Wie reich, wie gütig die Natur, wie auf so manche Art und Weise, Mit ihren holden Frühlings-Schätzen, Dem, Welcher sie gemacht, zum Preise, Sie sich bemüht uns zu ergetzen, Bemerkt' ich jüngst, fast ausser mir, Als ich die Balsam- reiche Zier Von einer recht besonders grossen, gefüllten Hyacinth erblickte, Wovon sich eine jede Glocke mit zwey und vierzig Blättern schmückte, An deren äussern harten Kelch man eine glatte Festigkeit, Und fast dieselbige Figur der lieblichen Granaten-Blüht, Doch glänzend-weiß mit grünen Ecken, mit fast erstaunten Augen sieht, Jn deren Silber-reinen Blättern ein zartes röhtlich Feuer glüht; Dem auch die allerschönste Haut der Rosen-farbnen Jugend weicht, Und das an Glanz dem reinsten Schmelz, an Farben zarter Pfirsch-Blüht gleicht. Ein grüner Schmelz bedeckt' die Stengel. Noch sah ich eine ja so schön, Und ja so groß, so Blätter-reich, nur mit dem Unterscheid allein, Daß, wie der ersten Blätter röhtlich, die andern blau gefärbet seyn, Und recht wie Porcellain gesprenget. Mich rührete die Balsam-Kraft, so sich aus allen beyden drenget.
Es
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Betrachtung einer uͤberaus groſſen Hyacinth.
Wie reich, wie guͤtig die Natur, wie auf ſo manche Art und Weiſe, Mit ihren holden Fruͤhlings-Schaͤtzen, Dem, Welcher ſie gemacht, zum Preiſe, Sie ſich bemuͤht uns zu ergetzen, Bemerkt’ ich juͤngſt, faſt auſſer mir, Als ich die Balſam- reiche Zier Von einer recht beſonders groſſen, gefuͤllten Hyacinth erblickte, Wovon ſich eine jede Glocke mit zwey und vierzig Blaͤttern ſchmuͤckte, An deren aͤuſſern harten Kelch man eine glatte Feſtigkeit, Und faſt dieſelbige Figur der lieblichen Granaten-Bluͤht, Doch glaͤnzend-weiß mit gruͤnen Ecken, mit faſt erſtaunten Augen ſieht, Jn deren Silber-reinen Blaͤttern ein zartes roͤhtlich Feuer gluͤht; Dem auch die allerſchoͤnſte Haut der Roſen-farbnen Jugend weicht, Und das an Glanz dem reinſten Schmelz, an Farben zarter Pfirſch-Bluͤht gleicht. Ein gruͤner Schmelz bedeckt’ die Stengel. Noch ſah ich eine ja ſo ſchoͤn, Und ja ſo groß, ſo Blaͤtter-reich, nur mit dem Unterſcheid allein, Daß, wie der erſten Blaͤtter roͤhtlich, die andern blau gefaͤrbet ſeyn, Und recht wie Porcellain geſprenget. Mich ruͤhrete die Balſam-Kraft, ſo ſich aus allen beyden drenget.
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Betrachtung
einer uͤberaus groſſen Hyacinth.
Wie reich, wie guͤtig die Natur, wie auf ſo manche Art
und Weiſe,
Mit ihren holden Fruͤhlings-Schaͤtzen,
Dem, Welcher ſie gemacht, zum Preiſe,
Sie ſich bemuͤht uns zu ergetzen,
Bemerkt’ ich juͤngſt, faſt auſſer mir,
Als ich die Balſam- reiche Zier
Von einer recht beſonders groſſen, gefuͤllten Hyacinth
erblickte,
Wovon ſich eine jede Glocke mit zwey und vierzig Blaͤttern
ſchmuͤckte,
An deren aͤuſſern harten Kelch man eine glatte Feſtigkeit,
Und faſt dieſelbige Figur der lieblichen Granaten-Bluͤht,
Doch glaͤnzend-weiß mit gruͤnen Ecken, mit faſt erſtaunten
Augen ſieht,
Jn deren Silber-reinen Blaͤttern ein zartes roͤhtlich Feuer
gluͤht;
Dem auch die allerſchoͤnſte Haut der Roſen-farbnen Jugend
weicht,
Und das an Glanz dem reinſten Schmelz, an Farben zarter
Pfirſch-Bluͤht gleicht.
Ein gruͤner Schmelz bedeckt’ die Stengel. Noch ſah ich eine
ja ſo ſchoͤn,
Und ja ſo groß, ſo Blaͤtter-reich, nur mit dem Unterſcheid
allein,
Daß, wie der erſten Blaͤtter roͤhtlich, die andern blau gefaͤrbet
ſeyn,
Und recht wie Porcellain geſprenget.
Mich ruͤhrete die Balſam-Kraft, ſo ſich aus allen beyden
drenget.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/165>, abgerufen am 03.12.2024.
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