Die bey einem, durch viele anmuhtige Vorwürfe, erregten Vergnügen entstandene und vertriebene Traurigkeit.
Nachdem aus Hamburg meine Kinder, mich zu besu- chen, kommen waren, Und sie ein kleines Enkelchen von noch nicht völligen zwo Jahren, So ich noch nie gesehn, mir zeigten, an dessen lieblichen Gestalt Und munterm Geist ich mich ergetzte; Jndem er jeden alsobald, Der ihn sah', in Verwundrung setzte. Ein nie annoch gefühlt Vergnügen fing mein Geblüt an zu durchdringen. Jch setzte mich, sein kindisch Gaukeln, sein schnell Ge- hüpf, sein stolpernd Gehn, Mit frohen Blicken, anzusehn, Und sein mit Lächeln stets begleitet, schon klug, noch stamm- lendes Getön Und halbe Wörter anzuhören. Jnzwischen fing, mit hel- lem Singen, Ein Paar von meinen Kindern an, beym lieblich klingen- den Clavier, Mit einer Flöten Ton begleitet, in einem schönen Duo, mir,
Aus
Die bey einem, durch viele anmuhtige Vorwuͤrfe, erregten Vergnuͤgen entſtandene und vertriebene Traurigkeit.
Nachdem aus Hamburg meine Kinder, mich zu beſu- chen, kommen waren, Und ſie ein kleines Enkelchen von noch nicht voͤlligen zwo Jahren, So ich noch nie geſehn, mir zeigten, an deſſen lieblichen Geſtalt Und munterm Geiſt ich mich ergetzte; Jndem er jeden alſobald, Der ihn ſah’, in Verwundrung ſetzte. Ein nie annoch gefuͤhlt Vergnuͤgen fing mein Gebluͤt an zu durchdringen. Jch ſetzte mich, ſein kindiſch Gaukeln, ſein ſchnell Ge- huͤpf, ſein ſtolpernd Gehn, Mit frohen Blicken, anzuſehn, Und ſein mit Laͤcheln ſtets begleitet, ſchon klug, noch ſtamm- lendes Getoͤn Und halbe Woͤrter anzuhoͤren. Jnzwiſchen fing, mit hel- lem Singen, Ein Paar von meinen Kindern an, beym lieblich klingen- den Clavier, Mit einer Floͤten Ton begleitet, in einem ſchoͤnen Duo, mir,
Aus
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0241"n="223"/><divn="3"><head>Die<lb/>
bey einem,<lb/><hirendition="#b">durch viele anmuhtige Vorwuͤrfe, erregten<lb/>
Vergnuͤgen<lb/>
entſtandene und vertriebene<lb/>
Traurigkeit.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">N</hi>achdem aus Hamburg meine Kinder, mich zu beſu-</l><lb/><l><hirendition="#et">chen, kommen waren,</hi></l><lb/><l>Und ſie ein kleines Enkelchen von noch nicht voͤlligen zwo</l><lb/><l><hirendition="#et">Jahren,</hi></l><lb/><l>So ich noch nie geſehn, mir zeigten, an deſſen lieblichen</l><lb/><l><hirendition="#et">Geſtalt</hi></l><lb/><l>Und munterm Geiſt ich mich ergetzte;</l><lb/><l>Jndem er jeden alſobald,</l><lb/><l>Der ihn ſah’, in Verwundrung ſetzte.</l><lb/><l>Ein nie annoch gefuͤhlt Vergnuͤgen fing mein Gebluͤt an</l><lb/><l><hirendition="#et">zu durchdringen.</hi></l><lb/><l>Jch ſetzte mich, ſein kindiſch Gaukeln, ſein ſchnell Ge-</l><lb/><l><hirendition="#et">huͤpf, ſein ſtolpernd Gehn,</hi></l><lb/><l>Mit frohen Blicken, anzuſehn,</l><lb/><l>Und ſein mit Laͤcheln ſtets begleitet, ſchon klug, noch ſtamm-</l><lb/><l><hirendition="#et">lendes Getoͤn</hi></l><lb/><l>Und halbe Woͤrter anzuhoͤren. Jnzwiſchen fing, mit hel-</l><lb/><l><hirendition="#et">lem Singen,</hi></l><lb/><l>Ein Paar von meinen Kindern an, beym lieblich klingen-</l><lb/><l><hirendition="#et">den Clavier,</hi></l><lb/><l>Mit einer Floͤten Ton begleitet, in einem ſchoͤnen <hirendition="#aq">Duo,</hi></l><lb/><l><hirendition="#et">mir,</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Aus</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[223/0241]
Die
bey einem,
durch viele anmuhtige Vorwuͤrfe, erregten
Vergnuͤgen
entſtandene und vertriebene
Traurigkeit.
Nachdem aus Hamburg meine Kinder, mich zu beſu-
chen, kommen waren,
Und ſie ein kleines Enkelchen von noch nicht voͤlligen zwo
Jahren,
So ich noch nie geſehn, mir zeigten, an deſſen lieblichen
Geſtalt
Und munterm Geiſt ich mich ergetzte;
Jndem er jeden alſobald,
Der ihn ſah’, in Verwundrung ſetzte.
Ein nie annoch gefuͤhlt Vergnuͤgen fing mein Gebluͤt an
zu durchdringen.
Jch ſetzte mich, ſein kindiſch Gaukeln, ſein ſchnell Ge-
huͤpf, ſein ſtolpernd Gehn,
Mit frohen Blicken, anzuſehn,
Und ſein mit Laͤcheln ſtets begleitet, ſchon klug, noch ſtamm-
lendes Getoͤn
Und halbe Woͤrter anzuhoͤren. Jnzwiſchen fing, mit hel-
lem Singen,
Ein Paar von meinen Kindern an, beym lieblich klingen-
den Clavier,
Mit einer Floͤten Ton begleitet, in einem ſchoͤnen Duo,
mir,
Aus
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/241>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.