Wie alles, was in der Natur an Bluhmen liebliches zu sehn, So schön, daß es nicht auszudrücken; So ist vor andern noch, sehr schön, Was wir an der gepriesnen Rose, der Bluhmen Königinn, erblicken. Je öfter wir die süsse Gluht im neuen Sommer wieder schauen, Je öfter kann sich unser Geist in neuer Lust daran erbauen, Das Auge neue Schönheit finden. Jch danke Gott, daß ich von neuen Mich deiner wieder kann, geliebte Ros', erfreuen, Und was für Lieblichkeit und Anmuht in deinem Bau und Wesen stecken, Dem, Der dich so vortrefflich schuff, zum Lobe, Ruhm und Preis, entdecken.
Mir brachten meine Kinder jüngst aus meinem Gar- ten schöne Rosen, Und zwar bey ganzen Händen voll, die auserlesen schön und frisch, Voll holder Gluht und süssem Balsam, so Blick als Nase liebzukosen. Jch legte sie, weil ihrer viele, zu anfangs vor mir auf den Tisch, Und ließ den recht erquickten Blick begierig auf den schö- nen Haufen, Die allerschönsten auszusuchen, bedachtsam hin und wie- der laufen,
Bis
Noch einige Roſen-Gedanken.
Wie alles, was in der Natur an Bluhmen liebliches zu ſehn, So ſchoͤn, daß es nicht auszudruͤcken; So iſt vor andern noch, ſehr ſchoͤn, Was wir an der geprieſnen Roſe, der Bluhmen Koͤniginn, erblicken. Je oͤfter wir die ſuͤſſe Gluht im neuen Sommer wieder ſchauen, Je oͤfter kann ſich unſer Geiſt in neuer Luſt daran erbauen, Das Auge neue Schoͤnheit finden. Jch danke Gott, daß ich von neuen Mich deiner wieder kann, geliebte Roſ’, erfreuen, Und was fuͤr Lieblichkeit und Anmuht in deinem Bau und Weſen ſtecken, Dem, Der dich ſo vortrefflich ſchuff, zum Lobe, Ruhm und Preis, entdecken.
Mir brachten meine Kinder juͤngſt aus meinem Gar- ten ſchoͤne Roſen, Und zwar bey ganzen Haͤnden voll, die auserleſen ſchoͤn und friſch, Voll holder Gluht und ſuͤſſem Balſam, ſo Blick als Naſe liebzukoſen. Jch legte ſie, weil ihrer viele, zu anfangs vor mir auf den Tiſch, Und ließ den recht erquickten Blick begierig auf den ſchoͤ- nen Haufen, Die allerſchoͤnſten auszuſuchen, bedachtſam hin und wie- der laufen,
Bis
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0177"n="159"/><divn="3"><head><hirendition="#b">Noch einige Roſen-Gedanken.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">W</hi>ie alles, was in der Natur an Bluhmen liebliches</l><lb/><l><hirendition="#et">zu ſehn,</hi></l><lb/><l>So ſchoͤn, daß es nicht auszudruͤcken;</l><lb/><l>So iſt vor andern noch, ſehr ſchoͤn,</l><lb/><l>Was wir an der geprieſnen Roſe, der Bluhmen Koͤniginn,</l><lb/><l><hirendition="#et">erblicken.</hi></l><lb/><l>Je oͤfter wir die ſuͤſſe Gluht im neuen Sommer wieder</l><lb/><l><hirendition="#et">ſchauen,</hi></l><lb/><l>Je oͤfter kann ſich unſer Geiſt in neuer Luſt daran erbauen,</l><lb/><l>Das Auge neue Schoͤnheit finden. Jch danke Gott, daß</l><lb/><l><hirendition="#et">ich von neuen</hi></l><lb/><l>Mich deiner wieder kann, geliebte Roſ’, erfreuen,</l><lb/><l>Und was fuͤr Lieblichkeit und Anmuht in deinem Bau und</l><lb/><l><hirendition="#et">Weſen ſtecken,</hi></l><lb/><l>Dem, Der dich ſo vortrefflich ſchuff, zum Lobe, Ruhm</l><lb/><l><hirendition="#et">und Preis, entdecken.</hi></l></lg><lb/><lgn="2"><l>Mir brachten meine Kinder juͤngſt aus meinem Gar-</l><lb/><l><hirendition="#et">ten ſchoͤne Roſen,</hi></l><lb/><l>Und zwar bey ganzen Haͤnden voll, die auserleſen ſchoͤn</l><lb/><l><hirendition="#et">und friſch,</hi></l><lb/><l>Voll holder Gluht und ſuͤſſem Balſam, ſo Blick als Naſe</l><lb/><l><hirendition="#et">liebzukoſen.</hi></l><lb/><l>Jch legte ſie, weil ihrer viele, zu anfangs vor mir auf den</l><lb/><l><hirendition="#et">Tiſch,</hi></l><lb/><l>Und ließ den recht erquickten Blick begierig auf den ſchoͤ-</l><lb/><l><hirendition="#et">nen Haufen,</hi></l><lb/><l>Die allerſchoͤnſten auszuſuchen, bedachtſam hin und wie-</l><lb/><l><hirendition="#et">der laufen,</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Bis</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[159/0177]
Noch einige Roſen-Gedanken.
Wie alles, was in der Natur an Bluhmen liebliches
zu ſehn,
So ſchoͤn, daß es nicht auszudruͤcken;
So iſt vor andern noch, ſehr ſchoͤn,
Was wir an der geprieſnen Roſe, der Bluhmen Koͤniginn,
erblicken.
Je oͤfter wir die ſuͤſſe Gluht im neuen Sommer wieder
ſchauen,
Je oͤfter kann ſich unſer Geiſt in neuer Luſt daran erbauen,
Das Auge neue Schoͤnheit finden. Jch danke Gott, daß
ich von neuen
Mich deiner wieder kann, geliebte Roſ’, erfreuen,
Und was fuͤr Lieblichkeit und Anmuht in deinem Bau und
Weſen ſtecken,
Dem, Der dich ſo vortrefflich ſchuff, zum Lobe, Ruhm
und Preis, entdecken.
Mir brachten meine Kinder juͤngſt aus meinem Gar-
ten ſchoͤne Roſen,
Und zwar bey ganzen Haͤnden voll, die auserleſen ſchoͤn
und friſch,
Voll holder Gluht und ſuͤſſem Balſam, ſo Blick als Naſe
liebzukoſen.
Jch legte ſie, weil ihrer viele, zu anfangs vor mir auf den
Tiſch,
Und ließ den recht erquickten Blick begierig auf den ſchoͤ-
nen Haufen,
Die allerſchoͤnſten auszuſuchen, bedachtſam hin und wie-
der laufen,
Bis
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/177>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.