An diesem abgelegnen Ort, entfernt vom städtischen Getümmel, Erweg' und fühl' ich, daß ich lebe. Jch riech' der schönen Bluhmen Heer; Jch schmecke frisch- gebrochne Früchte; ich höre, meinem GOtt zur Ehr, Der kleinen Vögel holdes Zwitschern; ich sehe, nebst dem weiten Meer, Der Erden Schätze, Wald und Feld, das Firmament, den Sternen-Himmel. Hier sitz' ich, tadle niemand sonst, als mich. Jch rede hier allein Mit meinen Büchern und mit mir. O wohl ein recht- und wahres Leben! O süß- und edler Müßiggang! Wer stimmt hierinn nicht überein, Daß, für den wichtigsten Geschäften, dir noch der Vorzug fast zu geben? Jch fühl', in mir von GOtt gegönntem nicht unem- pfundenem Vergnügen, Hier meine gegenwärt'ge Stunden sich sanft zu den vergangnen fügen. Hier treib' ich, mit dem Fluß der Tage, den stillen Strohm der Zeit hinab,
Zum
N 3
Schluß zum Fruͤhling.
An dieſem abgelegnen Ort, entfernt vom ſtaͤdtiſchen Getuͤmmel, Erweg’ und fuͤhl’ ich, daß ich lebe. Jch riech’ der ſchoͤnen Bluhmen Heer; Jch ſchmecke friſch- gebrochne Fruͤchte; ich hoͤre, meinem GOtt zur Ehr, Der kleinen Voͤgel holdes Zwitſchern; ich ſehe, nebſt dem weiten Meer, Der Erden Schaͤtze, Wald und Feld, das Firmament, den Sternen-Himmel. Hier ſitz’ ich, tadle niemand ſonſt, als mich. Jch rede hier allein Mit meinen Buͤchern und mit mir. O wohl ein recht- und wahres Leben! O ſuͤß- und edler Muͤßiggang! Wer ſtimmt hierinn nicht uͤberein, Daß, fuͤr den wichtigſten Geſchaͤften, dir noch der Vorzug faſt zu geben? Jch fuͤhl’, in mir von GOtt gegoͤnntem nicht unem- pfundenem Vergnuͤgen, Hier meine gegenwaͤrt’ge Stunden ſich ſanft zu den vergangnen fuͤgen. Hier treib’ ich, mit dem Fluß der Tage, den ſtillen Strohm der Zeit hinab,
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Schluß zum Fruͤhling.
An dieſem abgelegnen Ort, entfernt vom ſtaͤdtiſchen
Getuͤmmel,
Erweg’ und fuͤhl’ ich, daß ich lebe. Jch riech’ der
ſchoͤnen Bluhmen Heer;
Jch ſchmecke friſch- gebrochne Fruͤchte; ich hoͤre,
meinem GOtt zur Ehr,
Der kleinen Voͤgel holdes Zwitſchern; ich ſehe, nebſt
dem weiten Meer,
Der Erden Schaͤtze, Wald und Feld, das Firmament,
den Sternen-Himmel.
Hier ſitz’ ich, tadle niemand ſonſt, als mich. Jch rede
hier allein
Mit meinen Buͤchern und mit mir. O wohl ein recht-
und wahres Leben!
O ſuͤß- und edler Muͤßiggang! Wer ſtimmt hierinn
nicht uͤberein,
Daß, fuͤr den wichtigſten Geſchaͤften, dir noch der
Vorzug faſt zu geben?
Jch fuͤhl’, in mir von GOtt gegoͤnntem nicht unem-
pfundenem Vergnuͤgen,
Hier meine gegenwaͤrt’ge Stunden ſich ſanft zu den
vergangnen fuͤgen.
Hier treib’ ich, mit dem Fluß der Tage, den ſtillen
Strohm der Zeit hinab,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/215>, abgerufen am 21.12.2024.
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