Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Morgen-Gesang.
Morgen-Gesang.
im Ton:
Wer nun den lieben Gott läßt walten.
Mein Schöpfer, da die dunklen Schatten,
Die mich, in abgewichner Nacht,
Verhüllt und fast begraben hatten,
Verschwunden, und ich itzt die Pracht
Der Morgen-Sonne wieder seh:
Gieb, daß es dir zum Ruhm gescheh!
Jch öffne meiner Augen Lieder,
Die durch den sanften Schlaf gestärkt,
Allein durch deine Gnade, wieder.
Ein Geist, der dieses recht bemerkt,
Ruft billig mit erfreutem Sinn:
Durch dich, Herr! bin ich, was ich bin.
Mein Leib lag fühllos ausgestrecket,
Fast einem wahren Todten gleich;
Der Geist schien vor ihm selbst verstecket;
Jhr Sinnen, wo verbargt ihr euch?
Wo war Geruch, Gehör, Gesicht?
Jch war, und war auch gleichsam nicht.
Nun bin ich, was ich sonst gewesen,
Jch seh, erwachet, abermal,
Von Schwachheit durch den Schlaf genesen,
Des Himmels Licht, der Sonnen Sral.
Da dieß, Herr! bloß durch dich, geschehn,
Will ich auch dich davor erhöhn.
Jch
Q q 5
Morgen-Geſang.
Morgen-Geſang.
im Ton:
Wer nun den lieben Gott laͤßt walten.
Mein Schoͤpfer, da die dunklen Schatten,
Die mich, in abgewichner Nacht,
Verhuͤllt und faſt begraben hatten,
Verſchwunden, und ich itzt die Pracht
Der Morgen-Sonne wieder ſeh:
Gieb, daß es dir zum Ruhm geſcheh!
Jch oͤffne meiner Augen Lieder,
Die durch den ſanften Schlaf geſtaͤrkt,
Allein durch deine Gnade, wieder.
Ein Geiſt, der dieſes recht bemerkt,
Ruft billig mit erfreutem Sinn:
Durch dich, Herr! bin ich, was ich bin.
Mein Leib lag fuͤhllos ausgeſtrecket,
Faſt einem wahren Todten gleich;
Der Geiſt ſchien vor ihm ſelbſt verſtecket;
Jhr Sinnen, wo verbargt ihr euch?
Wo war Geruch, Gehoͤr, Geſicht?
Jch war, und war auch gleichſam nicht.
Nun bin ich, was ich ſonſt geweſen,
Jch ſeh, erwachet, abermal,
Von Schwachheit durch den Schlaf geneſen,
Des Himmels Licht, der Sonnen Sral.
Da dieß, Herr! bloß durch dich, geſchehn,
Will ich auch dich davor erhoͤhn.
Jch
Q q 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0641" n="617"/>
        <fw place="top" type="header">Morgen-Ge&#x017F;ang.</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Morgen-Ge&#x017F;ang.</hi><lb/>
im Ton:<lb/><hi rendition="#b">Wer nun den lieben Gott la&#x0364;ßt walten.</hi></head><lb/>
          <lg n="31">
            <l><hi rendition="#in">M</hi>ein Scho&#x0364;pfer, da die dunklen Schatten,</l><lb/>
            <l>Die mich, in abgewichner Nacht,</l><lb/>
            <l>Verhu&#x0364;llt und fa&#x017F;t begraben hatten,</l><lb/>
            <l>Ver&#x017F;chwunden, und ich itzt die Pracht</l><lb/>
            <l>Der Morgen-Sonne wieder &#x017F;eh:</l><lb/>
            <l>Gieb, daß es dir zum Ruhm ge&#x017F;cheh!</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="32">
            <l>Jch o&#x0364;ffne meiner Augen Lieder,</l><lb/>
            <l>Die durch den &#x017F;anften Schlaf ge&#x017F;ta&#x0364;rkt,</l><lb/>
            <l>Allein durch deine Gnade, wieder.</l><lb/>
            <l>Ein Gei&#x017F;t, der die&#x017F;es recht bemerkt,</l><lb/>
            <l>Ruft billig mit erfreutem Sinn:</l><lb/>
            <l>Durch dich, Herr! bin ich, was ich bin.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="33">
            <l>Mein Leib lag fu&#x0364;hllos ausge&#x017F;trecket,</l><lb/>
            <l>Fa&#x017F;t einem wahren Todten gleich;</l><lb/>
            <l>Der Gei&#x017F;t &#x017F;chien vor ihm &#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;tecket;</l><lb/>
            <l>Jhr Sinnen, wo verbargt ihr euch?</l><lb/>
            <l>Wo war Geruch, Geho&#x0364;r, Ge&#x017F;icht?</l><lb/>
            <l>Jch war, und war auch gleich&#x017F;am nicht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="34">
            <l>Nun bin ich, was ich &#x017F;on&#x017F;t gewe&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Jch &#x017F;eh, erwachet, abermal,</l><lb/>
            <l>Von Schwachheit durch den Schlaf gene&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Des Himmels Licht, der Sonnen Sral.</l><lb/>
            <l>Da dieß, Herr! bloß durch dich, ge&#x017F;chehn,</l><lb/>
            <l>Will ich auch dich davor erho&#x0364;hn.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">Q q 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[617/0641] Morgen-Geſang. Morgen-Geſang. im Ton: Wer nun den lieben Gott laͤßt walten. Mein Schoͤpfer, da die dunklen Schatten, Die mich, in abgewichner Nacht, Verhuͤllt und faſt begraben hatten, Verſchwunden, und ich itzt die Pracht Der Morgen-Sonne wieder ſeh: Gieb, daß es dir zum Ruhm geſcheh! Jch oͤffne meiner Augen Lieder, Die durch den ſanften Schlaf geſtaͤrkt, Allein durch deine Gnade, wieder. Ein Geiſt, der dieſes recht bemerkt, Ruft billig mit erfreutem Sinn: Durch dich, Herr! bin ich, was ich bin. Mein Leib lag fuͤhllos ausgeſtrecket, Faſt einem wahren Todten gleich; Der Geiſt ſchien vor ihm ſelbſt verſtecket; Jhr Sinnen, wo verbargt ihr euch? Wo war Geruch, Gehoͤr, Geſicht? Jch war, und war auch gleichſam nicht. Nun bin ich, was ich ſonſt geweſen, Jch ſeh, erwachet, abermal, Von Schwachheit durch den Schlaf geneſen, Des Himmels Licht, der Sonnen Sral. Da dieß, Herr! bloß durch dich, geſchehn, Will ich auch dich davor erhoͤhn. Jch Q q 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/641
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/641>, abgerufen am 21.12.2024.