Jch kann jetzt nicht nur mit Freuden, So wie vor, mein Auge weiden An der Felder Schmuck und Pracht, Und darinn die weise Macht Deß, Der sie hervorgebracht, Loben, rühmen und erheben; Sondern GOtt hat mir gegeben Zu der allgemeinen Gabe, Daß ich (Jhm sey Dank dafür) Von derselben holden Zier Auch die Frucht zu hoffen habe. Welches, da es GOtt beschehrt, Dank und Freude noch vermehrt, Die ich GOtt in beyden zolle, Mit dazu gefügtem Flehn, Daß Er's ferner wohl ergehn Und gerahten lassen wolle! Da das liebe Korn zumahl So vortrefflich steht; so lenke Sich der Sonnen Lebens-Strahl Ferner auf mein Feld! Es tränke Den mir hier gezeigten Segen Oefters ein erwünschter Regen Voller fetten Fruchtbarkeit! Laß gelinde Winde wehen! Laß mich es zu rechter Zeit Jn die Scheuren fahren sehen! Laß mich deine Huld ermessen! Laß es mir zum Nutz erspriessen, Und, wenn wirs mit Lust geniessen, Ja des Dankens nicht vergessen!
Unver-
Gedanken uͤber mein Getrayde.
Jch kann jetzt nicht nur mit Freuden, So wie vor, mein Auge weiden An der Felder Schmuck und Pracht, Und darinn die weiſe Macht Deß, Der ſie hervorgebracht, Loben, ruͤhmen und erheben; Sondern GOtt hat mir gegeben Zu der allgemeinen Gabe, Daß ich (Jhm ſey Dank dafuͤr) Von derſelben holden Zier Auch die Frucht zu hoffen habe. Welches, da es GOtt beſchehrt, Dank und Freude noch vermehrt, Die ich GOtt in beyden zolle, Mit dazu gefuͤgtem Flehn, Daß Er’s ferner wohl ergehn Und gerahten laſſen wolle! Da das liebe Korn zumahl So vortrefflich ſteht; ſo lenke Sich der Sonnen Lebens-Strahl Ferner auf mein Feld! Es traͤnke Den mir hier gezeigten Segen Oefters ein erwuͤnſchter Regen Voller fetten Fruchtbarkeit! Laß gelinde Winde wehen! Laß mich es zu rechter Zeit Jn die Scheuren fahren ſehen! Laß mich deine Huld ermeſſen! Laß es mir zum Nutz erſprieſſen, Und, wenn wirs mit Luſt genieſſen, Ja des Dankens nicht vergeſſen!
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<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0162"n="144"/><divn="3"><head><hirendition="#b">Gedanken uͤber mein Getrayde.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><l><hirendition="#in">J</hi>ch kann jetzt nicht nur mit Freuden,</l><lb/><l>So wie vor, mein Auge weiden</l><lb/><l>An der Felder Schmuck und Pracht,</l><lb/><l>Und darinn die weiſe Macht</l><lb/><l>Deß, Der ſie hervorgebracht,</l><lb/><l>Loben, ruͤhmen und erheben;</l><lb/><l>Sondern GOtt hat mir gegeben</l><lb/><l>Zu der allgemeinen Gabe,</l><lb/><l>Daß ich (Jhm ſey Dank dafuͤr)</l><lb/><l>Von derſelben holden Zier</l><lb/><l>Auch die Frucht zu hoffen habe.</l><lb/><l>Welches, da es GOtt beſchehrt,</l><lb/><l>Dank und Freude noch vermehrt,</l><lb/><l>Die ich GOtt in beyden zolle,</l><lb/><l>Mit dazu gefuͤgtem Flehn,</l><lb/><l>Daß Er’s ferner wohl ergehn</l><lb/><l>Und gerahten laſſen wolle!</l><lb/><l>Da das liebe Korn zumahl</l><lb/><l>So vortrefflich ſteht; ſo lenke</l><lb/><l>Sich der Sonnen Lebens-Strahl</l><lb/><l>Ferner auf mein Feld! Es traͤnke</l><lb/><l>Den mir hier gezeigten Segen</l><lb/><l>Oefters ein erwuͤnſchter Regen</l><lb/><l>Voller fetten Fruchtbarkeit!</l><lb/><l>Laß gelinde Winde wehen!</l><lb/><l>Laß mich es zu rechter Zeit</l><lb/><l>Jn die Scheuren fahren ſehen!</l><lb/><l>Laß mich deine Huld ermeſſen!</l><lb/><l>Laß es mir zum Nutz erſprieſſen,</l><lb/><l>Und, wenn wirs mit Luſt genieſſen,</l><lb/><l>Ja des Dankens nicht vergeſſen!</l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Unver-</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
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Gedanken uͤber mein Getrayde.
Jch kann jetzt nicht nur mit Freuden,
So wie vor, mein Auge weiden
An der Felder Schmuck und Pracht,
Und darinn die weiſe Macht
Deß, Der ſie hervorgebracht,
Loben, ruͤhmen und erheben;
Sondern GOtt hat mir gegeben
Zu der allgemeinen Gabe,
Daß ich (Jhm ſey Dank dafuͤr)
Von derſelben holden Zier
Auch die Frucht zu hoffen habe.
Welches, da es GOtt beſchehrt,
Dank und Freude noch vermehrt,
Die ich GOtt in beyden zolle,
Mit dazu gefuͤgtem Flehn,
Daß Er’s ferner wohl ergehn
Und gerahten laſſen wolle!
Da das liebe Korn zumahl
So vortrefflich ſteht; ſo lenke
Sich der Sonnen Lebens-Strahl
Ferner auf mein Feld! Es traͤnke
Den mir hier gezeigten Segen
Oefters ein erwuͤnſchter Regen
Voller fetten Fruchtbarkeit!
Laß gelinde Winde wehen!
Laß mich es zu rechter Zeit
Jn die Scheuren fahren ſehen!
Laß mich deine Huld ermeſſen!
Laß es mir zum Nutz erſprieſſen,
Und, wenn wirs mit Luſt genieſſen,
Ja des Dankens nicht vergeſſen!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/162>, abgerufen am 21.12.2024.
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