbten Häupter, in einem wirklichen Ge- dränge, Nebst ihnen auch viel tausend Bluhmen, recht gleichsam in die Wett' empor.
Es
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Lieblichkeit des Graſes.
Jn einem angenehmen Waͤldchen, im Schatten einer dichten Linden, Worunter ich zum oͤftern Ruh, in ſtiller Anmuht, pflag zu finden, Setzt’ ich mich auf ein gruͤnes Plaͤtzchen in junges, dicht- und friſches Gras, Woſelbſt ich anfangs zwar ein Buch, mit innigem Vergnuͤ- gen, las; Allein, es rief das gruͤne Prangen des Graſes, das den ſchoͤnſten Sammt, Wie Diamant das Glas beſchaͤmet, zumahl, wenn oft bald hier bald dort Der Sonnen Strahl, durch dunkle Schatten der Zweige, brach, an manchem Ort, Auf tauſendfach gefaͤrbte Stellen, in unterſchiednen Lichtern flammt, Mich aus dem Buch auf ſeinen Schmuck. Es ſchien mich zu ſich hin zu winken. Dem Wink konnt’ ich nicht widerſteh’n, Jch ließ das Buch gemaͤhlig ſinken, Um ſeine Schoͤnheit zu beſeh’n.
Mein GOtt! wie vielerley Figuren! welch’ eine Form- und Farben-Menge Brach aus den Kraͤutern, Gras und Klee, allein im gruͤnen Schmuck, hervor! Es huben die gefaͤrbten Haͤupter, in einem wirklichen Ge- draͤnge, Nebſt ihnen auch viel tauſend Bluhmen, recht gleichſam in die Wett’ empor.
Es
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Lieblichkeit des Graſes.
Jn einem angenehmen Waͤldchen, im Schatten einer
dichten Linden,
Worunter ich zum oͤftern Ruh, in ſtiller Anmuht, pflag zu
finden,
Setzt’ ich mich auf ein gruͤnes Plaͤtzchen in junges, dicht- und
friſches Gras,
Woſelbſt ich anfangs zwar ein Buch, mit innigem Vergnuͤ-
gen, las;
Allein, es rief das gruͤne Prangen des Graſes, das den
ſchoͤnſten Sammt,
Wie Diamant das Glas beſchaͤmet, zumahl, wenn oft bald
hier bald dort
Der Sonnen Strahl, durch dunkle Schatten der Zweige,
brach, an manchem Ort,
Auf tauſendfach gefaͤrbte Stellen, in unterſchiednen Lichtern
flammt,
Mich aus dem Buch auf ſeinen Schmuck. Es ſchien mich
zu ſich hin zu winken.
Dem Wink konnt’ ich nicht widerſteh’n,
Jch ließ das Buch gemaͤhlig ſinken,
Um ſeine Schoͤnheit zu beſeh’n.
Mein GOtt! wie vielerley Figuren! welch’ eine Form-
und Farben-Menge
Brach aus den Kraͤutern, Gras und Klee, allein im gruͤnen
Schmuck, hervor!
Es huben die gefaͤrbten Haͤupter, in einem wirklichen Ge-
draͤnge,
Nebſt ihnen auch viel tauſend Bluhmen, recht gleichſam in
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/309>, abgerufen am 21.11.2024.
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