Nachtheiliges Unterstehen, gött- liches Wesen zu begreifen, samt der nütz- lichen Pflicht, solches in seinen Wer- ken zu bewundern.
Durch unsre vorigen Jdee, vom alten Mann, von einer Erde, Scheint, daß kaum Gott so sehr verkleinert, als wie der Mensch vergrössert werde. Was Wunder denn, daß stolze Geister, mit allen Kräften, sich bestreben, Von ihrer selbst erhabnen Höh, durchaus sich nicht herab zu geben, Und daß sie lieber einen Mensch-Gott für ein unendlich All erkennen, Als ein unendlich wirklich All, das wir allein verehren sollen, Mit ihrer Selbstverkleinerung, so daß sie sich kaum finden können, Wie Himmel, Welt, Natur und alles sie doch belehrt, verehren wollen.
Sie spreizen sich, die würdge Meynung, daß göttliche Un- endlichkeit, Die sich in seiner Creaturen Unzählbarkeit, Vollkommenheit, Jn ungezählten Millionen von Sonnen und von Welten, zeiget, Und die ihr vorigs grosses Nichts auf solche Weise übersteiget, Daß kein Vergleichen übrig bleibt, durch Stolz verführet, an- zunehmen, Und wollen, (welches doch vermuthlich zu unsers Schöpfers Preis und Ehr
Am
Nachtheiliges Unterſtehen
Nachtheiliges Unterſtehen, goͤtt- liches Weſen zu begreifen, ſamt der nuͤtz- lichen Pflicht, ſolches in ſeinen Wer- ken zu bewundern.
Durch unſre vorigen Jdee, vom alten Mann, von einer Erde, Scheint, daß kaum Gott ſo ſehr verkleinert, als wie der Menſch vergroͤſſert werde. Was Wunder denn, daß ſtolze Geiſter, mit allen Kraͤften, ſich beſtreben, Von ihrer ſelbſt erhabnen Hoͤh, durchaus ſich nicht herab zu geben, Und daß ſie lieber einen Menſch-Gott fuͤr ein unendlich All erkennen, Als ein unendlich wirklich All, das wir allein verehren ſollen, Mit ihrer Selbſtverkleinerung, ſo daß ſie ſich kaum finden koͤnnen, Wie Himmel, Welt, Natur und alles ſie doch belehrt, verehren wollen.
Sie ſpreizen ſich, die wuͤrdge Meynung, daß goͤttliche Un- endlichkeit, Die ſich in ſeiner Creaturen Unzaͤhlbarkeit, Vollkommenheit, Jn ungezaͤhlten Millionen von Sonnen und von Welten, zeiget, Und die ihr vorigs groſſes Nichts auf ſolche Weiſe uͤberſteiget, Daß kein Vergleichen uͤbrig bleibt, durch Stolz verfuͤhret, an- zunehmen, Und wollen, (welches doch vermuthlich zu unſers Schoͤpfers Preis und Ehr
Am
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Nachtheiliges Unterſtehen
Nachtheiliges Unterſtehen, goͤtt-
liches Weſen zu begreifen, ſamt der nuͤtz-
lichen Pflicht, ſolches in ſeinen Wer-
ken zu bewundern.
Durch unſre vorigen Jdee, vom alten Mann, von einer
Erde,
Scheint, daß kaum Gott ſo ſehr verkleinert, als wie der Menſch
vergroͤſſert werde.
Was Wunder denn, daß ſtolze Geiſter, mit allen Kraͤften, ſich
beſtreben,
Von ihrer ſelbſt erhabnen Hoͤh, durchaus ſich nicht herab zu
geben,
Und daß ſie lieber einen Menſch-Gott fuͤr ein unendlich All
erkennen,
Als ein unendlich wirklich All, das wir allein verehren ſollen,
Mit ihrer Selbſtverkleinerung, ſo daß ſie ſich kaum finden
koͤnnen,
Wie Himmel, Welt, Natur und alles ſie doch belehrt, verehren
wollen.
Sie ſpreizen ſich, die wuͤrdge Meynung, daß goͤttliche Un-
endlichkeit,
Die ſich in ſeiner Creaturen Unzaͤhlbarkeit, Vollkommenheit,
Jn ungezaͤhlten Millionen von Sonnen und von Welten, zeiget,
Und die ihr vorigs groſſes Nichts auf ſolche Weiſe uͤberſteiget,
Daß kein Vergleichen uͤbrig bleibt, durch Stolz verfuͤhret, an-
zunehmen,
Und wollen, (welches doch vermuthlich zu unſers Schoͤpfers
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott. Bd. 6. Hamburg, 1740, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen06_1740/626>, abgerufen am 21.12.2024.
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