Jm Garten ging ich hin und her, Mit sanften Schritten, jüngst spatzieren, Und dacht' auf unsre Zeit von ungefehr, Wie wir sie unvermerkt verlieren; Wie schnell die Gegenwart vorbey, Das Künft'ge nah, und bald vergangen sey. Jch sah, da ich so ging, auf drey, vier Schritte weit, Ein buntes Blättgen, mit Vergnügen, Jm Steige, noch entfernet, vor mir liegen, Allein, es blieb nicht so; es war im Augenblick Jm Gehn schon unter mir, und bald darauf zurück. Dieß Blättgen kam, in dieser Lage, mir, Von unsrer schnellen Zeit, als wie ein Sinnbild, für, Und dieß um desto mehr, als es geruhig liegt, Und, eben wie die Zeit, nur bloß dem Schein nach, fliegt; Jch aber, durch mein Gehn, erst fern, bald in der Nähe, Bald wieder fern vom Blatt, und allen Dingen, gehe, Die um und bey mir sind. Ja, was noch mehr, Hier leidet es die Zeit, daß ich zurücke kehr, Auch stille stehen kann, wenn mirs gefällt. Jn unserm Lebens-Gang, in dieser Welt, Will dieß der Zustand nicht vergönnen, Jndem wir hier, wir mögen stille stehn, Wir mögen sitzen oder liegen, dennoch beständig vorwerts gehn, Und nimmer rückwerts kehren können. Ach, laß uns doch, o HErr! so lange Wir hier, in unserm Lebens-Gange,
Noch
Die Lebens-Reiſe.
Jm Garten ging ich hin und her, Mit ſanften Schritten, juͤngſt ſpatzieren, Und dacht’ auf unſre Zeit von ungefehr, Wie wir ſie unvermerkt verlieren; Wie ſchnell die Gegenwart vorbey, Das Kuͤnft’ge nah, und bald vergangen ſey. Jch ſah, da ich ſo ging, auf drey, vier Schritte weit, Ein buntes Blaͤttgen, mit Vergnuͤgen, Jm Steige, noch entfernet, vor mir liegen, Allein, es blieb nicht ſo; es war im Augenblick Jm Gehn ſchon unter mir, und bald darauf zuruͤck. Dieß Blaͤttgen kam, in dieſer Lage, mir, Von unſrer ſchnellen Zeit, als wie ein Sinnbild, fuͤr, Und dieß um deſto mehr, als es geruhig liegt, Und, eben wie die Zeit, nur bloß dem Schein nach, fliegt; Jch aber, durch mein Gehn, erſt fern, bald in der Naͤhe, Bald wieder fern vom Blatt, und allen Dingen, gehe, Die um und bey mir ſind. Ja, was noch mehr, Hier leidet es die Zeit, daß ich zuruͤcke kehr, Auch ſtille ſtehen kann, wenn mirs gefaͤllt. Jn unſerm Lebens-Gang, in dieſer Welt, Will dieß der Zuſtand nicht vergoͤnnen, Jndem wir hier, wir moͤgen ſtille ſtehn, Wir moͤgen ſitzen oder liegen, dennoch beſtaͤndig vorwerts gehn, Und nimmer ruͤckwerts kehren koͤnnen. Ach, laß uns doch, o HErr! ſo lange Wir hier, in unſerm Lebens-Gange,
Noch
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Die Lebens-Reiſe.
Jm Garten ging ich hin und her,
Mit ſanften Schritten, juͤngſt ſpatzieren,
Und dacht’ auf unſre Zeit von ungefehr,
Wie wir ſie unvermerkt verlieren;
Wie ſchnell die Gegenwart vorbey,
Das Kuͤnft’ge nah, und bald vergangen ſey.
Jch ſah, da ich ſo ging, auf drey, vier Schritte weit,
Ein buntes Blaͤttgen, mit Vergnuͤgen,
Jm Steige, noch entfernet, vor mir liegen,
Allein, es blieb nicht ſo; es war im Augenblick
Jm Gehn ſchon unter mir, und bald darauf zuruͤck.
Dieß Blaͤttgen kam, in dieſer Lage, mir,
Von unſrer ſchnellen Zeit, als wie ein Sinnbild, fuͤr,
Und dieß um deſto mehr, als es geruhig liegt,
Und, eben wie die Zeit, nur bloß dem Schein nach, fliegt;
Jch aber, durch mein Gehn, erſt fern, bald in der Naͤhe,
Bald wieder fern vom Blatt, und allen Dingen, gehe,
Die um und bey mir ſind. Ja, was noch mehr,
Hier leidet es die Zeit, daß ich zuruͤcke kehr,
Auch ſtille ſtehen kann, wenn mirs gefaͤllt.
Jn unſerm Lebens-Gang, in dieſer Welt,
Will dieß der Zuſtand nicht vergoͤnnen,
Jndem wir hier, wir moͤgen ſtille ſtehn,
Wir moͤgen ſitzen oder liegen, dennoch beſtaͤndig vorwerts
gehn,
Und nimmer ruͤckwerts kehren koͤnnen.
Ach, laß uns doch, o HErr! ſo lange
Wir hier, in unſerm Lebens-Gange,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 7. Hamburg, 1743, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen07_1743/150>, abgerufen am 21.12.2024.
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