Der durch Gott, so wohl, als die Erde, gezierte Luftkreis.
Jch sahe jüngst, zur Frühlingszeit, Nicht nur mit vieler Lieblichkeit, Des Erdreichs flache Schooß gezieret; Jch sah von ihr die grüne Pracht, Womit sie alles lieblich macht, Hoch in der Luft empor geführet. Jch sah der Bäume Wipfel prächtig, Von grünem Laub und Blühte trächtig, Es war die Luft nicht minder schön, Als wie das Land, selbst anzusehn.
Jch dachte dieser Augenlust, Mit innrer Regung meiner Brust, Woher sie doch wohl komme, nach, So daß ich bey mir selber sprach: Jst dieses unsrer Erden Kraft, Die den sonst leeren Luftkreis schmücket? Jst es des Samens Eigenschaft, Der seinen Trieb so ferne schicket? Wie? oder steckt es in dem Saft Des Wassers, der sich aufwerts drücket? Doch es sey endlich, was es sey, So bleibet es dennoch dabey, Da alle Dinge, die so schön,
Jn
Der durch Gott gezierte Luftkreis.
Der durch Gott, ſo wohl, als die Erde, gezierte Luftkreis.
Jch ſahe juͤngſt, zur Fruͤhlingszeit, Nicht nur mit vieler Lieblichkeit, Des Erdreichs flache Schooß gezieret; Jch ſah von ihr die gruͤne Pracht, Womit ſie alles lieblich macht, Hoch in der Luft empor gefuͤhret. Jch ſah der Baͤume Wipfel praͤchtig, Von gruͤnem Laub und Bluͤhte traͤchtig, Es war die Luft nicht minder ſchoͤn, Als wie das Land, ſelbſt anzuſehn.
Jch dachte dieſer Augenluſt, Mit innrer Regung meiner Bruſt, Woher ſie doch wohl komme, nach, So daß ich bey mir ſelber ſprach: Jſt dieſes unſrer Erden Kraft, Die den ſonſt leeren Luftkreis ſchmuͤcket? Jſt es des Samens Eigenſchaft, Der ſeinen Trieb ſo ferne ſchicket? Wie? oder ſteckt es in dem Saft Des Waſſers, der ſich aufwerts druͤcket? Doch es ſey endlich, was es ſey, So bleibet es dennoch dabey, Da alle Dinge, die ſo ſchoͤn,
Jn
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Der durch Gott gezierte Luftkreis.
Der
durch Gott, ſo wohl, als die Erde,
gezierte Luftkreis.
Jch ſahe juͤngſt, zur Fruͤhlingszeit,
Nicht nur mit vieler Lieblichkeit,
Des Erdreichs flache Schooß gezieret;
Jch ſah von ihr die gruͤne Pracht,
Womit ſie alles lieblich macht,
Hoch in der Luft empor gefuͤhret.
Jch ſah der Baͤume Wipfel praͤchtig,
Von gruͤnem Laub und Bluͤhte traͤchtig,
Es war die Luft nicht minder ſchoͤn,
Als wie das Land, ſelbſt anzuſehn.
Jch dachte dieſer Augenluſt,
Mit innrer Regung meiner Bruſt,
Woher ſie doch wohl komme, nach,
So daß ich bey mir ſelber ſprach:
Jſt dieſes unſrer Erden Kraft,
Die den ſonſt leeren Luftkreis ſchmuͤcket?
Jſt es des Samens Eigenſchaft,
Der ſeinen Trieb ſo ferne ſchicket?
Wie? oder ſteckt es in dem Saft
Des Waſſers, der ſich aufwerts druͤcket?
Doch es ſey endlich, was es ſey,
So bleibet es dennoch dabey,
Da alle Dinge, die ſo ſchoͤn,
Jn
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/83>, abgerufen am 03.12.2024.
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