Wie man mir in der Rosenzeit, (Da jeglichem bekannt, wie hoch daß ich sie achte:) Voll aufgeblühter Herrlichkeit, Jüngst eine Menge Rosen brachte, Die alle ausgesucht; ergötzt' an ihrem Licht, Und röthlich-hellen Glanz, so tausendfach gemischet, Sich meine Seele, durchs Gesicht, Und ward zugleich, durch den Geruch, erfrischet.
Jch näherte sie meiner Nasen, Und ward, von einem Balsam-Duft, recht angehaucht und ange- blasen. So wohl die Lung, als das Gehirn, ward durch das, was aus ihnen quillt, Erquickt, gekühlet und erfüllt. Der mich denn inniglich durchdrang, So, daß ich fröhlich also sang:
"Süsse Düfte, die ihr hier, "Aus den holden Rosen, fliesset; "Jn den Luftkreis euch ergiesset, "Und so, wie die Luft, auch mir, "Jm Geruch, das Hirn erfüllt, "Wenn euch meine Seele spüret, "Daß ihr, ihr zur Lust, entspriesset, "Und zugleich erblickt, daß ihr "Aus so schönen Quellen quillt, "Wird ihr Jnnerstes gerühret. "Eine brünstige Begier
"Macht
Roſen-Gedanken.
Roſen-Gedanken.
Wie man mir in der Roſenzeit, (Da jeglichem bekannt, wie hoch daß ich ſie achte:) Voll aufgebluͤhter Herrlichkeit, Juͤngſt eine Menge Roſen brachte, Die alle ausgeſucht; ergoͤtzt’ an ihrem Licht, Und roͤthlich-hellen Glanz, ſo tauſendfach gemiſchet, Sich meine Seele, durchs Geſicht, Und ward zugleich, durch den Geruch, erfriſchet.
Jch naͤherte ſie meiner Naſen, Und ward, von einem Balſam-Duft, recht angehaucht und ange- blaſen. So wohl die Lung, als das Gehirn, ward durch das, was aus ihnen quillt, Erquickt, gekuͤhlet und erfuͤllt. Der mich denn inniglich durchdrang, So, daß ich froͤhlich alſo ſang:
„Suͤſſe Duͤfte, die ihr hier, „Aus den holden Roſen, flieſſet; „Jn den Luftkreis euch ergieſſet, „Und ſo, wie die Luft, auch mir, „Jm Geruch, das Hirn erfuͤllt, „Wenn euch meine Seele ſpuͤret, „Daß ihr, ihr zur Luſt, entſprieſſet, „Und zugleich erblickt, daß ihr „Aus ſo ſchoͤnen Quellen quillt, „Wird ihr Jnnerſtes geruͤhret. „Eine bruͤnſtige Begier
„Macht
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Roſen-Gedanken.
Roſen-Gedanken.
Wie man mir in der Roſenzeit,
(Da jeglichem bekannt, wie hoch daß ich ſie achte:)
Voll aufgebluͤhter Herrlichkeit,
Juͤngſt eine Menge Roſen brachte,
Die alle ausgeſucht; ergoͤtzt’ an ihrem Licht,
Und roͤthlich-hellen Glanz, ſo tauſendfach gemiſchet,
Sich meine Seele, durchs Geſicht,
Und ward zugleich, durch den Geruch, erfriſchet.
Jch naͤherte ſie meiner Naſen,
Und ward, von einem Balſam-Duft, recht angehaucht und ange-
blaſen.
So wohl die Lung, als das Gehirn, ward durch das, was aus
ihnen quillt,
Erquickt, gekuͤhlet und erfuͤllt.
Der mich denn inniglich durchdrang,
So, daß ich froͤhlich alſo ſang:
„Suͤſſe Duͤfte, die ihr hier,
„Aus den holden Roſen, flieſſet;
„Jn den Luftkreis euch ergieſſet,
„Und ſo, wie die Luft, auch mir,
„Jm Geruch, das Hirn erfuͤllt,
„Wenn euch meine Seele ſpuͤret,
„Daß ihr, ihr zur Luſt, entſprieſſet,
„Und zugleich erblickt, daß ihr
„Aus ſo ſchoͤnen Quellen quillt,
„Wird ihr Jnnerſtes geruͤhret.
„Eine bruͤnſtige Begier
„Macht
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/68>, abgerufen am 03.12.2024.
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