Liebste Frühlings-Kinder, ihr, Eurer Form- und Farben Zier, Rührt mein Aug' und mein Gemühte. Jch bewundr' in eurer Pracht Dessen Weisheit, Macht und Güte, Welcher euch hervorgebracht. Billig sollt' euch niemand sehen, Ohne Gottes Huld und Macht Froh und dankbar zu erhöhen. Denn was kann vom bunten Schein, Welcher euer Wesen zieret, Doch der Zweck gewesen seyn Deß, Der euch so schön formieret, Als daß man an ihren Schätzen, Jhm zum Ruhm, sich soll ergetzen? Diese Absicht zu erlangen, Haben wir die Schönheit nicht Nur allein, wir haben's Licht, Auch das herrliche Gesicht (Welche Wunder-Ding'!) empfangen. Was hat nicht dazu gehört, Daß sie, und uns sichtbar, wären? Wunder, die nicht zu erklären!
Jst denn alles dieß nicht wehrt, Daß man Den, Der sie beschehrt, Wenn man sie betrachtet, ehrt? Da, zumahl wenn wir sie sehen, Und in ihnen Jhn erhöhen, Dieses Sehn von jedermann Sonder Anmuht nicht geschehen, Noch betrachtet werden kann.
Weiß
Die Bluhmen.
Liebſte Fruͤhlings-Kinder, ihr, Eurer Form- und Farben Zier, Ruͤhrt mein Aug’ und mein Gemuͤhte. Jch bewundr’ in eurer Pracht Deſſen Weisheit, Macht und Guͤte, Welcher euch hervorgebracht. Billig ſollt’ euch niemand ſehen, Ohne Gottes Huld und Macht Froh und dankbar zu erhoͤhen. Denn was kann vom bunten Schein, Welcher euer Weſen zieret, Doch der Zweck geweſen ſeyn Deß, Der euch ſo ſchoͤn formieret, Als daß man an ihren Schaͤtzen, Jhm zum Ruhm, ſich ſoll ergetzen? Dieſe Abſicht zu erlangen, Haben wir die Schoͤnheit nicht Nur allein, wir haben’s Licht, Auch das herrliche Geſicht (Welche Wunder-Ding’!) empfangen. Was hat nicht dazu gehoͤrt, Daß ſie, und uns ſichtbar, waͤren? Wunder, die nicht zu erklaͤren!
Jſt denn alles dieß nicht wehrt, Daß man Den, Der ſie beſchehrt, Wenn man ſie betrachtet, ehrt? Da, zumahl wenn wir ſie ſehen, Und in ihnen Jhn erhoͤhen, Dieſes Sehn von jedermann Sonder Anmuht nicht geſchehen, Noch betrachtet werden kann.
Weiß
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Die Bluhmen.
Liebſte Fruͤhlings-Kinder, ihr,
Eurer Form- und Farben Zier,
Ruͤhrt mein Aug’ und mein Gemuͤhte.
Jch bewundr’ in eurer Pracht
Deſſen Weisheit, Macht und Guͤte,
Welcher euch hervorgebracht.
Billig ſollt’ euch niemand ſehen,
Ohne Gottes Huld und Macht
Froh und dankbar zu erhoͤhen.
Denn was kann vom bunten Schein,
Welcher euer Weſen zieret,
Doch der Zweck geweſen ſeyn
Deß, Der euch ſo ſchoͤn formieret,
Als daß man an ihren Schaͤtzen,
Jhm zum Ruhm, ſich ſoll ergetzen?
Dieſe Abſicht zu erlangen,
Haben wir die Schoͤnheit nicht
Nur allein, wir haben’s Licht,
Auch das herrliche Geſicht
(Welche Wunder-Ding’!) empfangen.
Was hat nicht dazu gehoͤrt,
Daß ſie, und uns ſichtbar, waͤren?
Wunder, die nicht zu erklaͤren!
Jſt denn alles dieß nicht wehrt,
Daß man Den, Der ſie beſchehrt,
Wenn man ſie betrachtet, ehrt?
Da, zumahl wenn wir ſie ſehen,
Und in ihnen Jhn erhoͤhen,
Dieſes Sehn von jedermann
Sonder Anmuht nicht geſchehen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/152>, abgerufen am 21.12.2024.
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