Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinnen-Lust im Lenzen.
Sinnen-Lust
im Lenzen.
Jetzt sieht man hoher Berge Gipfel,
Man sieht der Bäume runde Wipfel,
Zusamt dem Ufer, sich bekränzen,
Und, durch den holden Wiederschein,
Die Fluthen, die so klar, so rein,
Jn einem grünen Schimmer, glänzen.
Man sieht bewundernd überall,
Aus dunkler Erden, Blumen quillen.
Man höret, wie vom süssen Schall
Der Vögel, sich die Lüfte füllen,
Vermischet mit der feuchten Frösche
Wreckeckeckechsendem Gewäsche.
Man fühlt, durch lauer Winde Schmeicheln,
Gesicht und Hände lieblich streicheln;
Man fühlet, wie selbst unserm Blut
Jhr lindes Hauchen sanfte thut.
Man riecht den ausgedampften Duft
Der Blumen, in der lauen Luft.
Er stärket und erfrischt die Lunge,
Durch die gesunde Lieblichkeit.
Die angenehme Frühlingszeit
Erquickt zugleich uns, durch die Zunge;
Man
Sinnen-Luſt im Lenzen.
Sinnen-Luſt
im Lenzen.
Jetzt ſieht man hoher Berge Gipfel,
Man ſieht der Baͤume runde Wipfel,
Zuſamt dem Ufer, ſich bekraͤnzen,
Und, durch den holden Wiederſchein,
Die Fluthen, die ſo klar, ſo rein,
Jn einem gruͤnen Schimmer, glaͤnzen.
Man ſieht bewundernd uͤberall,
Aus dunkler Erden, Blumen quillen.
Man hoͤret, wie vom ſuͤſſen Schall
Der Voͤgel, ſich die Luͤfte fuͤllen,
Vermiſchet mit der feuchten Froͤſche
Wreckeckeckechſendem Gewaͤſche.
Man fuͤhlt, durch lauer Winde Schmeicheln,
Geſicht und Haͤnde lieblich ſtreicheln;
Man fuͤhlet, wie ſelbſt unſerm Blut
Jhr lindes Hauchen ſanfte thut.
Man riecht den ausgedampften Duft
Der Blumen, in der lauen Luft.
Er ſtaͤrket und erfriſcht die Lunge,
Durch die geſunde Lieblichkeit.
Die angenehme Fruͤhlingszeit
Erquickt zugleich uns, durch die Zunge;
Man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0090" n="66"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinnen-Lu&#x017F;t im Lenzen.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Sinnen-Lu&#x017F;t</hi><lb/>
im Lenzen.</hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">J</hi>etzt &#x017F;ieht man hoher Berge Gipfel,</l><lb/>
            <l>Man &#x017F;ieht der Ba&#x0364;ume runde Wipfel,</l><lb/>
            <l>Zu&#x017F;amt dem Ufer, &#x017F;ich bekra&#x0364;nzen,</l><lb/>
            <l>Und, durch den holden Wieder&#x017F;chein,</l><lb/>
            <l>Die Fluthen, die &#x017F;o klar, &#x017F;o rein,</l><lb/>
            <l>Jn einem gru&#x0364;nen Schimmer, gla&#x0364;nzen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Man <hi rendition="#fr">&#x017F;ieht</hi> bewundernd u&#x0364;berall,</l><lb/>
            <l>Aus dunkler Erden, Blumen quillen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Man <hi rendition="#fr">ho&#x0364;ret,</hi> wie vom &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Schall</l><lb/>
            <l>Der Vo&#x0364;gel, &#x017F;ich die Lu&#x0364;fte fu&#x0364;llen,</l><lb/>
            <l>Vermi&#x017F;chet mit der feuchten Fro&#x0364;&#x017F;che</l><lb/>
            <l>Wreckeckeckech&#x017F;endem Gewa&#x0364;&#x017F;che.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Man <hi rendition="#fr">fu&#x0364;hlt,</hi> durch lauer Winde Schmeicheln,</l><lb/>
            <l>Ge&#x017F;icht und Ha&#x0364;nde lieblich &#x017F;treicheln;</l><lb/>
            <l>Man fu&#x0364;hlet, wie &#x017F;elb&#x017F;t un&#x017F;erm Blut</l><lb/>
            <l>Jhr lindes Hauchen &#x017F;anfte thut.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <l>Man <hi rendition="#fr">riecht</hi> den ausgedampften Duft</l><lb/>
            <l>Der Blumen, in der lauen Luft.</l><lb/>
            <l>Er &#x017F;ta&#x0364;rket und erfri&#x017F;cht die Lunge,</l><lb/>
            <l>Durch die ge&#x017F;unde Lieblichkeit.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <l>Die angenehme Fru&#x0364;hlingszeit</l><lb/>
            <l>Erquickt zugleich uns, durch die Zunge;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/></l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0090] Sinnen-Luſt im Lenzen. Sinnen-Luſt im Lenzen. Jetzt ſieht man hoher Berge Gipfel, Man ſieht der Baͤume runde Wipfel, Zuſamt dem Ufer, ſich bekraͤnzen, Und, durch den holden Wiederſchein, Die Fluthen, die ſo klar, ſo rein, Jn einem gruͤnen Schimmer, glaͤnzen. Man ſieht bewundernd uͤberall, Aus dunkler Erden, Blumen quillen. Man hoͤret, wie vom ſuͤſſen Schall Der Voͤgel, ſich die Luͤfte fuͤllen, Vermiſchet mit der feuchten Froͤſche Wreckeckeckechſendem Gewaͤſche. Man fuͤhlt, durch lauer Winde Schmeicheln, Geſicht und Haͤnde lieblich ſtreicheln; Man fuͤhlet, wie ſelbſt unſerm Blut Jhr lindes Hauchen ſanfte thut. Man riecht den ausgedampften Duft Der Blumen, in der lauen Luft. Er ſtaͤrket und erfriſcht die Lunge, Durch die geſunde Lieblichkeit. Die angenehme Fruͤhlingszeit Erquickt zugleich uns, durch die Zunge; Man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/90
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/90>, abgerufen am 30.12.2024.